Hanf und Cannabis wirkt sich äußerst stark auf den Schlaf und das Träumen aus. Schon seit Langem werden insbesondere alte Menschen in Israel, die unter schweren Albträumen aufgrund schockierender Erlebnisse aus der Vergangenheit leiden, mit Cannabis behandelt. So werden dank Tiefschlaf wiederkehrende Momente unterdrückt und eine angenehme Nachtruhe kann gewährleistet werden.
Schlaf und Cannabis werden schon seit Urzeiten miteinander verbunden und sind mittlerweile sehr gut wissenschaftlich erforscht. Bewiesen wurde in der Vergangenheit bereits von Forschern aus Australien in einer placebokontrollierte Untersuchung, dass Cannabis auch gegen Schlaflosigkeit wirksam ist und schon bei kurzer Einsatzdauer beeindruckende Ergebnisse erzielen kann. Nun haben Forscher der Washington State Universität (WSU) anhand der Daten von 1,216 Personen die Erfahrungen machen können, dass viele Menschen auf herkömmliche Schlafmittel verzichten können, wenn sie vor dem Schlafen Cannabis konsumieren.
Cannabis ist vorteilhafter
Die US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) empfehlen eine durchschnittliche Schlafdauer von mindestens sieben Stunden am Tag. Akute und chronische Schlaflosigkeit stellen ein vielfaches Leiden für viele Personen dar. Verschiedenen Studien zufolge sind 10 bis 30 Prozent der Weltbevölkerung von Schlaflosigkeit betroffen. Doch es gibt auch Hochrechnungen, die davon sprechen, dass der Anteil 50 bis 60 Prozent betreffen könnte. Nicht nur der persönliche Stress ist ein Problem, denn schlechter Schlaf wird auch mit Demenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem erhöhten Sterberisiko aufgrund auftretender chronischer Krankheiten in Verbindung gebracht.
Dies zeigt eindrucksvoll, wie wichtig eine angemessene Schlafphase für Menschen tatsächlich ist. In den USA hat daher eine gemessene Zunahme von Schlaflosigkeit und schlechter Schlafqualität zu einem verstärkten Einsatz von rezeptfreien Medikamenten wie Melatonin und verschreibungspflichtigen Schlafmitteln wie Benzodiazepinen geführt. Diese haben ein hohes Suchtpotenzial und unerwünschte Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Konzentrationsschwäche und können Gedächtnisstörungen verursachen. Daher greifen offensichtlich viele Erwachsene nun auf Cannabis zurück, um ihren Schlaf zu verbessern. Wie die Untersuchung der WSU jetzt herausfand, scheint Cannabis sehr viel vorteilhafter bei Schlafstörungen als herkömmliche Schlafmittel.
Wie und warum
Gefragt hatten sich die Forscher, wie und warum medizinische Cannabiskonsumenten die Droge einnehmen, um ihren Schlaf zu verbessern, und welche Auswirkungen das auf den Einsatz herkömmlicher Schlafmittel hat. Die verantwortliche Autorin der Studie sagt, dass die Verwendung von Cannabis bei schlafbezogenen Problemen im Allgemeinen als vorteilhafter empfunden wurde als rezeptfreie Medikamente oder verschreibungspflichtige Schlafmittel. Carrie Cuttler fügt auf Newatlas.com an, dass der Einsatz von Cannabis im Gegensatz zu lang wirkenden Beruhigungsmitteln und Alkoholkonsum von den Nutzern nicht mit einem „Kater‘-Effekt“ in Verbindung gebracht wurde.
Einige Betroffene berichteten über einige anhaltende Effekte wie Schläfrigkeit und Stimmungsschwankungen. Die wichtigste Erkenntnis scheint aber zu sein, dass mehr als 80 Prozent der 1,255 teilnehmenden Cannabiskonsumenten, die für die von der WSU geleitete Analyse befragt wurden, angaben, nicht länger rezeptfreie oder verschreibungspflichtige Schlafmittel wie Melatonin oder Benzodiazepine zu verwenden. Stattdessen bevorzugten sie die Inhalation von Cannabisblüten, die einen hohen THC-Gehalt besaßen, durch Rauchen oder Verdampfen. Beides wären zwei schnell wirkende Methoden, die auch schon laut früheren Untersuchungen bei Einschlafproblemen helfen können.
Die Teilnehmer im Detail
Die Forscher griffen auf die Daten von 1,216 Cannabiskonsumenten zurück, von denen mehr als die Hälfte weiblich und zwischen 18 und 77 Jahre alt waren. Sie erhoben Daten über die Schlafprobleme der Teilnehmer, was deren Dauer betraf und wie häufig dabei Cannabis als Schlafmittel verwendetet wurde. 82,2 Prozent der Teilnehmer berichteten von Einschlafproblemen, von Müdigkeit am nächsten Tag (68,1 %) und von grundlosem Aufwachen während der Nacht (67,1 %). Ebenfalls wurde von Schwierigkeiten berichtet, wieder einschlafen zu können (61,6 %) und von Schwierigkeiten, am nächsten Tag aufgrund von schlechtem Schlaf richtig zu funktionieren (53,9 %).
