Die gelegentliche Einnahme von Cannabis hat auf die psychische Verfasstheit von Heranwachsenden offenbar deutlich weniger negative Effekte als gemeinhin angenommen. Zu diesem Schluss kommt neuste Forschung über Hanfkonsum durch junge Leute und deren mentale Gesundheit.
Viele Studien analysieren Risiken für Kinder und Jugendliche durch besonders viel THC und belegen dabei in der Regel ohnehin bekannte Binsenweisheiten. Häufiges Konsumieren, besonders starkes Gras, psychische Vorerkrankungen – was im reifenden Gehirn der Pubertät Schaden anrichten kann, ist mit Blick auf eine normale, sporadische Verwendung der Cannabinoide zu relativieren.
Cannabinoide in Maßen
In einer neuen Studie aus Portugal säubern die Macher nicht erst per Resultat den Augiasstall der Anti-Cannabis Fake News, sondern stellen entsprechende Verallgemeinerungen wie die berühmte Psychose schon am Anfang ihrer Analyse zur Disposition. Leider sei die Forschung über Hanfpflanzen und deren Inhaltsstoffe häufig durch gesellschaftlich geprägte Vorurteile verzerrt. Untersuchungen zu THC bei Heranwachsenden gelten als heikel, obwohl es therapeutisch äußerst spannende Aspekte gibt und selbstverständlich auch viel mehr echte, durch empirische Fakten unterfütterte Aufklärung benötigt. Werden Horror-Storys widerlegt, findet das kaum Erwähnung, während auch nur kleinste, theoretische Hinweise auf Risiken als normal gelten – eine fatale Entwicklung, so das Statement der Forscher im Fachmagazin.
Der historisch gesehen vielleicht letzte Politiker, den die Frage nach der Wahrheit interessiert hat, war Pontius Pilatus. Sein berühmtes Diktum „Quid est veritas? – Was ist Wahrheit?“ wurde im 21. Jahrhundert und besten Deutschland aller Zeiten rund um Hanfprodukte praktisch komplett negiert, obwohl sich die heutige Forschung wohl kaum mit jener der Antike vergleichen lässt. Viele Leute glauben fest, dass Cannabinoide bei der Jugend garantiert zu Sucht und mentalen Verwerfungen führen. Geradezu planbar ignoriert bleiben Spezifika wie Dosierung, Veranlagung und vor allem die Häufigkeit vom Konsum, was laut Wissenschaft für ein wirklich aussagekräftiges Risikoprofil jedoch alles unbedingt berücksichtigt werden muss.
Wissenschaftliche Forderungen nach mehr Sachlichkeit bedeuten keine Verharmlosung und niemand denkt an eine Cannabis-Legalisierung für Minderjährige, zumal auch der medizinische Einsatz in der Pädiatrie ausschließlich unter strenger ärztlicher Begleitung stattfindet.
Mit illustren Schauergeschichten ohne sachliche Basis ist der Prävention für Jugendliche genauso wenig gedient wie durch Beleidigungen von erwachsenen Usern. Also stellen die Forscher gleich zum Einstieg klar, dass gelegentlicher Cannabiskonsum bei Minderjährigen mindestens viermal häufiger vorkommt als eine gestörte, übertrieben starke Einnahme. Gelegentlich kiffen ist demnach die Regel, der Exzess hingegen selten und solche statistischen Fakten sollten in der medialen Berichterstattung zum THC endlich unverzichtbare Grundlage für jeden Artikel sein.
Sporadischer Hanfkonsum und mentale Fitness: Eher unbedenklich oder Vorstufe zum Amoklauf?
Betrachtet wurde im Rahmen einer großen Längsschnittkohorte die Entwicklung von knapp 2.000 jugendlichen Probanden aus vier Ländern der EU, darunter auch Deutschland. Die erste Messung von Daten fand mit im Durchschnitt 14-jährigen Teilnehmern statt, die man später mit 19 Jahren und 22 Jahren erneut untersuchte. Alle Teenies gingen per Fragebogen durch den Check zum persönlichen Umgang mit Cannabis, ließen die Forscher zur Kognition in ihre Köpfe schauen, wobei auch allgemeingültige Methodik eine Rolle spielte. „Pubertätsentwicklungsskala“ und familiäre Besonderheiten, Belohnungssystem im Gehirn und Reaktionsvermögen – alle Parameter zur Beurteilung von Gelegenheitskonsum bindet die Studie ein und ergibt so ein recht umfassendes Bild über Effekte durch Hanfprodukte im Jugendalter.
Sehr interessant war zudem die Frage der Wissenschaftler, ob sich anhand bestimmter Merkmale ein Gebrauch von THC hin zu dessen Intensität gewissermaßen voraussagen lässt. Wie zu erwarten ergaben sich nach Auswertung aller Daten in erster Linie Risiken für besonders junge Teilnehmer, also jene erwähnten 14-Jährigen, während ältere Semester in der Nähe zum Erwachsenensein gar keine kognitiven Auffälligkeiten zeigten.
Cannabis entdeckt: Tipps für Eltern und wirklich hilfreiche Präventionsmaßnahmen
Wer gelegentlich Cannabis einnahm, schnitt bei Tests nicht schlechter ab als junge Abstinenzler im gleichen Alter. Die Wissenschaftler vermuten, dass Gefahren durch kontrollierten Hanfkonsum klinisch kaum relevant sind und mögliche Einschränkungen der Kognition geringfügig wie vorübergehend. Das bedeutet selbstverständlich keine Entwarnung, sondern macht ein weiteres Mal deutlich, warum es einen versachlichten Diskurs zum THC nötig hat. Eltern sollten beim Entdecken einer Wasserpfeife im Zimmer ihrer Zöglinge nicht gleich an jene angeblich unausweichliche Spirale aus Hanf, Sucht und Verelendung denken, sondern vielmehr den tatsächlichen Konsumgewohnheiten vom Nachwuchs auf den Grund gehen.
Dauerkonsum ist der Warnhinweis und erfordert Handeln ohne Panikmache, doch Gelegenheitskonsum ist laut neuer Studie kein so riesiges Problem wie meistens behauptet. Um ihre Erkenntnisse zu schärfen, wird nun eine noch größere Untersuchung vorbereitet, schließlich lassen sich Sturköpfe in Debatten über Cannabis oftmals nur durch eine sehr hohe Quantität von wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Einsicht überreden.
Generell gilt jedoch weiterhin die maximal mögliche Vermeidung von THC-Konsum als Richtschnur für elterliches wie politisches Handeln.