Bereits kurz nach dem Beginn der Covid-19-Pandemie forschten Wissenschaftler an Cannabis-Inhaltsstoffen und deren vermuteter Fähigkeit, eine Infektion mit dem Virus verringern zu können. Im Juni 2020 zeigten Untersuchungen an Mäusen, dass Tetrahydrocannabinol mit 100 Prozent vor akutem Atemnotsyndrom und einhergehender Toxizität nach einer künstlich hervorgerufenen Staphylokokken-Enterotoxin-B-Infektion schützen konnte. Nun gibt es neue Ergebnisse von einer an der Oregon State University durchgeführten Studie, die wieder davon sprechen lässt, dass Cannabis im Kampf gegen das Corona-Virus äußerst hilfreich sein könnte.
Cannabigerol- und Cannabidiolsäure im Einsatz
Die beiden chemischen Verbindungen CBGA und CBDA wurden bei der Untersuchung der Oregon State University genauer unter die Lupe genommen und auf ihre Fähigkeiten untersucht, eine Infektion mit Sars-CoV-2 verhindern zu können. Dabei fanden die Forscher heraus, dass die Cannabinoide den Eintritt des Virus in die Zellen blockieren und vor einer Ansteckung schützen. Die Säuren würden das Spike-Protein binden und somit einen Eintritt verhindern.
Studienleiter Richard van Breemen ist der Meinung, dass die leicht verfügbaren und weit verbreiteten Substanzen aus der Hanfpflanze in entsprechenden Präparaten einfach oral eingenommen werden könnten, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Positiv sei neben der guten Verträglichkeit und der bekannten Sicherheit dazu, dass selbst nach einer Infektion mit Coronaviren bei der folgenden Behandlung noch eine Abschwächung der Symptome zu erwarten sei. Betont wird von dem Forscher aber, dass der ausschließliche Einsatz von Cannabigerol– und Cannabidiolsäure nicht genügend Schutz absichere und daher nur eine Kombinationstherapie mit den Impfstoffen den gewünschten Effekt erbringe.
Wirksam gegen Alpha- und Beta-Variante
Bei den Laborversuchen an menschlichen Zellen konnte festgestellt werden, dass CBGA und CBDA gegen die beiden Coronavarianten B.1.1.7 sowie B.1.351 – besser bekannt als Alpha und Beta – Wirksamkeit zeigten. Van Breemen geht jedoch davon aus, dass auch der Zelleintritt anderer Mutationen des Virus durch die Cannabinoide verhindert werden könne. Auf NTV wird er wie folgt zitiert: „Unsere Daten zeigen, dass CBDA und CBGA gegen die beiden von uns untersuchten Varianten wirksam sind, und wir hoffen, dass sich dieser Trend auch auf andere bestehende und künftige Varianten ausweiten wird.“
Auch die bisherigen Impfstoffe und alle Antikörpertherapien zielen wie die natürlichen Cannabinoide auf das Spike-Protein der Viren ab, sodass diese sich anschließend nicht mehr an das körpereigene Enzym ACE2 binden können. Das würde laut Richard van Breemen bedeuten, dass alle Hemmstoffe für den Zelleintritt dafür eingesetzt werden könnten, um eine Sars-CoV-2-Infektion zu verhindern. Somit also auch die beiden bekannten Säuren aus der Hanfpflanze. Dazu könnten diese Säuren auch die Infektionszeit verkürzen, da sie in der Lage wären, eine weitere Vermehrung der Viren zu unterbinden.
Weitere gute Eigenschaften von CBGA
Nicht nur die Ergebnisse der im Fachblatt Journal of Nature Products veröffentlichten Studie aus Oregon bestätigen die hilfreichen Eigenschaften der besagten Cannabinoide. Doch bislang ist die Wissenschaft noch auf Laboruntersuchungen mit menschlichen Zellen oder Tieren beschränkt, sodass die tatsächlichen Fähigkeiten der Vorstufenverbindung aller Cannabinoide im menschlichen Körper noch nicht exakt bestimmt werden können. Auch kommt CBGA in natürlicher Form weniger häufig vor, weshalb in der Forschung oft auf im Labor hergestelltes Material zurückgegriffen wird. Ebenso konzentrierte sich die Forschung bislang eher auf das Cannabinoid Cannabigerol anstatt auf dessen vorhergehende Säureverbindung.
Doch im Tierversuch konnte bereits 2013 bewiesen werden, dass bei Mäusen mit einer Darmentzündung dank CBG die Entzündungen sowie die Bildung freier Radikale im Darm reduziert werden. Zudem wurde auch die Produktion von Stickstoffmonoxid verringert, einer Chemikalie, von der Experten glauben, dass sie eine Rolle bei der Entwicklung der Krankheit spielt. 2018 bestätigten Studien dann die entzündungshemmende und antioxidative Wirkung von CBG. Die Forscher vermuteten, dass die Verbindung als Neuroprotektivum wirken könnte, das die Nervenzellen vor schädlichem oxidativem Stress schützt.
Cannabigerol- und Cannabidiolsäure wurden im selben Jahr dagegen auf ihre Wirksamkeit bei Diabetes untersucht. Hier wurde beobachtet, dass die Aktivität des mit vielen diabetischen Komplikationen in Verbindung stehenden Enzyms Aldose-Reduktase verringert werden konnte. Darüber hinaus ergaben die Untersuchungen einer Studie aus dem Jahr 2019, dass CBGA, CBDA und CBG den Stoffwechsel von Lipiden – also Fetten – unterstützen können. Diese Erkenntnisse könnten Patienten mit Stoffwechselstörungen wie Diabetes und Fettstoffwechselstörungen möglicherweise in Zukunft zugutekommen.
Da derartige Vorerkrankungen bei Corona-Infektionen eine bedeutsame Rolle spielen können, dürfte der medizinische Wert von Cannabigerol- und Cannabidiolsäure während der Pandemie und nach den neusten Informationen nun noch eindeutiger verstanden werden. Cannabis ist eine Heilpflanze!