Laut Kennern knallt ein dicker Joint nur dann stärker als die dünne Version, wenn das enthaltene Marihuana auch entsprechende THC-Anteile enthält. Eine Binsenweisheit natürlich und doch gibt es zum Thema Grastüte und Wirkung gerade eine frische Studie von der „University of Columbia“. Dort schauten sich Forscher das Volumen von Hanf genauer an, der bekanntlich erst mit dem Grinder zerbröselt und anschließend zu unterschiedlichen Formen von Joints gedreht, gerollt, gestopft wird. Auch die vor paar Jahren unvermeidlichen Cannabis Aerosole stehen im Fokus der Untersuchung aus dem Labor, wo man Effekte durch Cannabinoide beim Tüte rauchen detailliert verstehen möchte.
Bis dato wenig Forschung zum Inhalieren von Cannabis
Im Gegensatz zum noch recht neuen Verdampfen von Hanf mit dem Vaporizer ist das Rauchen und Inhalieren bisher kaum Gegenstand von wissenschaftlichen Studien. Eigentlich seltsam angesichts der enormen Popularität vom Joint, der auch im Jahr 2023 weltweit weiterhin zur mit Abstand beliebtesten Methode beim Cannabiskonsum gehört. Vielleicht liegt es an der immer etwas abwertenden Bezeichnung „Kiffen“, die vorwiegend für diese Art Aufnahme der Wirkstoffe von THC bis CBD im Umlauf ist?
In der Forschung möchte man maximal seriös auftreten und untersucht deshalb in erster Linie Verdampfer, Hanf zum Essen und Trinken oder kosmetische Produkte auf deren Besonderheiten. Doch was genau passiert, wenn User beim Gras rauchen mehr oder weniger stark inhalieren? Und dabei gerne die Luft anhalten und den Rauch so tief in die Lungen drücken, dass es unweigerlich zu extrem klingendem Husten kommt? Die einschlägigen Experten halten diesen Hustenreiz sogar für förderlich, weil „das THC dabei kräftiger ins Blut der Lungenbläschen gelangt“.
Ob das so stimmen kann, will die Studie „Hot Topics and Hotboxing: Latest Research on Cannabis Aerosols“ klären und an der Universität tat man sich dafür mit ein paar weiteren Lehranstalten zusammen. Chemie heißt das Zauberwort oder eben Biochemie und präsentiert wurden die Ergebnisse zur Wirkung von Joints der Länge nach kürzlich auf einer Fachkonferenz in Kanada. Ihren Vortrag betitelten die Studienmacher noch zusätzlich mit den Worten „Lasst uns einen für die Forschung anzünden“ – Kompetenz scheint also genauso garantiert wie die etwa in Deutschland beim Hanf leider so gar nicht vorhandene, wissenschaftliche Neutralität.
Der Joint als ewiger Klassiker für den Hanfkonsum
Laut Studie konsumieren weltweit mehr als 200 Millionen Menschen Cannabis und weil die sich nicht alle sofort erwischen lassen oder gleich in modernen Ländern mit einer Legalisierung leben, kreist der Joint unvermindert auf allen fünf Kontinenten. Auf gut 70 % Anteil bei den Methoden zur Aufnahme von Hanf und dessen Wirkstoffen kommen Tüten, die in der Szene viele weitere Bezeichnungen haben. Freilich ist ein Blunt kein Godfather, Secret Agent oder gar Roach, womit User etwa den (ekligen) Stummelrest einer Jolle bezeichnen.
In Nordamerika ist das aber weniger entscheidend, wegen der vielerorts durchgeführten Cannabisfreigabe. Mündige Bürger der USA wie Kanada dürfen Hanfprodukte im Fachgeschäft kaufen und müssen ganz folgerichtig ihre Tüten voller THC nicht durch gesundheitsschädlichen Tabak strecken wie ihre Artgenossen in der EU. Wer zu Dealern auf den Schwarzmarkt schleicht, kauft wenig entspannt und zugleich auf Vorrat, was weder Qualität noch ausreichend Volumen beim Rollen garantiert. Bei uns ist das Mischen außerdem beim Hanfkonsum mit Haschisch gebräuchlich, schließlich lässt sich das klebrige Harz völlig pur nur bedingt per Joint rauchen.
Partikelgröße von Gras und enthaltene Cannabinoide im Wechselspiel
Zur Veranschaulichung stellten die Forscher auf der Konferenz eine Kaffeemühle auf die Kanzel. Mit dem entsprechenden Modell lassen sich Grasblüten in Durchmessen von einem, drei und fünf Millimetern mahlen. Abgeglichen wurde das mit Daten zu Joints und deren Brenndauer im Durchschnitt. Ergebnis: Eine Partikelgröße von einem Millimeter gekörntes Cannabis führt zu stärkerem Inhalieren als höhere Werte! Sind die einzelnen Partikel fünf Millimeter groß, verlängert sich allerdings die Lebenszeit vom Joint – egal welche Art Marihuana drinsteckt!
Verbraucher könnten nach Ansicht der Wissenschaftler durchaus an der „Architektur“ ihrer Tüten feilen. Pro Zug wurde THC in einem Volumen zwischen 0,09 Milligramm und 0,88 Milligramm inhaliert. Das zerkleinerte Gras auf einen Millimeter lieferte das meiste vom berauschenden Wirkstoff, während bei maximaler Körnung gut 25 % THC weniger in der Lunge ankamen. Beim CBD Gras, seines Zeichens ohne psychoaktive Wirkung und zum Beispiel als Nutzhanf Blüten im Umlauf, bewegen sich die Werte zwischen 2,3 Milligramm und 6,1 Milligramm Cannabidiol.
Hilfreich ist die Studie nicht nur für die üblichen Verdächtigen mit Rastaperücke und 420-Sticker, sondern gerade auch für Patienten und die möglichst passgenaue Einnahme von Cannabis als Medizin. Mehr Kontrolle, effizientes Dosieren, optimale Konsistenz der Hanfprodukte für therapeutische Zwecke – in Übersee können Ärzte bei Kenntnis der Untersuchung künftig mehr aufklären und beliebten Methoden für den Konsum der einzelnen Cannabinoide. Auf der Konferenz ging es außerdem um Terpene, Kief, Haschischöl im Joint und wer sich von Aspekten wie „Nebenstrom“ oder „Aerosolpartikelvolumen“ nicht abschrecken lässt, kann die Analyse online gerne im Detail studieren.