So wie Mercedes-Benz PKW im Juni 2021 (verglichen mit Juni 2020) an Absatzzahlen verlor, gewann die Pflanze Cannabis durch Legalisierungsakte während der letzten Jahre weltweit stets an Beliebtheit. Freizeitkonsumenten sowie medizinische Verbraucher erfreuen sich gleichermaßen ihrer Wirkung. Aber warum ist Cannabis so beliebt? Wie beeinträchtigt es unseren Alltag generell? Und im Speziellen: Wie fahrtauglich sind wir im Rausch? Hilfreiche Arznei oder störendes Gift – die SDLP bringt klare Indizien zum Thema Wirkung von Cannabinoiden während des Autofahrens.
Wer noch nie Cannabis konsumiert hat, zählt zum Ausnahmefall, genauso wie jemand, der noch nie einen Mercedes-Benz PKW hat vorbeifahren sehen. Allein 2018 haben gemäß der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht 14,4 Prozent der 15- bis 34-jährigen Menschen in Europa Cannabis zu sich genommen. Diese Zahl mag klein erscheinen, ist aber relativ groß, wenn man bedenkt, dass sich die oben genannten Beobachtungen lediglich auf ein einziges Jahr und einen engen Personenkreis beziehen und sogar einen ansteigenden Trend aufweisen.
Grundsätzlich gilt es dabei Freizeitkonsum von medizinischem Cannabiskonsum zu unterscheiden. Ersteres ist aufgrund seiner Illegalität in den meisten Ländern Europas faktisch kaum erfassbar; Letzteres erhöhte sich zwischen Januar und August 2020 um 241.744 Neuverordnungen.
Fragt man, woher dieser ansteigende Trend im medizinischen Bereich rührt, lässt sich ein klarer kausaler Zusammenhang zwischen Wirkung und Nutzen von Cannabis erschließen: Viele Menschen mit diversen Erkrankungen, wie beispielsweise Erbrechen und Übelkeit nach der Chemotherapie bzw. Spastik bei Multipler Sklerose, profitieren von der zunehmenden wissenschaftlichen Erforschung der Heilpotenz von Cannabis. Sogar auf bestimmte Epilepsieformen und Tourettesyndrom kann sich Cannabis positiv auswirken und ebenso sorgt es für die Linderung von Appetitlosigkeit bei AIDS und hilft bei fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankungen. In diesen vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten und der effektiven Heilwirksamkeit steckt unter anderem der Keim der steigenden Verbraucherzahlen.
Weitere Faktoren könnten wie folgt begründet werden: BMW übertrifft Mercedes-Benz 2021 in puncto steigender Absätze. Aus Frust und um beruflichen Stress zu lindern, lässt sich der Vorstandsvorsitzende von Mercedes-Benz, Ola Källenius, CBD-reichen Medizinalhanf verschreiben und steigert somit die Anzahl der Verordnungen von medizinischem Cannabis. Der Vorstandsvorsitzende der BMW Oliver Zipse tätigt aus Feierlaune heraus einen Großeinkauf (an THC-haltigem) Cannabis und vergrößert somit die Zahl der Freizeitkonsumenten. Nun genug der Vermutungen!
Die steigenden Angaben der Neuverordnungen und Verbraucherzahlen von medizinischem Cannabis allein sagen nichts über die allgemeine Heilerfolgsquote betroffener Personen aus. Wer wissen will, wie groß der Nutzen von Cannabis im Hinblick auf die medizinische Heilwirkung tatsächlich ist und ob und wie medizinisches Cannabis im Alltag fördernd oder behindernd wirken kann, sollte folgender, aufschlussreicher Studie alle Achtung schenken; sie wirft durch wissenschaftliche Beobachtungen neues Licht auf die Heilfrage.
