Immer mehr Forschung wird bezüglich Cannabis und dessen Wirkung betrieben. So kommen Tatsachen ans Licht, die sich lange Zeit nicht mehr im menschlichen Bewusstsein befanden oder bislang gänzlich unbekannt waren. Nicht nur das medizinische Potenzial steht dabei immer im Vordergrund, sondern auch der Rausch ist von Interesse.
Jetzt hat sich die John-Hopkins-Universität in Baltimore auf die Wechselwirkung des nicht berauschend wirkenden Cannabinoids CBD mit dem Rauschwirkung hervorrufenden Cannabinoid THC konzentriert und einen Effekt untersucht, über den schon in der Vergangenheit berichtet wurde. So berichteten Konsumenten schon häufiger, dass Cannabidiol (CBD) die teils mit negativen Effekten wahrgenommene Wirkung von Tetrahydrocannabinol (THC) positiv beeinflusst.
Doch hätte es diesbezüglich bereits widersprüchliche Ergebnisse in Laborstudien gegeben, sodass das Team um Dr. C. Austin Zamarripa hier etwas Klarheit schaffen wollte. Da es insgesamt wenige eindeutige Antworten zu dieser Frage gegeben habe und diese überwiegend auf Forschung mit inhaliertem Cannabis basierten, wurde nun die Wechselwirkung von CBD und THC anhand des oralen Konsums untersucht.
Drei Brownies in drei Wochen
Um herauszufinden, ob die Aussagen vieler Konsumenten über die empfundene positive Wechselwirkung von CBD und THC zutreffend sind, hat das Forscherteam der John-Hopkins-Universität laut Pharmazeutischer Zeitung auf Backwaren anstatt auf Räucherware zurückgegriffen. 18 gesunde Teilnehmer erhielten jeweils einen Cannabis-Keks pro Woche in einem Zeitraum über drei Wochen. Dabei nutzte man drei unterschiedliche Dosen der Cannabinoide, um den Einfluss von CBD auf die THC-Wirkung zu überprüfen. Eine Sorte Brownies enthielt einzig THC mit einem Gehalt von 20 Milligramm, eine Sorte enthielt die gleiche Menge THC und zusätzlich CBD in der hohen Dosis von 640 Milligramm. Die letzte Variante Brownies hingegen stellte die eines Placebos dar, die gar keine Cannabinoide enthielt.
Die Probanden erhielten in der Doppelblindstudie (Within-Participant-Crossover-Studie) während des Zeitraums von drei Wochen pro Woche jeweils eine der Cannabis-Keks-Varianten, ohne zu wissen, um welche es sich handelte. Berichtet wurde dann von den Teilnehmern, dass sie die stärksten psychoaktiven Symptome und damit verbundene Stimmungen wie Ängstlichkeit, Sedierung und Gedächtnisstörungen empfanden, nachdem sie die THC/CBD-Brownies verzehrt hatten. Stärker als nach dem Verspeisen der Keksstücke, die nur THC enthielten. Ebenfalls wurde gemessen, dass die Herzfrequenz der Probanden nach dem Essen der THC/CBD-Sorten stärker erhöht gewesen ist.
CBD verstärkt Effekte von THC
Wie es auch schon das Kings College in London vergangenes Jahr herausfand, gibt es keine stichfesten Hinweise darauf, die eine Reduzierung der Effekte von THC durch CBD vermuten lassen können. In Baltimore wurde dazu etwas anderes bewiesen, sodass das Team dieser Forscher nun davon spricht, dass wohl eher das Gegenteil eintritt, wenn eine hohe Menge CBD eingesetzt wird. Es würde nicht stimmen, dass die unerwünschten Wirkungen von THC durch CBD abgemildert werden. Wahrscheinlich würde dieser Effekt durch eine Hemmung des Abbaus von THC und 11-Hydroxy-THC (11-OH-Δ9-THC) zustande kommen.
Die Autoren der Studie sprechen nun davon, dass ein größeres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Cannabinoiden und Cannabinoiden sowie zwischen Cannabinoiden und Arzneimitteln wünschenswert wäre. So könnten gute klinische und regulatorische Entscheidungen über die therapeutische und nicht therapeutische Verwendung von Cannabisprodukten getroffen werden.