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Zum Hanfkonsum beim Autofahren hat die Bundesregierung kürzlich die Anhebung der THC-Grenzwerte für Verkehrsteilnehmer verabschiedet. Eine neue Studie aus Kanada zeigt nun, dass Cannabis am Steuer gerade nach der Legalisierung ohnehin seltener beobachtet wird als gemeinhin angenommen und befürchtet. Nach dem Genuss von Haschisch und Marihuana lassen Autofahrer das Kfz wahlweise ganz stehen oder fahren betont vorsichtig.
Auch besteht laut neuer Untersuchung zwischen allgemeiner Verkehrstüchtigkeit und einer Nachweisbarkeit berauschender Cannabinoide wie eben Tetrahydrocannabinol (THC) keine direkte Korrelation. Es kommt explizit auf die Dosierung an, auf die Art der konsumierten Hanfprodukte und individuelle Faktoren der Verkehrsteilnehmer.
Cannabisprodukte: Essen und Trinken statt Rauchen und Dampfen
Die Studie aus Nordamerika beschäftigt sich zur Abwechslung mal mit sogenannten „Cannabis Edibles“, das sind mit THC oder auch CBD und anderen Wirkstoffen aus der Hanfpflanze versetzte Lebensmittel zum Essen und Trinken. Bei uns hier in Deutschland nicht erlaubt, sind all die Kekse, Bonbons und Getränke in Übersee nach einer Cannabis-Freigabe sehr beliebt und werden vor allem als leckere Alternative zum Rauchen beziehungsweise Inhalieren mit Verdampfern gekauft. Beim oralen Verzehr wirken Cannabinoide zwar nicht per se anders, wohl aber länger, oft intensiver und vor allem: Zeit verzögert.
Wer an einem Joint mit Grasblüten zieht, dürfte die typischen Effekte nach wenigen Minuten spüren, während das mit den aufgepeppten Hanf-Lebensmitteln schon mal eine Stunde oder noch länger dauern kann. Ein nicht zu unterschätzendes Risiko, gerade für die Sicherheit im Straßenverkehr – vielleicht. Laut Forschung agieren User beim Autofahren nämlich selten wirklich fahrlässig und sind sich über spezielle Effekte der THC-Edibles bewusst.
Hanfkonsum führt weniger zu riskantem Autofahren als Alkohol
Alkoholische Getränke und deren Auswirkung auf unseren Organismus mit Cannabis zu vergleichen ist wissenschaftlich betrachtet keine so runde Sache, wie durch den Gesetzgeber weiterhin praktisch unverändert angenommen. Auch die deutsche Bundesregierung stellt die jüngst angepassten THC-Grenzwerte von 3,5 ng/ml Blutserum ungefähr 0,2 % Promille gegenüber – möglicherweise nur deshalb, weil es schlicht an wirklich belastbaren Daten fehlt?
In der aktuellen Untersuchung konstatieren die Macher bei Hanf statt Alkohol grundsätzlich weniger riskante Fahrmanöver, klare Tendenzen zum besonders langsamen Fahren. Viele Probanden der Studie geben direkt an, bei Cannabis an den eigenen Fähigkeiten hinter dem Lenker eher zu zweifeln als sich wie Besoffene massiv zu überschätzen. Ganz folgerichtig gibt es übrigens aus den USA und Kanada mit der dort schon länger geltenden Legalisierung keine Hinweise auf mehr Unfälle – auch wenn bei uns natürlich von Polizei bis Politik genau das gerne angekündigt wird.
Daten zur THC-Studie und die Frage nach der Fahrtüchtigkeit
Mal wieder durften sich Probanden zwischen 19 und 74 Jahren im Fahrsimulator anschnallen und bekamen Cannabis Edibles mit einem durchschnittlichen THC-Gehalt von 7,3 mg gereicht. Gummibärchen waren zu haben, Schokolade, Brownies und natürlich überprüfte man den Anteil der berauschenden Wirkstoffe im Blut und fragte detailliert zu Empfindungen am Steuer nach. Drei Tage Abstinenz war vorgeschrieben, das betraf neben Hanf auch Alkohol und andere Rauschmittel.
Entweder mit Placebo oder eben Gras im Körper tobten sich die Leute am Lenkrad zwei, vier und schließlich sechs Stunden nach dem eigentlichen Verzehr aus. Im Blick hatten die Forscher alles vom Gaspedal bis zur Bremse und simulierten eine Menge kniffeliger Situationen auf der virtuellen Straße. Einschränkungen zeigten sich überraschenderweise fast keine, weil die Cannabis-Fans das Autofahren sogar bei gleichzeitiger Bedienung von Radio oder gar Smartphone sehr sicher beherrschten! Null Unfälle wurden registriert und das durchgehend über alle drei Zeitabstände.
Weil empirische Daten bezüglich der Unfallgefahren nach einer Cannabislegalisierung in direkter Verbindung zu den Ergebnissen dieser Studie stehen, könnten Verkehrsteilnehmer viel sicherer an den Start gehen, als man das hierzulande bei DEKRA bis TÜV vermutet.
Zwar war diese Untersuchung eher klein in der Aufmachung und es braucht noch mehr wissenschaftliche Daten zum Thema, doch Cannabis als Grund für Raserei und unzählige Unfälle gehört wahrscheinlich genauso ins Reich der Fake News wie die Storys von angeblich unvermeidlichen Kiffer-Psychosen.