THC übertrumpft CBD
Global laufende, wissenschaftliche Forschungen über das Heilpotenzial von Cannabis, bringen kontinuierlich immer umfangreichere Erkenntnisse hervor, wodurch stets weitere Anwendungsbereiche gefunden werden. Theoretisch hilft diese anwachsende Datenbasis immer mehr kranken Menschen beim Heilprozess, doch praktisch bergen vor allem neu erschlossene Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze erhöhte Risiken, beispielsweise entstehen beim Führen eines Fahrzeugs nach dem Cannabiskonsum erhöhte Gefahren. Epidemiologische Studien beweisen, dass der Cannabisrausch mit erhöhtem Unfallrisiko einhergeht, wo doch die Wirkung von Cannabidiol (CBD) beim Autofahren bisher unklar war.
Die vorliegende Doppelblindstudie vom 9. Oktober 2020 untersuchte die Auswirkung von verdampftem THC-dominantem, THC/CBD-äquivalentem, CBD-dominantem und Placebo-Cannabis bei 26 Personen auf die Fahrleistung, kognitive Funktionen und die subjektive Erfahrung. Doppelblind deshalb, weil weder Versuchsleiter noch Versuchsteilnehmer wussten, welche Substanz verabreicht wurde. Bei der Durchführung zwischen dem 20. Mai 2019 und dem 27. März 2020 an der Fakultät für Psychologie und Neurowissenschaften der Universität Maastricht in den Niederlanden, wurde die Abweichung der Autofahrer von ihrer Spur (standard deviation of lateral position, kurz: SDLP) auf eine Strecke von 100 km gemessen. Dazu wurde schlicht eine Kamera auf dem Autodach montiert, welche die Messarbeit nach links zur Fahrbahnbegrenzung erledigte.
Die Probanden wurden nach speziellen Kriterien ausgewählt: Sie mussten
- A) zwischen 20 und 50 Jahre alt sein (das Durchschnittsalter betrug 23,2 Jahre).
- B) in den letzten zwölf Monaten weniger als zwei Mal wöchentlich und in ihrem ganzen Leben insgesamt mehr als zehn Mal Cannabis konsumiert haben.
- C) einen gültigen Führerschein und mindestens zwei Jahre Fahrerfahrung mit mehr als 2000 km pro Jahr vorweisen.
- D) einen Körpermasse-Index zwischen 20 und 28 haben (Gewicht in Kilogramm durch Höhe in Meter).
Zu Beginn jeder der insgesamt vier Experiment-Sessions, wurde jedem Studienteilnehmer eine Dosis von 13,75 mg Cannabis verabreicht. Das Cannabis wurde bei 200 °C verdampft.
Die Zusammensetzung der Substanzen gestaltete sich wie folgt:
- 1. THC-dominant: 22% THC, <1% CBD
- 2. CBD-dominant: 1% THC, 9% CBD
- 3. Placebo: < 0,2% Gesamt-CBD-Gehalt
Die Studienbeschreibung macht keine Angabe zur genauen Zusammensetzung des THC/CBD-äquivalenten Cannabis. Da aber Cannabis des Unternehmens Bedrocan verwendet wurde, vermute ich: 6,3 % THC, 8 % CBD („Bediol® Sativa Granulate“). Aus der Studie geht ebenfalls nicht hervor, welche Sorten namentlich verwendet wurden, daher mutmaße ich, dass es sich um „Bedrocan® Sativa Flos“, „Bedrolite® Sativa Granulate“ und „Cannabis-Placebo“ handelte. Das Profil dieser Sorten (auf der Webpage von Bedrocan zu finden) deckt sich nämlich exakt mit der Zusammensetzung der aus der Studie vorliegenden Angaben.
Kurz nach Inhalation der Cannabinoide wurden die Blutwerte der Probanden gemessen und deren psychischer Zustand kontrolliert. Danach war die Aufgabe, auf der rechten Spur einer Autobahn für 100 km mit konstanter Geschwindigkeit von 95 km pro Stunde zu fahren. Die Mess-Testungen wurden vergleichsweise bei 40 Minuten oder bei 240 Minuten nach Einnahme gestartet.