64,9 Prozent hatten seit mehr als fünf Jahren Schlafprobleme, und 70 Prozent gaben an, seit mindestens einem Jahr Cannabis zu konsumieren, um den Schlaf zu verbessern. Was die Art des konsumierten Cannabis betrifft, rauchten 46,1 Prozent vornehmlich Joints, 42,5 Prozent nahmen Cannabisöl zu sich, 42,6 Prozent verdampften Blüten und 34,9 Prozent verzehrten Nahrungsmittel mit Cannabis. 33,9 Prozent verwendeten einen Vaporizer und 14,6 Prozent nahmen THC-haltige Kapseln ein. Die meisten, nämlich 60 Prozent, bevorzugten Produkte mit einem hohen THC-Gehalt, um erholsamer schlafen zu können, gefolgt von 21,7 Prozent, die auf eine ausgewogene Kombination aus THC und CBD setzten.
Das positive Ergebnis
Von den Teilnehmern gaben nach Befragung 81,8 Prozent der Konsumenten an, nicht länger rezeptfreie oder verschreibungspflichtigen Schlafmittel zu verwenden. Mehr als 60 Prozent gaben an, bei gewöhnlichem Cannabiskonsum zwischen sechs und acht Stunden Schlaf zu bekommen. Weniger als 20 Prozent der Teilnehmer berichteten, die gleiche Zeit schlafen zu können, wenn sie ein verschreibungspflichtiges oder rezeptfreies Schlafmittel oder Cannabis in Kombination mit einem Schlafmittel verwendeten. Besonders auffällig war die Aussage der Nutzer, dass sie das Terpen Myrcen in dem Cannabis suchten, das sie zum Schlafen verwendeten (49 %). Myrcen ist das am häufigsten vorkommende Terpen in Cannabis und da es so häufig vorkommt, synergiert Myrcen mit anderen Cannabinoiden und Terpenen.
Dabei verstärkt es die gesundheitlichen Vorteile der Pflanze, darunter schmerzlindernde, entzündungshemmende und sedierende Eigenschaften. In der wissenschaftlichen Literatur gäbe es bereits einige Hinweise, dass Myrcen den Schlaf fördern kann, so die Autorin Cutler. Cannabiskonsumenten wären daher offenbar bereit selbst darauf gekommen, dass dieses Terpen besondere Vorteile bezüglich eines gesunden Schlafes besäße. Insgesamt gaben die Cannabiskonsumenten häufiger an, dass sie sich morgens erfrischt und konzentriert fühlten und besser in der Lage waren, zu arbeiten. Und es wurde über weniger Kopfschmerzen sowie Übelkeit berichtet, im Vergleich zur Verwendung herkömmlicher Schlafmittel.
Nebenwirkungen gering
Doch auch Nebenwirkungen waren mit dem Einsatz von Cannabis zur Behebung von Schlafproblemen verbunden, welche sich allerdings in Grenzen hielten. So berichteten einige Cannabiskonsumenten auch davon, dass sie sich am Morgen manchmal schläfriger, ängstlicher und reizbarer fühlten als bei anderen Schlafmitteln. Außerdem berichteten sie häufiger über einen trockenen Mund oder gerötete Augen, was ja aber schon im Allgemeinen mit dem Konsum von Cannabis in Verbindung gebracht wird.
Alle Daten für die Studie wurden von Strainprint zur Verfügung gestellt, einem in Kanada ansässigen Medizin-Tech-Unternehmen. Doch die Studie weist einige Einschränkungen auf, insbesondere eine starke „Selektionsverzerrung“, da viele Personen bereits vorher auf Cannabis zurückgriffen, weil sie es für ihren Schlaf als nützlich empfanden. Nicht jeder würde daher feststellen, dass Cannabis ihm beim Schlafen hilft, und künftige Forschungen müsse objektivere Schlafmessungen durchführen, um ein umfassenderes Verständnis der Auswirkungen von Cannabis auf den Schlaf zu erhalten, sagte Carrie Cuttler daher diesbezüglich.
Doch auch andere Forschung, die den Einfluss von Cannabis auf den Schlaf bei Personen messen versuchte, die unter Ängsten litten, scheint zu bestätigen, dass das Naturheilmittel besser wirkt als Alkoholkonsum oder der Verzicht auf eine Behandlung mit regulären Medikamenten. Cannabis wurde auch hier mit einer höheren subjektiven Schlafqualität in Verbindung gebracht. Also scheint man wohl tatsächlich einfach besser zu schlafen mit Cannabis.