Als Medikament gegen chronische Schmerzen hat sich Cannabis in den vergangenen Jahren einen guten Ruf erworben. Bedauerlicherweise ist die Erforschung der Schmerzwirkung der Pflanze ein langwieriger Prozess, der an vielen Orten der Welt durch restriktive Gesetzgebung aufgehalten wird. Eine der neuesten Studien aus den USA bezieht sich auf Kopfschmerzen und auf Migräne, bei denen Cannabis positive Wirkung zeigt.
Migräne ist ein First World Problem
Der Begriff Migräne lässt sich als einseitiger Kopfschmerz übersetzen. Obwohl diese Beschreibung einerseits eine Definition sein kann, umfasst das Krankheitsbild der Migräne wesentlich mehr als nur starke Schmerzen. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen, Frauen (18 Prozent) mehr als Männer (6 Prozent). Im Kindesalter vor der Pubertät sind Jungen und Mädchen noch in gleichem Maße betroffen. Auffallend ist, dass die sogenannten westlichen Industrienationen ähnliche Anteile von Migränepatienten haben, während die Erkrankung in Südamerika, Afrika und weiten Teilen Asiens seltener auftritt. Im Zentrum der Symptomatik steht der besagte halbseitige pochende Kopfschmerz, der regelmäßig in Anfällen wiederkehrt.
Weitere Symptome sind Empfindlichkeiten der Wahrnehmungsorgane in Bezug auf Geräusche und Licht. Außerdem werden die Betroffenen oft von Übelkeit und Erbrechen heimgesucht. In manchen Fällen bringt die Migräne Störungen der Wahrnehmung oder der Motorik mit sich. Die Erkrankung wird ausschließlich über Anamnese, also durch Gespräch und Befragung des Patienten, diagnostiziert. Die Behandlungsoptionen sind im Grunde die gleichen, die bei jedem Kopfschmerz zur Verfügung stehen. Es werden verschiedene Schmerzmittel verabreicht. Zudem sollten körperliche Betätigungen vermieden werden. Vielen Patienten helfen auch Ruhe und Dunkelheit.
App liefert Daten über medizinischen Gebrauch von Cannabis
Eine kostenlose App, namens Strainprint, die für Konsumenten von medizinischem Cannabis entwickelt wurde, erhebt die Daten von sehr vielen Patienten der unterschiedlichsten Erkrankungen. Die App soll Daten über unterschiedliche Strains, die verabreichten Dosen und die Symptome vor und nach dem Konsum sammeln. Über die Analyse der Daten der Strainprint-App konnten Wissenschaftler nun auf eine positive Wirkung von Cannabis bei Migräne schließen. Es wurden Daten von 12.293 Einnahmen von Cannabis bei Kopfschmerzen und 7.441 Einnahmen speziell bei Migräne für die Studie ausgewertet. Die Anwendung des Cannabis erfolgte in allen Fällen via Inhalation.
Bei einer statistischen Erhebung zeigte sich, dass in den USA etwa 35 Prozent der medizinisch bedingten Konsumenten Kopfschmerzen oder Migräne als primären Grund für den Einsatz von Cannabis nannten. Für evidenzbasierte Studien an renommierten Fakultäten ist das Verbot von Cannabis auf Bundesebene in den USA noch ein Hinderungsgrund. Die kostenlose App Strainprint stammt auch nicht aus den Staaten, sondern wurde in Kanada entwickelt und von dort aus durch Patienten in Umlauf gebracht. In den deutschsprachigen Appstores steht Strainprint leider nicht zum Download zur Verfügung.
Hohe Erfolgsquote der Cannabistherapie bei Migräne und Kopfschmerzen
Bei den Kopfschmerzen allgemein hat man eine signifikante Verbesserung festgestellt. 89,9 Prozent der Cannabis-Anwendungen führten dazu, dass die Kopfschmerzen reduziert wurden, wobei Männer häufiger von einer Linderung berichteten als Frauen. Bei der Analyse wurde eine Reduktion des Schweregrades der Schmerzen um 47,3 Prozent ermittelt. Bei der Einnahme von Cannabis-Konzentraten konnte im Vergleich zu Blüten eine noch stärkere Schmerzreduktion beobachtet werden. Ähnlich erfolgreich erwies sich Cannabis bei der Behandlung der Migräne-Patienten. 88,1 Prozent berichteten über eine Linderung der Symptome.
Hier stellte man keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Schmerzreduktion fest. Die Abnahme des Schweregrades der Schmerzen wurde bei der Migräne mit 49,6 Prozent beziffert. Es gab keine Unterschiede zwischen der Anwendung von Cannabisblüten oder Konzentraten. Den großen Erfolg der Behandlung von Kopfschmerzen und Migräne würden definitiv weiterführende, klinische Studien rechtfertigen. Diese müssen aber entweder auf die bundesweite Legalisierung von Cannabis in den USA warten oder an einem anderen Ort durchgeführt werden.