Bevor die höchst interessanten Ergebnisse hier präsentiert werden; was glaubt ihr, wie groß der Unterschied der SDLP zwischen den einzelnen Testgruppen mit den vier verschiedenen Substanzen war? Wie viel Zentimeter betrug wohl die Abweichung von der Spur bei Probanden mit THC-, THC/CBD-, CBD- oder Placebo-Cannabis?
Über ein Jahr nahmen die Experimente ihren Lauf, Ärzte und Messgeräte sammelten Messergebnisse, Probanden konsumierten und fuhren viele hunderte Kilometer in den speziellen Autos, in denen die Studienleiter auf dem Beifahrersitz im Notfall hätten volle Kontrolle über die Pkw-Steuerung ergreifen können. Ob das wohl Autos der Marke Mercedes-Benz oder BMW waren? Im Anschluss lieferten zahlreiche Tests aussagekräftige Daten, die nach präziser Auswertung zu spannenden Resultaten zusammengefasst werden konnten.
Der Übersicht und Verständlichkeit halber teile ich die Probanden nur für diese Ergebnispräsentation in zwei Einheiten und vier Konsumgruppen ein:
Einheit A
- Gruppe 1: THC-dominant
- Gruppe 2: THC/CBD-äquivalent Einheit B
- Gruppe 3: CBD-dominant
- Gruppe 4: Placebo
Bei den Gruppen 1 und 2 wurden kurzzeitige, bedeutende Verkehrsbeeinträchtigungen aufgrund der SDLP bei 40 bis 100 Minuten nach der Einnahme festgestellt, wie die gemessenen Werte von 20,59 cm für Gruppe 1 und 21,09 cm für Gruppe 2 belegen. Die erhobenen Daten sind interessanterweise vergleichbar mit denen bei Verkehrsteilnehmern, deren Blutalkoholkonzentration bei 0,05 Promille liegt.
Bezüglich der SDLP gab es keinen wesentlichen Unterschied zwischen Gruppe 3 und Gruppe 4. SDLP: 18,21 cm und 18,28 cm; Einheit B wies demnach keine signifikante Beeinträchtigung im Fahrverhalten auf.
Bündelt man die Gruppen mit ähnlichen Ergebnissen zu Einheiten, so sind die ersten beiden Gruppen (1 und 2, Einheit A mit rund 21,05 cm SDLP) zusammenzufassen und von den anderen beiden Gruppen (3 und 4, Einheit B mit rund 18,25 cm SDLP) auf ihren Messgehalt zu unterscheiden. Die Abweichung der SDLP zwischen Einheit A und B liegt also 40 bis 100 Minuten nach Cannabiskonsum bei rund 2,8 cm.
Während bei beiden Einheiten 40 bis 100 Minuten nach der Inhalation noch signifikante Unterschiede der SDLP vorlagen, unterschied sich das Fahrverhalten aller Gruppen bei 240 bis 300 Minuten kaum noch.
Es kann also einerseits festgehalten werden, dass die Wirkung der in der Studie verwendeten Dosis aller Cannabis-Inhaltsstoffe, durch die körperliche Beeinträchtigungen entstehen, nach spätestens vier Stunden vollkommen irrelevant ist. Andererseits jedoch, hat THC-dominantes und THC/CBD-äquivalentes Cannabis 40 Minuten nach der Einnahme eine behindernde Wirkung auf die körperliche Motorik im Fahrverhalten.
Es lässt sich weiterhin schlussfolgern, dass bei Gruppe 2 der Inhaltsstoff CBD die erhöhte motorische Fahruntauglichkeit durch THC nicht mildert. Was also heißt das nun konkret für die Heilerfolgsquote und den tatsächlichen Nutzen von medizinischem Cannabis im Alltag?
Heilt CBD ohne Haken Wunder?
