Konsumiert man Cannabis nur selten oder gar zum ersten Mal, sind die Auswirkungen auf Körper und Geist meist stark spürbar. Man fühlt sich leichter, es kann einem etwas schummrig werden oder fühlt sich dazu berufen, ein kurzes Nickerchen zu machen. Auch der Bewegungsapparat kann unter Umständen in gewissem Maße beeinflusst werden, sodass es tatsächlich ratsam ist, nicht die anstrengendsten und fordernde Dinge zu unternehmen.
Dass sich diese Effekte aber mit der Zeit reduzieren und insbesondere bei Patienten und Gewohnheitskonsumenten verringern, können schon seit geraumer Zeit auch mehrere Forschungsergebnisse untermauern. Jetzt hat eine Untersuchung der Universität von Colorado und der Universität von Iowa erneut herausgefunden, dass tägliche Cannabiskonsumenten weniger Leistungsveränderungen aufweisen als diejenigen, die weniger häufig Cannabis konsumieren.
Viel versus wenig
Um die Auswirkungen von Cannabis auf die Psychomotorik der Nutzer zu untersuchen, wurde die Leistungsveränderungen in einer Kohorte von täglichen und gelegentlichen Cannabiskonsumenten überprüft. Die Teilnehmer inhalierten nach Belieben hoch THC-haltige Blüten, die einen Wert zwischen 15 und 30 Prozent THC besaßen. Die Forscher der beiden Universitäten verglichen dann die Ausgangsleistung der Probanden mit ihrer Leistung eine Stunde nach dem Konsum. Genutzt wurde für den Vergleich ein Tablet, auf dem zwei unterschiedliche Aufgaben gelöst werden mussten.
Die Gruppe der Gelegenheitskonsumenten zeigte im Vergleich zu der Gruppe mit einem täglichen Konsummuster und einer Gruppe von Nicht-Konsumenten eine langsamere Leistung bei der Reaktionszeitaufgabe. Eine weniger genaue Leistung wurde in dieser Gruppe auch bei einer Gedächtnisaufgabe erzielt. Das deutet darauf hin, dass der tägliche Cannabiskonsum zu einer Toleranz bezüglich der akuten Wirkung von Cannabis auf die Psychomotorik führt. Als Psychomotorik werden einfach gesagt, die Verknüpfungen von Geist und Bewegung bezeichnet.
Bei der Aufgabe zur Entscheidungsfindung benötigte die Gruppe mit einem täglichen Konsummuster nach dem Rauchen von Cannabis zwar etwas länger, um die Aufgabe zu lösen, doch erhöhte sich dabei gleichzeitig ihre Erfolgsquote.
Ergebnisse im Einklang
Insgesamt stünden die Ergebnisse im Einklang mit einer schon zuvor beobachteten erworbenen Toleranz gegenüber speziellen akuten Drogenwirkungen. Die längere Zeit, die die Gruppe mit täglichem Konsum benötigte, um die Aufgabe betreffend Entscheidungsfindung zu lösen, könnte dennoch auf eine akute Wirkung von Cannabis bei den Teilnehmern dieser Gruppe hinweisen. Diese räumte dafür der Genauigkeit einen Vorrang gegenüber der Reaktionszeit ein. Psychomotorische und kognitive Bewertungsverfahren, wie auch das in dieser Studie verwendete, könnten laut den Forschern künftig eine vielversprechende Methode darstellen, um eine objektive Messung der tatsächlichen Cannabisbeeinträchtigung bei Personen zu ermöglichen.
Dies könnte unter gewissen Umständen einmal dafür genutzt werden, herauszufinden, ob jemand nach dem Cannabiskonsum in der Lage ist, immer noch verantwortungsvoll am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen, was sicherlich als ein Vorteil für alle Konsumenten und Nicht-Konsumenten verstanden werden sollte. Sicher ist sicher. Norml.org hält eine derartige Herangehensweise jedenfalls für sinnvoller als strenge THC-Grenzwerte aufzusetzen, die dann gar nicht so viel über eine mögliche Beeinträchtigung verraten.