Obwohl Cannabiskonsum oft mit einem stärkeren Heißhungergefühl verbunden ist, hat man bereits vor einiger Zeit festgestellt, dass die Nutzer des natürlichen Rauschmittels in vielen Fällen einen schlankeren Körperumfang besitzen als Menschen, die nicht darauf zurückgreifen. Bereits im Jahr 2019 konnte eine spanische Studie mit 510 Probanden den Cannabiskonsumenten bescheinigen, dass sie einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) und einen niedrigeren Gesamtcholesterinspiegel aufweisen.
Schon zuvor gab es Untersuchungen, die in ihrem Ergebnis aussagten, dass der konstante Cannabiskonsum die Risiken für Fettleibigkeit, Diabetes oder einen zu hohen Cholesterinspiegel reduzieren könne. Auch wurde bereits nachgewiesen, dass die Blutwerte von Cannabiskonsumenten eine bessere Verfassung den Nutzer des grünen Krautes bescheinigen würden. Ebenfalls würde bei ihnen ein geringeres Risiko vorhanden sein, an Diabetes zu erkranken – trotz der Fressflashs, die oft süße oder salzige Knabbereien beinhalten.
Nun hat eine neue Untersuchung zutage gebracht, was im Körper wirklich passiert, wenn man häufig Cannabis konsumiert und weshalb der Einsatz des Rauschmittels nicht nur mit positiven Effekten in Verbindung zu bringen ist.
Funktion der Fettzellen sollen nachhaltig gestört sein
Forscher der University of California in Irvine wollen anhand von Tierversuchen mit Mäusen herausgefunden haben, dass zwar tatsächlich der Cannabiskonsum mit einem schlankeren Körper verbunden sei. Die Auswirkungen auf die Funktion der Fettzellen seien nicht unbedingt vorteilhaft, sodass hier keine Lösung gegen Übergewicht vorläge. Zum einen wäre der Zusammenhang zwischen dem Konsum von Cannabis und der geringen Gewichtszunahme schon in der Jugend verankert, wenn viele Dauerkonsumenten erstmals damit experimentieren, zum anderen könnten durch den Konsum fein abgestimmten Prozesse der Energiespeicherung durcheinandergebracht werden.
Die im Fachjournal „Cell Metabolism“ veröffentlichten Ergebnisse der Forschenden um Daniele Piomelli, basieren dabei auf Daten, die man mittels Versuchen an Mäusen erhielt. Täglich wurden den heranwachsenden Tieren für einen gewissen Zeitraum eine geringe Menge THC verabreicht, die dann nach dem Erreichen ihres Erwachsenenalters anschließend auf ihren Stoffwechsel untersucht worden sind. Dabei wurde festgestellt, dass neben einer nachweisbar vorhandenen geringeren Fettmasse sowie einer höheren mageren Körpermasse sich unter Umständen auch eine Resistenz gegenüber Adipositas und einem krankhaft erhöhten Blutzuckerspiegel entwickelte. Doch auch die negativen Effekte einer erhöhten Körpertemperatur, zusätzlich zur dauerhaften Einbuße der Fähigkeit, Energie aus den Fettspeichern zu mobilisieren, sollen festgestellt worden sein.
Muskelproteine in Fettzellen gefunden
Damit man erklären konnte, wie diese Veränderungen zustande gekommen sein sollen, untersuchten die Forscher die durch THC verursachten Veränderungen auf molekularer Ebene. In den mikroskopischen Beobachtungen fand man zunächst keine Hinweise in den Fettzellen, da sie zuerst einen normalen Anschein hinterließen. Doch genauere Untersuchungen sollen aufgezeigt haben, dass sich Muskelproteine in den Fettzellen gebildet hätten, die dort regulär nicht vorkommen würden. Zeitgleich wären in den Muskeln weniger dieser Proteine aufgefunden worden, woraus man schloss, dass die Produktion in den Fettzellen, den Prozess in den Muskeln beeinträchtigen könne.
Zudem würden die normalen Funktionen der Fettzellen eingeschränkt, die eigentlich zur Speicherung und Abgabe von Energie genutzt werden, was fortan nicht mehr funktioniert haben soll. Nun folgert man seitens der Forscher, dass diese Ergebnisse auch Auswirkungen auf die körperlichen Prozesse sowie die Gehirnaktivität, etwa betreffend der Konzentrationsfähigkeit, haben könnten. Obwohl man in erste Linie bei Cannabis an die psychoaktive Komponente denken würde, wären weitaus mehr Auswirkungen auf den Körper vorhanden, mahnt der Neurowissenschaftler Pionelli aus Kalifornien.
THC würde einer Gruppe chemischer Botenstoffe gleichen, sodass man gewisse Gefahren erkennen müsse. Alle Endocannabinoide würden wichtige Prozesse im gesamten Körper regulieren, sodass eine Beeinträchtigung der Endocannabinoid-Signalübertragung in der Jugend die Funktionsfähigkeit der Fettorgane daher dauerhaft stören könne. Man dürfe somit nicht ausschließen, dass damit bestimmte Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit in Verbindung zu bringen wären.
Dass der Einsatz von THC selbst bei winzigen Fadenwürmern den Geruchssinn derart verändert, dass sie sich trotz Sattheit auf ihre Lieblingsspeise stürzen, zeigt, wie weit die Macht der Cannabinoide allein für den Augenblick reicht. Inwieweit das „hedonistische Fressen“ mit Cannabis aber tatsächlich den Metabolismus stört, und somit negative Folgen für eine gesunde Verfassung mit sich bringt, sollen weitere Untersuchungen erst einmal untermauern. Dies ist bei anderen Themen und in der Forschung schließlich eigentlich sonst stets der Tenor nach solchen Ergebnissen – auch bei den positiven.