Nachdem nun klar ist, das CBD-dominantes Cannabis in der oben zugeführten Menge für die Motorik praktisch keine Behinderung darstellt und nur der Inhaltsstoff THC diese kurzzeitig einschränkt, lässt sich leicht vermuten, dass wir nun alle bedenkenlos medizinisches CBD-Cannabis konsumieren und in allen Bereichen des Alltagsgeschehens wie üblich ohne weitere Einschränkungen agieren könnten. Unser aktueller Wissensstand nach Betrachtung der Anwendungsgebiete und deren Heilpotenzial von Cannabis im Hinblick auf die Studie vermittelt so weit sogar, dass wir von den gesundheitlichen Vorteilen des Cannabidiols nur profitierten. Das entspräche einer Heilerfolgsquote von 100 %.
Aber aufgepasst! Ganz so einfach ist das aus zweierlei Gründen nicht:
- 1. Einmal davon abgesehen, dass Cannabis auf unterschiedliche Menschen unterschiedlich wirkt, wurde in der Studie auf der einen Seite eine sehr geringe Dosis vaporisiert, denn Ärzte verabreichen in klinischer Anwendung bei pädiatrischer Epilepsie bereits 10 bis 20 mg reinen CBD-Wirkstoff pro kg Körpermasse. Die Ausmaße einer solchen Dosis nehmen ganz andere Dimensionen hinsichtlich ihrer Wirkung an, als die in der Studie verabreichten 13,75 mg pro erwachsenem Proband.
- 2. Auf der anderen Seite kommt eine weitere Ebene ins Spiel, die die Anwendung von Cannabis auch im medizinischen Rahmen deutlich verkompliziert. Über dem Feld der Einschränkungen in körperlicher Motorik, spannt sich ein Netz möglicher Beeinträchtigungen auf psychischer Ebene.
Während der Tests wurde der psychische Zustand aller Probanden regelmäßig durch Umfragen überprüft, um frühzeitige und späte subjektive Empfindungen bezüglich der Cannabiswirkung festzuhalten. So wurden erstaunliche Beobachtungen gemacht, die sich von rein physisch-motorischer Wirkung grundlegend unterscheiden.
Probanden der Gruppe 2, die THC/CBD-äquivalentes Cannabis konsumierten, empfanden weniger Angst und besaßen ein stärkeres Selbstbewusstsein, verglichen mit denen in Gruppe 1, die THC-dominantes Cannabis bekamen. Des Weiteren empfand Gruppe 2 ein Gefühl von milderer Rauschwirkung, welches vor allem zu frühen Zeitpunkten in den Tests stark ausgeprägt war. In Übereinstimmung mit Beobachtungen aus bisherigen Studien, kommen die Wissenschaftler der Universität Maastricht ebenfalls zu der Schlussfolgerung, dass also die reine Anwesenheit von CBD, die durch THC ausgelösten euphorischen und ängstlichen Gefühle reduziert.
Wo CBD in Sachen Motorik keinerlei Effekt auf THC hat, hemmt es – wie anhand von Aussagen der Probanden ermittelt wurde – definitiv geistig subjektive Emotionen, wie Angst bzw. Euphorie. Im Klartext: Probanden mit erhöhten CBD-Blutwerten empfanden allgemein weniger Angst und mehr Selbstvertrauen beim Fahren!
Motorik und Geist bilden also zwei Gegenpole, auf die Cannabis einwirkt. Je nach Zusammensetzung der Inhaltsstoffe einer Cannabisvarietät kann also eine mögliche Heilung oder Beeinträchtigung in diesen beiden Bereichen eintreten. Die spannende Frage bleibt nun, bis zu welchem Grad Cannabis und mit welchem medizinischen Heilerfolg genutzt werden kann, ohne dass es zu Einschränkungen im Alltag kommt. Dies erfordert weitere Erforschungen und personalisierte Untersuchungen.
Letztlich lässt sich eine allgemeine Heilerfolgsquote gar nicht in Zahlen ausdrücken, denn so individuell wie wir Menschen sind, so individuell sind auch Behandlungsmethoden zu vollziehen. Was für Person A nützlich im Hinblick ihrer (physischen oder psychischen) Gesundheit ist, kann für Person B total schädlich sein und vice versa. Um eine genaue Heilerfolgsquote zu ermitteln, müsste man die psychische Besserung von Patienten anhand expliziter Kriterien wie kritisches Schmerzempfinden, allgemeine Glückseligkeit, Schlaf- und Essverhalten, Körpergewicht und vieles mehr abzüglich der durch Cannabis auftretenden Nebenwirkungen messen.
