Schon in der Vergangenheit konnten unterschiedliche Studien und Datenanalysen viele Argumente von Legalisierungsgegnern entkräften. Obwohl es wissenschaftliche Beweise darüber gibt, dass der Konsum von Cannabis unter regulären Umständen nicht zu kognitiven Defiziten bei eineiigen Zwillingen führt, die nicht die gleichen Lebensweise teilen, hört man dennoch immer wieder, dass Cannabis dumm mache und das Gehirn schädige. Auch wurde schon mehrfach festgestellt, dass der Genuss von Marihuana nur in sehr seltenen Fällen für das Auftreten von Psychosen verantwortlich ist.
Doch auch dies wird von Gegnern der Freigabe des natürlichen Rauschmittels nicht wahrgenommen. Ebenso die Tatsache, dass Alkoholexzesse unter jungen Menschen seltener werden, wenn Cannabis unter legalen Bedingungen erhältlich gemacht wird. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, holt man sich vor Augen, wie viele Personen in Deutschland ein riskantes Konsummuster aufzeigen und wie viele Menschen jährlich aufgrund ihres Umgangs mit der flüssigen Droge ihr Leben lassen.
Die Universität von Minnesota und die Universität von Colorado haben just neusten Studienergebnisse veröffentlicht, die die bisherige Forschung untermauern und Cannabis erneut ein relativ geringes Gefahrenpotenzial bescheinigen. Es würde weniger Alkohol konsumiert und kein Anstieg von Psychosen festgestellt werden können, nachdem Cannabis zu Genusszwecken erwachsener Amerikaner legal verfügbar gemacht worden ist.
Zwillinge als Forschungsobjekte
4043 eineiige Zwillinge, die schon in der Vergangenheit während junger Jahre untersucht worden waren, wurden von dem Team der Forscher in die neue Analyse einbezogen. Nun wurden diese Personen, von denen 240 Zwillingspaare einen unterschiedlichen Wohnsitz hatten und einer anderen Gesetzeslage bezüglich Cannabis ausgesetzt waren, in den Lebensjahren zwischen 24 und 49 erneut untersucht. Dabei konzentrierte man sich auf die Auswirkungen der Legalisierung sowie auf die relevanten Folgen. Auch ob die Legalisierung mit bekannten Gefährdungsfaktoren (Alter, Geschlecht oder externalisierende Verhaltensstörungen) interagieren würde, sollte herausgefunden werden.
Circa 40 Prozent der Teilnehmer lebten in einem Bundesstaat, in dem Marihuana zu Genusszwecken legalisiert worden war. Heraus kam bei der Untersuchung, dass es zwar einen kleinen messbaren Anstieg bei den Nutzern von Cannabis in den Gefilden gäbe, in denen keine strafrechtliche Verfolgung mehr stattfand, doch dort ebenso der Gebrauch von Alkohol in erheblichem Maße abgenommen hätte. Dies stünde im Einklang mit vorangegangenen Erfahrungen, nach denen man sagen konnte, dass es einen Rückgang des Alkoholkonsums bei Personen gegeben hätte, die zuvor noch eine Behandlung aufgrund ihrer problematischen Verhaltensweisen in Bezug zu Alkohol suchten.
Keine negativen Auswirkungen in anderen Bereichen der Sucht
Zusätzlich zu diesem bereits positiv zu wertenden Ergebnis erklären die Autoren der Analyse, dass die Legalisierung nicht mit einer Zunahme von Psychosen, Drogenmissbrauchsstörungen oder anderen negativen Folgen verbunden gewesen wäre. Die Forscher der Universitäten kamen zu dem Schluss, dass eine Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken zwar zu einem Anstieg der Häufigkeit des Konsums geführt habe, aber die Bewohner der Bundesstaaten, die Cannabis legalisierten, in der letzten Zeit weniger Symptome einer Alkoholkonsumstörung aufzeigten.
Sie sagten: „Im Großen und Ganzen deuten unsere Ergebnisse hinsichtlich der Zwillingskontrolle und der unterschiedlichen Anfälligkeiten darauf hin, dass die Auswirkungen der Legalisierung von Genusscannabis auf die psychiatrischen und psychosozialen Aspekte ansonsten minimal sind.“ Beide Ergebnisse wären beruhigend im Hinblick auf die Bedenken der öffentlichen Gesundheit betreffend der Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch.
Menschen mit psychischen Krankheiten greifen häufiger auf Cannabis zurück
Die über die neue Analyse berichtende Webseite NORML.org fügt an, dass Menschen mit psychotischen Vorerkrankungen in der Regel häufiger auf Cannabis und andere reglementierte Stoffe zurückgreifen würden. Ausgelöst würden dagegen Psychosen bei Menschen, die zuvor nicht bereits eine psychiatrische Erkrankung diagnostiziert bekamen, nur relativ selten. Eine andere kürzlich veröffentlichte Studie aus der Schweiz und England mit 233.000 Probanden brachte zutage, dass weniger als ein halbes Prozent der Cannabiskonsumenten jemals psychotische Symptome erlebt hätten, die ärztliche Behandlungen nötig machten. Bei Alkoholkonsumenten ist dieser Prozentsatz definitiv höher.