Eine neue Studie von Wissenschaftlern der Universitäten von Illinois und Iowa kommt zu dem Ergebnis, dass die medizinische Verwendung von Cannabis die Lebensqualität von Senioren steigert. Ein entsprechender Forschungsbericht wurde kürzlich in einer US-amerikanischen Fachzeitschrift für Klinische Gerontologie veröffentlicht.
Die Forscher befragten 139 Menschen im Alter von über 60 Jahren hinsichtlich ihres Konsums von Cannabis zu medizinischen Zwecken und im Zusammenhang damit von ihnen selbst wahrgenommener Veränderungen. Dabei stellten sie fest, dass die Testpersonen den Konsum von Cannabis mit einer spürbaren Verbesserung ihrer Lebensqualität verbinden, insbesondere in Bezug auf gesundheitliche Probleme.
Mehr wirkt mehr
Wie die Studie enthüllt, beobachteten die Testpersonen einen als „sehr positiv empfundenen Zusammenhang“ zwischen der Häufigkeit des Cannabiskonsums auf der einen Seite und von ihnen an sich selbst beobachteten Verbesserungen in Bezug auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität auf der anderen Seite. Im Mittelpunkt der Untersuchung stand dabei das Thema „Schmerzen“ bzw. „Schmerzwahrnehmung“.
Die Senioren, die am häufigsten Cannabis konsumierten, berichteten auch von den größten Veränderungen. Je mehr Cannabis die Probanden zu sich nahmen, desto gesünder fühlten sie sich. „Der Zusammenhang zwischen beinahe täglichem Konsum und Berichten über eine Verbesserung der Schmerzsituation ist ein weiterer Beweis für den wahrgenommenen Wert von medizinischem Cannabis als eines therapeutischen Zugangs zum Schmerzmanagement“, so die Studie. Über mögliche nachteilige Auswirkungen des Cannabiskonsums dagegen berichteten die Probanden nichts.
Senioren ziehen Cannabis pharmazeutischen Schmerzmitteln vor
Paul Amentano, stellvertretender Direktor der Organisation NORML, die sich bereits seit 1970 für eine Reform der Cannabis-Gesetzgebung in den USA einsetzt, merkt dazu an, dass viele Amerikaner, wenn sie älter werden, die mit einem höheren Lebensalter verbundenen Beschwerden und Schmerzen lieber mit Cannabis kurieren als mit anderen, riskanteren Mitteln. Wie eine 2019 erstellte Studie herausfand, ist der Cannabiskonsum bei Menschen über 65 in den vergangenen 15 Jahren stark angestiegen.
„Diese Ergebnisse, so Amentano, sind in keiner Weise überraschend. Viele ältere Menschen haben wahrscheinlich schon in ihrer Jugend Erfahrung mit Cannabis gesammelt und kehren jetzt zu Cannabis zurück als einer möglichen Therapie, um viele der gesundheitsbezogenen Symptome, die mit einem höheren Alter einhergehen, abzumildern, inklusive chronischer Schmerzen. Viele Senioren sind sich der schweren Nebenwirkungen anderer Medikamente sehr wohl bewusst, etwa von Opioiden, und nehmen Cannabis als die bessere Alternative wahr.“
Auch mögliche negative Folgen müssen beachtet werden
Dabei zeigen sich die Verfasser der Studie keineswegs als unkritische Cannabisbefürworter. So weisen sie ausdrücklich auf die Möglichkeit hin, dass die Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken auch negative Folgen für die Betroffenen haben könne, auch wenn sie selbst, mit dem von ihnen konsumierten Cannabis, solche negativen Effekte nicht in einen ursächlichen Zusammenhang bringen können.
Während Cannabiskonsum anscheinend eine ganze Bandbreite selbst wahrgenommener Verbesserungen mit sich bringt, könnte es sein, dass Patienten negative Effekte vernachlässigen. Daher müssen die Ärzte sorgfältig vorgehen und eine direkte Bewertung möglicher Risiken und Schäden für ältere Menschen vornehmen, die Cannabis zu medizinischen Zwecken konsumieren.