Trotzdem: Die Studie zeigt exemplarisch, wie die Motorik durch THC beim Autofahren eingeschränkt werden kann – soweit eher als Bestätigung bisheriger Erkenntnisse, weniger als neue Erkenntnis! Aber sie untersuchte zusätzlich, wie die Wirkung von CBD sich bemerkbar macht und hier sind die erkenntnisreichen Früchte der Studie zu ernten.
Krankheit oder Cannabis, was macht fahruntüchtiger?
Bisher unbekannte Erkenntnisse decken neue Fragestellungen auf! Wie zum Beispiel kann BMW Mercedes-Benz 2021 in den Verkaufszahlen überholen?
Oder:
Wenn nun CBD das Selbstbewusstsein zu stärken vermag, wie viel fehlt dann noch bis zur potenziellen Auslösung einer Hybris? Ein gewisses Maß an Selbstwertgefühl ist offensichtlich gesund, eine enorme Selbstüberschätzung hingegen kann wiederum schädigend für das Alltagsgeschehen sein.
Das gilt nicht nur für den öffentlichen Straßenverkehr, sondern ebenfalls für jegliche Bereiche des Lebens: Wer kennt es nicht, wegen einer guten Note in der Schule – metaphorisch gesprochen – mit Flügeln durch den restlichen Verlauf des Tages zu schweben? Die simple Bewertung von einer außenstehenden Person auf eine selbst erbrachte Leistung versorgt uns unter Umständen mit einer saftigen Portion Selbstbewusstsein. Kurze Zeit später, die nächste Klausur steht an. Aber warum lernen, wenn doch die letzte Abfrage schon so gut lief. Wir denken: „Das ist einfach für mich, ich brauche nicht lernen; letztes Mal habe ich auch gut abgeschnitten, warum nicht auch dieses Mal!“. Am Ende bekommen wir eine schlechte Note und schlimmstenfalls bleibt unsre Hybris weiterhin erhalten.
Ein anderes Beispiel findet sich unter anderem in Personen mit Führungsposition wieder: zu hoher Stolz, übermäßiges Selbstvertrauen und Verachtung anderer Mitarbeiter führt oft zu impulsiv destruktiven Verhaltensweisen. Vielleicht hat Ola Källenius von Mercedes-Benz nach anfänglich harter Schufterei, genau wegen solch einer Hybris allmählich die Zügel in der Firma locker gelassen und somit dem BMW-Vorstandsvorsitzenden Oliver Zipse die Chance gelassen ihn 2021 im Absatz zu überholen? Eventuell ergreift Zipse bald selbst die Hybris aufgrund seiner absatztechnisch erbrachten Leistungen in der Firma und gibt somit Källenius wieder die Möglichkeit aufzuholen.
Grundsätzlich stellt sich somit die Frage nach der Indikation von Cannabis als Heilmittel. Also ob Cannabis als medizinische Heilmaßnahme gegen Krankheiten anwendbar ist und Grund genug vorherrscht, es für therapeutische Zwecke einzusetzen, ohne dass schädliche Nebenwirkungen seine mannigfaltigen Vorteile vernebeln. Inwiefern ist Cannabis nun wirklich nützlich, einer Krankheit heilend entgegenzuwirken?
