Einst hatte man angenommen, die Colitis ulcerosa gehöre zu den psychosomatischen Erkrankungen. Obwohl die Ursachen der Darmkrankheit bis heute nicht geklärt sind, weiß man aber mittlerweile, dass sie großteils organischer Natur sind. Im Vergleich zu Morbus Crohn, ebenfalls eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, ist die Colitis ulcerosa auf die Schleimhäute des Dickdarms beschränkt. Kürzlich entdeckten Wissenschaftler, dass sich der Konsum von Cannabis positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken kann.
Kann Cannabis den schweren Krankheitsverlauf der Colitis verhindern?
Die Entzündungen der Darmschleimhäute führen bei Patienten mit Colitis ulcerosa zu häufigen Durchfällen, die mitunter blutig sein können. Auch kann es zu Stuhlinkontinenz kommen. Darunter leiden das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität erheblich, sodass Depressionen als Begleiterscheinung auftreten können. Die Behandlung ist schwierig, da viele der Medikamente entweder nicht anschlagen, unangenehme Nebenwirkungen mit sich bringen, oder leicht in die Abhängigkeit führen kann.
Außerdem ist die Colitis ulcerosa auch oft mit anderen Erkrankungen assoziiert. Da diese von entzündlichen Erkrankungen von Gelenken, der Wirbelsäule oder der Augenhaut bis hin zu Osteoporose reichen können, ist die ganzheitliche Behandlung zusätzlich erschwert. Deswegen gilt die operative Entfernung des von der Krankheit betroffenen Darmabschnitts als einzige Chance der vollständigen Heilung. Wie sich kürzlich zeigte, könnte Cannabis bei einigen Patienten diesen Eingriff verhindern.
Cannabiskonsumenten verbringen weniger Zeit im Krankenhaus
Forscher der Johns Hopkins School of Public Health in Baltimore, Maryland, und des Digestive Disease Institute in Cleveland, Ohio, hatten kürzlich eine Studie durchgeführt, bei der die Prävalenz von Komplikationen bei Colitis ulcerosa von Cannabiskonsumenten mit der von Nicht-Konsumenten verglichen wurden. Wie sich dabei zeigt, stellt sich der Krankheitsverlauf bei Konsumenten weniger problematisch dar. Außerdem verbringen die Patienten, die Cannabis konsumieren, im Durchschnitt wesentlich weniger Zeit im Krankenhaus. Zudem benötigen sie wesentlich seltener eine vollständige oder teilweise Kolektomie (Entfernung des Dickdarms).
Entzündungshemmende Wirkung von Cannabis verbessert die Konstitution der Darmschleimhaut
Bei der in den Vereinigten Staaten landesweit angelegten Studie hat man die Daten von Patienten ausgewertet, die im Verlauf von Krankenhausaufenthalten gesammelt wurden. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Konsum von Cannabis offensichtlich Komplikationen bei Colitis ulcerosa verhindert oder sie abmildert. Augenscheinlich wirkt Cannabis entzündungshemmend auf die gastrointestinale Schleimhaut und verbessert ihren Allgemeinzustand.
Es tritt anscheinend ein Heilungseffekt ein. Einzelheiten darüber, ob vielleicht das für seine entzündungshemmende Wirkung bekannte Cannabidiol (CBD) für die positive Wirkung bei der Colitis verantwortlich sein könnte, gehen aus der Studie nicht hervor. Doch die Studienautoren sind sehr zuversichtlich, dass die wichtigen Ergebnisse, die ihre Untersuchungen lieferten, weitere Studien anstoßen und eines Tages zu Behandlungserfolgen führen können.