Aus guten Gründen interessiert sich die medizinische Forschung schon länger für Cannabis im Einsatz bei einem Tourette-Syndrom. Diese Erkrankung ist durch das Auftreten sogenannter „Tics“ gekennzeichnet, durch eine chronische Störung von Motorik und Sprachvermögen bei den Betroffenen. Weil gerade Hanfprodukte respektive deren enthaltene Cannabinoide passgenau an körpereigenen Rezeptoren andocken, sehen Experten große Chancen, bis dato schwer oder gar nicht zu lindernde Beschwerden auf natürliche Weise erträglicher zu machen. Eine neue Studie attestiert THC und CBD erneut Effizienz sowie eine gute Verträglichkeit.
THC und CBD im Wechselspiel
Alle Effekte beim Cannabiskonsum gehen auf jene in der Hanfpflanze reichlich vorhandenen Cannabinoide zurück. Von den weit mehr als hundert bekannten Vertretern sind vorwiegend Cannabidiol, berauschendes Tetraydrocannabinol (THC) und nicht psychoaktives Cannabidiol (CBD) wichtig rundum therapeutisch potenziell hilfreiche Verwendungsmöglichkeiten. Zu Cannabis beim Tourette-Syndrom liegen bereits vielversprechende Studien vor und die neuste Analyse untersucht nun noch genauer die Bedeutung vom Zusammenwirken einzelner Wirkstoffe.
Viele Mediziner, Patienten und Verbraucher beschreiben die Gesamtheit der Cannabinoide beim Einsatz von Vollspektrum-Hanf als potenter gegenüber einem Isolat. Besonders kommt es laut der neuen Studie auf eine optimal ausbalancierte Ratio der Inhaltsstoffe an.THC aktiviert und stimuliert das körpereigene Endocannabinoid-System und CBD gleicht solche Effekte wohltuend aus, sodass Patienten mit Tourette-Syndrom häufig von deutlicher weniger „Tics.“ Berichten.´
Studienparameter: Methoden, Dauer und die Dosierung der Cannabinoide
Über sechs Wochen wurden Probanden mit einem als schwer diagnostizierten Tourette-Syndrom mit Hanföl behandelt. Die Forscher verabreichten Tinkturen mit jeweils 5 mg THC und 5 mg CBD. Im Anschluss gab es über den gleichen Zeitraum nur ein Placebo und schließlich vier Wochen lang eine sogenannte „Auswaschphase“, weil Cannabinoide lange nachweisbar bleiben und Resultate verzerren können. Als Skala stand eine Art Tic-Messer mit Werten zwischen 0 und 50 zur Verfügung – je höher, desto schwerer sind die Belastungen von Patienten mit einer solchen Erkrankung. Konkret analysiert wurden Häufigkeit und Intensität der Beschwerden. So ging es den Medizinern um mögliche Verbesserungen durch Cannabis bei Angstzuständen, Depressionen und Zwangshandlungen.
Die insgesamt 22 Probanden berichteten zur Einnahme von Hanf um den Faktor acht geringere Werte und zum Placebo fast keine Veränderung, was laut Studie ein deutlicher Hinweis auf die Wirksamkeit der Wirkstoffe ist. Wie schon bei ähnlichen Untersuchungen zeigte sich besonders THC mit Blick auf die Plasmaspiegel und Effekte als effizienter Inhaltsstoff und CBD sorgte für Ausgleich primär um eventuelle Nebenwirkungen. Gelegentlich leichte Kopfschmerzen danach und Schwierigkeiten beim Memorieren sind nicht untypisch beim Cannabiskonsum, gelten aber in der Summe als unbedenklich auch bei einem Tourette-Syndrom.
Lohnt sich Cannabis auf Rezept bei Tourette?
Sicher steht dazu noch nichts im großen roten Buch beim Arzt und in Deutschland findet kaum eine ernst zu nehmende Forschung über therapeutische Cannabinoide statt. Weil jedoch seit einigen Jahren wiederholt Studien zum Tourette-Syndrom über deutliche Verbesserungen durch Hanfprodukte berichten, könnten auch hierzulande Patienten um eine Verschreibung vom Arzt bitten. Falls man sich in der Praxis sperrt und wie leider manchmal immer noch üblich, von Sucht und großen Gefahren rund um THC schwadroniert, empfiehlt sich eine zweite Meinung von verständigen Medizinern mit dem Stethoskop am Puls der Zeit.