Das Biopharmaunternehmen Vertanical GmbH testet ein Cannabis-Vollspektrumextrakt für die Behandlung chronischer Rückenschmerzen.
Ziel ist es, den Schmerzmittelmarkt umzukrempeln und Opioide zu verdrängen, so das bayerische Unternehmen, das nach eigenen Angaben die weltgrößte Zulassungsstudie für ein Cannabis-Fertigarzneimittel durchführt. Bis 2023 soll das Vollspektrumextrakt für die Behandlung chronischer Rückenschmerzen zugelassen sein.
Volkskrankheit Rückenschmerzen
Bei der Vorstellung der Studie verwies Dr. Clemens Fischer von Vertanical auf die Bedeutung von Rückenschmerzen innerhalb unserer Gesellschaft. Allein in Europa leiden 25 Millionen Menschen an chronischen Rückenschmerzen. In Deutschland sind Rückenschmerzen die häufigste Ursache für eine Krankschreibung und Arbeitsunfähigkeit.
Ein weiterer Punkt ist die etablierte Behandlung chronischer Rückenbeschwerden. Aktuell stünden Medizinern für die notwendige medikamentöse Langzeittherapie nur Opioide zur Verfügung. Werden Opioide über einen längeren Zeitraum eingenommen, kann es zu schweren Nebenwirkungen und der Gefahr einer Abhängigkeit kommen.
Erste Ergebnisse womöglich 2022
In einem aufwendigen Selektionsprozess mit mehr als 500 Genetiken gelang es Vertanical, eine Cannabispflanze zu selektieren, die aufgrund ihrer Zusammensetzung an Wirkstoffen für die Behandlung von Rückenschmerzen geeignet sein soll. Die eigens angebauten Pflanzen haben neben einem bestimmten THC:CBD-Verhältnis auch ein besonders vielversprechendes Terpenprofil in gleichbleibender Qualität.
Über 100 Millionen Euro will Vertanical für die Studie insgesamt ausgeben. Allein für die Auswahl der richtigen Pflanzen mit entsprechender Wirkstoffkonzentration und der richtigen Zusammensetzung der Terpene sind bereits Millionen investiert worden.
Im Mai startete die Untersuchung, an der 800 Patienten und 100 Schmerzzentren teilnehmen, in Deutschland und Österreich. Erste Ergebnisse der doppelblind und Placebo-kontrollierten Studie werden frühestens 2022 erwartet.
Die Grundsubstanz ist bereits seit 2019 als Rezepturausgangsstoff erhältlich und verursacht in Apotheken einen dementsprechend hohen Arbeitsaufwand. Durch die Zulassung als Fertigarzneimittel würde der Herstellungsschritt in der Apotheke wegfallen.