Die Hanfpflanze kann bei vielen unterschiedlichen Beschwerden für Entlastung sorgen und laut Forschung sind positive Effekte offenbar ganz besonders durch bestimmte Inhaltsstoffe wie das bisher eher selten untersuchte Cannabinol (CBN) möglich. Normalerweise interessiert sich die Wissenschaft beim Cannabis für diese Substanz, wenn es um natürliche Optionen für chemische Schlafmittel geht, schließlich wirkt CBN nachweislich beruhigend und kann häufig eine gestörte Nachtruhe ausgleichen.
Eine neue Studie stellt jedoch auch faszinierende, neuroprotektive Eigenschaften fest und hält künftig einen vermehrten Einsatz vom Hanf gegen Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz für aussichtsreich.
Cannabis-Wirkstoffe gegen Demenz
In der medialen Berichterstattung wird diese Verbindung leider häufig genau umgekehrt dargestellt, Stichwort „Kifferpsychose“, doch natürlich sind die empirischen Wissenschaften schon viel weiter. Es wäre auch ziemlich absurd, wenn mit Hanfpflanzen auf der einen Seite zwar seit Jahrtausenden ein therapeutischer Klassiker weltweit erfolgreich Verwendung findet, man zugleich aber mit schweren, unausweichlichen Schäden durch den Konsum rechnen muss.
Natürlich dürfen berauschende Cannabinoide wie THC nicht für Heranwachsende zur Verfügung stehen. Auch CBN hat leicht psychoaktive Effekte, die eben beim Schlafen helfen können, beim Entspannen, doch die meisten anderen Inhaltsstoffe von Marihuana wie das rauschfreie CBD oder CBG haben für alle Generationen ein sehr überschaubares Risikoprofil.
Parkinson, Alzheimer und Verletzungen am Gehirn als Einsatzgebiete für Cannabinol
Analysiert haben die Forscher vom Salk-Institut vier durch CBN beeinflusste Verbindungen und deren neuroprotektive Effizienz im Labor stärker hervortrat als bei Verwendung der isolierten, puren Substanz. Man suchte nach den aktiven Parametern der Hanf-Derivate und möchte bald mit der weiteren Modifizierung beginnen, damit sich in Zukunft daraus auch konkrete Arzneimittel gegen Demenz und neurologische Erkrankungen wie Verletzungen herzustellen. Es geht um den Schutz der Gehirnzellen, den Neuronen und deren Mitochondrien, die wie in allen Zellen als Kraftwerke für die Energieversorgung zuständig sind.
Das Mitochondrium ist bekanntlich eine Art faszinierender Schmarotzer in unserem Organismus, ohne dessen Aktivität wir freilich sofort sterben würden. Bei Alzheimer oder einem Unfall leiden die Neuronen und deren Mitochondrien so immens, dass sich bleibende Folgen nur durch passgenaue Medikation verhindern lassen. CBN moduliert laut Studie genau an dieser Stelle sehr vorteilhaft und schützt das Gehirn vor dem Zelltod, wahlweise als Apoptose oder Ferroptose definiert.
Cannabinoide und ihre Derivate in der Neurologie
Für ihre Erkenntnisse zerstückelten die Forscher das CBN auf molekularer Ebene in Fragmente und untersuchten deren neuroprotektive Eigenschaften. Konstruiert wurden zusätzlich vier „Analoga“ vom Cannabinol. Eine Form von verstärkten Doppelgängern. Besonders die Modifizierungen gelangten besonders schnell ins Gehirn und entfalteten einen kräftigeren Schutz als die reinen Bestandteile aus dem Cannabis. Mit dem künstlichen Zelltod gepeinigt wurden im Versuch Laborratten, die aber dank Hanf Glück hatten und sich rasch an heilenden Neuronen erfreuten.
Aufgeschnitten hat man außerdem eine Drosophila-Fruchtfliege und in deren Kopf zum Effekt der CBN Derivate bei traumatischen Hirnverletzungen geforscht, was durch eine deutlich höhere Überlebensrate bei mit dem Cannabis behandelten Insekten ebenfalls vielversprechende Resultate brachte. Zwar stehen Versuche am Menschen erst mal noch aus, aber die Wissenschaftler halten unter anderem eine präventive Gabe von CBN etwa an Sportler oder die akute Verabreichung an Unfallopfer potenziell für denkbar.
Weitere Studien sind in Planung. Nachteilig veränderte Gehirnbereiche korrigieren, Dysfunktionen ausgleichen, Neuronen durch Cannabinoide schützen. Auch wenn Mitochondrien als Kraftwerke wieder anschalten schwierig ist, bieten Hanfpflanzen vielleicht auch für die Medizin rund um Alzheimer und Parkinson vielversprechende Optionen. Selbstversuche mit CBN sind für interessierte Patienten grundsätzlich möglich, müssen aber bei bereits vorliegender Medikation und der Einnahme von chemischer Arznei unbedingt auf eventuelle Wechselwirkungen abgeglichen werden.