Während legaler Alkohol auf lange Sicht nachweislich schädlich sein kann für die Leber, gilt beim Konsum von Cannabis möglicherweise genau das Gegenteil. Eine aktuelle Studie beschäftigt sich etwas genauer mit den Auswirkungen von Cannabiskonsum auf unser wichtigstes Entgiftungsorgan. Und siehe da – Hanfprodukte können offenbar präventiv wirken gegen besonders fiese Erkrankungen im rechten Oberbauch.
Eine Leberzirrhose durch Haschisch und Marihuana ist demnach nicht nur sehr unwahrscheinlich, sondern lässt sich dank der im Weed enthaltenen Cannabinoide vielleicht sogar generell verhindern. Welchen Einfluss aber hat Gras auf die Ausbildung einer Fettleber und warum sollten wir die neue Untersuchung in puncto Aussagekraft auch ein wenig kritisch sehen?
Cannabiskonsum und Völlerei in Amerika
Selbstverständlich handelt es sich bei der chinesischen Forschungsgruppe um ein Team von medizinischen Experten und die Daten zur Leber auf Gras wurden durch umfangreiches Vergleichen empirisch einwandfrei gesammelt. Ausgerechnet jedoch die Essgewohnheiten der Amis mit deren Hanfkonsum in Beziehung zu setzen, sieht etwas komisch aus. Wir alle kennen wenigstens aus dem Fernsehen solch üppige Portionen wie die Gallone Cola oder den meterhohen Burger als nur zwei der extremen Fast-Food-Varianten in Übersee. Wenn nun also die Wissenschaftler aus China jenseits einer potenziellen Vorsorge zugleich auch ein leicht erhöhtes Risiko bei Kiffern für die Entwicklung einer sogenannten „Fettleber“ ausmachen, so kann das mit Sicherheit auch andere Gründe haben als ausgerechnet Marihuana.
Das Risiko für eine Steatose als Verfettung vom Entgiftungsorgan dürfte eher gering sein, wenn vor oder nach dem THC gesundes Essen und Trinken den Speiseplan bestimmt. Wer seit langen Jahren nur Chips verzehrt und mit überzuckerten Softdrinks die Munchies killt, sollte schon an die Leber denken und deren Zustand, wobei Steatosen in vielen Fällen auch reversibel sein können. Zwar verfügen wir nicht über kontrollierte „Attenuation-Parameter“ oder können die Lebersteifheit datenmäßig erfassen, doch von zu viel Fett auf mehr Risiko schließen geht auch mit einem halbwegs informierten Allgemeinwissen.
Wissenschaftliche Eckdaten zum Kiffen und Leberkrankheiten
Analysiert wurden insgesamt 2.622 Leute in den USA. Davon hatte knapp die Hälfte noch nie Cannabis konsumiert und 35 % nur zu früheren Zeiten Gras geraucht. Lediglich 19 % der Probanden waren aktive Cannabis User. Die und auch ehemalige Kiffer hatten nach Auswertung der Daten ein etwas erhöhtes Risiko für die Ausbildung einer Fettleber. Allerdings bezeichnen die Forscher diese Gefahren als „nicht signifikant“ und stellen demgegenüber zur möglichen Leberfibrose explizit protektive Effekte durch Hanfprodukte fest.
In Amerika leidet rund ein Drittel an einer zu fetten Leber und derzeit gibt es noch kein Medikament gegen solche Beschwerden. Pillen braucht es aber meistens nicht, so die Wissenschaftler in ihrer Studie, da die Steatose bei einer entsprechenden Umstellung vom Lebensstil in Richtung gesunde Ernährung oft ganz von selbst rückläufig wird. Cannabis und Fressorgien also nur selten und bei regelmäßigem Ganja Konsum vorzugsweise leichte Kost voller Nährstoffe – diese Kombis könnten laut Forschung mehr Vorteile als Risiken für unsere Gesundheit haben.
Eine Studie zum Hanf ohne Aussagekraft?
So weit gehen nicht wir, sondern die Forscher selbst beim Aufzählen von Einschränkungen für ihre Untersuchung. Es handle sich lediglich um Beobachtungen und um individuelle Aussagen von Grasrauchern wie Abstinenzlern, sodass eine abschließende Analyse zum Thema ausgeschlossen ist. Sogar von der sogenannten „Nullhypothese“ sprechen die Experten und meinen damit ziemlich ungenaue Daten ohne echte Aussagekraft. Zudem habe man auch keine Frage zur körperlichen Aktivität der Leute gestellt. Einige Studien sagen Kiffern bekanntlich mehr Sport und Bewegung nach als anderen Bevölkerungsgruppen und hier fehlte es wohl an Mitteln oder an Zugang rund um die riesigen amerikanischen Datenbanken im Gesundheitswesen.
Trotz all dieser Mängel hält man in den chinesischen Gelehrtenstuben abschließend einen Zusammenhang von Fettleber und Cannabiskonsum einerseits und schützende Wirkungen durch Gras vor Leberfibrose andererseits für wahrscheinlich. In der Summe sind die neuen Daten weder ein Wink mit dem Zaunpfahl für alle maßlosen Kiffer noch ein absurdes Märchen aus dem Reich der Mitte, sondern sollten Fans von Weed vor allem als Hinweis zur Überprüfung der eigenen Gewohnheiten dienen. Mag sein, dass nur das gefährliche Leben Vergnügen bietet – zumindest beim Essen und Trinken empfiehlt sich für Hanfkonsumenten eine möglichst gesunde wie abwechslungsreiche Kost mit vielen Nährstoffen.