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„Nichts zu sehr“ – der berühmte Leitspruch des Solon von Athen aus dem sechsten Jahrhundert vor unserer Zeit gilt laut aktueller Forschung auch für Cannabiskonsum und extremes Kiffen. Wird es mit Haschisch und Marihuana nämlich derart übertrieben, dass Betroffene sogar in der Notfallaufnahme landen, hat das einen messbaren Einfluss auf die Lebenserwartung und Hardcore-User von THC laufen Gefahr, innerhalb von fünf Jahren das Zeitliche zu segnen.
Viele neue Studien zur Abhängigkeit von Cannabis
Potenzielle Risiken beim Gras rauchen im Übermaß wurden schon vor der Legalisierung wissenschaftlich untersucht, doch erst die etwa in Deutschland und Nordamerika abgeschafften Verbote machen Cannabinoide als Inhaltsstoffe von Hanfpflanzen zu einem wirklich umfassend erforschten Thema. Wo früher vorwiegend Gerüchte zirkulierten oder bei Cannabis lediglich pauschal von einer möglichen psychischen Abhängigkeit die Rede war, geht es mittlerweile detailliert und empirisch belegt um konkrete Gefährdungen.
Krankenhausaufenthalte wegen THC führen in Zeiten der Freigabe nicht mehr zu Strafmaßnahmen durch Behörden. Konsumenten sind schlicht ehrlicher, gestehen die übermäßige Einnahme öfter ein und entsprechende Statistiken stehen wiederum den an Klarheit interessierten, analytischen Wissenschaften zur Verfügung. Jenseits der besseren Datenlage gibt es heute aber auch neue Hanfprodukte mit extra starker Wirkung, und wie bei hochprozentigem Alkohol braucht es über die Auswirkungen auf Gesundheit und Lebenserwartung besonders intensive Aufklärung.
Maßloser Hanfkonsum und Todesfälle im Vergleich
Für einen Zeitraum von fünf Jahren überprüften kanadische Forscher von der Universität Ottawa medizinische Daten aus Patientenakten. Insgesamt 11,6 Millionen Menschen, deren Lebensalter zwischen 15 und 105 Jahren lag, dienten als stille Probanden dieser recht umfangreichen Cannabis-Vergleichsstudie. Die Experten stellten fest, dass extremes Kiffen mit dokumentierter Einlieferung im Krankenhaus bis zu sechsmal eher sterben als Leute, die Hanf in normalem Maß oder gar nicht konsumierten.
Subtrahieren musste man natürlich eventuell vorliegende Begleiterkrankungen, doch auch nach Abzug dieser Umstände blieb das Sterberisiko für Hardcore-Kiffer um das Dreifache erhöht.
Vorzeitiges Ableben geschah häufig durch Suizide, Lungenkrebs oder wegen einer tödlichen Vergiftung bei Überkreuzwirkungen von Cannabis mit bestimmten Präparaten der Schulmedizin.
Im Vergleich mit krankhaftem Konsum von Alkohol schnitt Hanf allerdings besser ab. Saufen, bis der Notarzt kommt und den Magen auspumpen muss, bedeutet innerhalb der analysierten fünf Jahre laut Studie noch viel häufiger das eigene Ende. Beide Rauschmittel haben ihre Tücken für alle Menschen mit Suchtverhalten. Eine effektive Behandlung wie Prävention kann beiderseits nur funktionieren, wenn die staatliche Gesundheitspolitik wirklich passgenaue Strategien an den Start bringt.
Extremes Kiffen allein führt nicht zum Tod
Dieser Hinweis ist den Wissenschaftlern aus Ottawa wichtig. Staatliche Verbote von Cannabis und harte Strafen würden nur das Erforschen solcher sonst wenig bekannten Aspekte wie früher sinnlos erschweren. Zum anderen lassen sich bei gesellschaftlichen Tabus gegenüber THC mögliche Interaktionen zwischen Hanfkonsum und riskantem Lebensstil kaum nachvollziehen.
Im 21. Jahrhundert wird zwar weniger geraucht, aber dafür viel mehr Medizin im Alltag eingenommen und viel mehr Zucker gegessen. Welchen Effekt außerdem etwa die permanente digitale Vernetzung auf das Sterberisiko hat, sollte nach Meinung der kanadischen Experten auch beim Thema Cannabis ausführlich analysiert werden. Der Fachbericht schließt mit klaren Forderungen: Psychoaktive Substanzen wie THC sind weder harmlos noch für jedermann gefährlich – solcherlei Ehrlichkeit ginge nur durch die Legalisierung und öffentlichen Diskurs auf wissenschaftlicher Basis.
Hilfreiche Aufklärung vermeidet Schauergeschichten über Cannabinoide genauso wie Verharmlosung, und natürlich müssen junge Leute besonders im Fokus stehen. Der Staat sollte zielgerichtet Hilfe anbieten, ohne die Vorteile von Cannabis als Heilmittel zu verschweigen und ohne ganze Bevölkerungsgruppen pauschal anzugreifen, die eben kein extremes Kiffen betreiben.
Grasblüten gegen Schmerzen einnehmen und sich Cannabis auf Rezept vom Arzt zu holen, ist kein Verbrechen und keine Sünde und das gilt ebenfalls für gelegentliches Kiffen in der Freizeit. Risiken gibt es jedoch sehr wohl und obwohl aus Sicht der neuen Studie niemand direkt am Marihuana sterben mag, bleibt der verantwortungsbewusste Umgang mit berauschender Botanik die beste Prävention vor Tod und Krankheit von allen.