„Bei schweren depressiven Episoden oder ausgeprägter ADHS-Symptomatik bewirkt die Erkrankung selber die vermutlich stärkste Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit. Eine wirksame Therapie mit Antidepressiva bzw. Stimulanzien, die für sich alleine genommen, nicht ohne Auswirkungen auf die Fahrtauglichkeit ist, kann die krankheitsbedingte Fahrtauglichkeit bessern […]“ So die Autoren Kuhn und Bonnet im Editorial der im März 2021 erschienenen Zeitschrift „Fortschritte der Neurologie – Psychiatrie“ zum Thema „Medizinisches Cannabis und Fahrtauglichkeit“. Etwas weiter im Text weisen sie darauf hin, dass Cannabis ähnliche Merkmale aufweist und so verwendet werden könnte, unter der Prämisse, dass weitere Untersuchungen innerhalb der Thematik unabdingbar sind, um genauere Aussagen zu treffen. Krankheitsgrad und Effekt einer Cannabis-Therapie sollte in künftigen Studien auf ihren Grund des medizinischen Einsatzes „unbedingt separat untersucht werden“. Anschließend warnen sie davor, dass die in der Studie erhobenen Untersuchungen nicht zwingend „an ansonsten gesunden Personen generell immer übertragen werden” können.
Gesund oder ungesund – aufgrund starker Legalisierungswellen ist der weltweite Cannabiskonsum in den letzten Jahren enorm gestiegen. Hinzu kommt, dass der Umfang der medizinischen Forschung stetig zunimmt und in Folge dessen immer weitere Anwendungsmöglichkeiten mit vielversprechendem Heilpotenzial erschlossen werden.
Was theoretisch erforscht hohes Heilpotenzial birgt, muss aber durch wissenschaftliches Arbeiten praktisch auf seine spezifische Indikation und generelle Anwendbarkeit überprüft werden, um letztlich eine Bilanz aus Nutzen und Nachteil hinsichtlich der tatsächlichen Heilerfolge zu ziehen.
Grob zusammengefasst, beschränkt sich der in der Studie ermittelte Nachteil der medizinischen Anwendung von Cannabis auf einerseits motorische Einbußen durch den Wirkstoff THC als Kurzzeiteffekt und andererseits auf psychische Gefühlsveränderungen durch CBD (Letztere kann situationsbedingt zum Vorteil werden). So betrug die Abweichung der SDLP 40 Minuten nach Einnahme bei den Probanden mit THC-reichem Cannabis etwa 2,8 cm gegenüber denen mit Placebo- bzw. CBD-Cannabis. Nach vier Stunden war bei allen Gruppen kein signifikanter Unterschied mehr zu beobachten. Auf psychischer Ebene hemmte CBD Ängste der Probanden, stärkte das Selbstbewusstsein und sorgte für ein geringeres Rauschempfinden.
Obgleich die Studie auf verblüffende Weise zeigt, wie Cannabis unser Handeln und Denken beeinflusst, weist sie doch starke Limitationen auf, die ihre Allgemeingültigkeit anfechten: Die erste wesentliche Einschränkung besteht in der Tatsache, dass den Probanden sehr niedrige Dosen verabreicht wurden. Die zweite darin, dass die Probanden alle in gesundheitlichem Topzustand waren und deswegen die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Menschen nicht unbedingt vollzogen werden kann. Die größte Kritik gilt der starken Verallgemeinerung des Krankheits- bzw. Gesundheitsgrads und des Effekts einer Cannabis-Einnahme, die letztlich getrennt voneinander zu untersuchen sind!
Alles in allem sehen wir nun dennoch in Grundzügen exemplarisch, wie der Organismus auf die Wirkstoffe THC und CBD generell reagieren kann. Bei ansteigendem Forschungspotenzial in der Thematik und spezifischen Untersuchungen mit gezielten Krankheitsbildern, blicken wir auf eine Zukunft, in der Cannabis als anerkannte Arznei völlig ohne Nachteile einen Platz im Alltagsgeschehen findet.
Genauso wie BMW seinen Platz auf der Absatzliste über Mercedes-Benz gefunden hat.
Quellen und weiterführende Links
Absatz Mercedes-Benz Pkw & Mercedes-Benz Vans | Daimler
Medizinisches Cannabis und Fahrtauglichkeit , Thieme, Prof. Dr. med Jens Kuhn, Prof. Dr. med. Udo Bonnet
Effect of Cannabidiol and Δ9-Tetrahydrocannabinol on Driving Performance: A Randomized Clinical Trial
Bedrocan produziert Cannabisvarianten für die Arzneimittelentwicklung