Auch hinter dem Lenkrad wird die kommende Legalisierung von Cannabis in Deutschland eine Rolle spielen und es braucht endlich faire, wissenschaftlich legitimierte Grundlagen etwa für den Entzug vom Führerschein. Den Lappen sperren die Behörden bei einer THC Nachweisbarkeit bisher pauschal und vor allem willkürlich ohne belastbare Daten aus der Forschung, was zur maximalen Schikane der Bürger außerdem noch hohe Geldbußen sowie psychologische Tests einschließt.
Hanf im System nachweisen heißt keineswegs automatisch Fahruntüchtigkeit feststellen und zumindest angekündigt sind die überfälligen Überprüfungen der aktuell noch absurd niedrigen Grenzwerte bereits. Aber braucht es wirklich immer den teuren Blut-Test beim Arzt? Oder reichen für die Sicherheit im Straßenverkehr bei Verdacht auf Marihuana auch erst mal sogenannte „Feld-Nüchternheitstest“ als Checks von Reaktionszeit und Koordination durch die Polizei?
Neue Regeln für legale Cannabinoide und Verkehrssicherheit
Akuter Hanfkonsum hat in den ersten zwei, drei Stunden danach Einfluss auf motorische Fähigkeiten, auf Entscheidungsfindung und Sinneswahrnehmungen, sodass User während dieser Zeitspanne auf Autofahren verzichten sollten. Leider straft das beste Deutschland aller Zeiten bei Verdacht auf THC im Straßenverkehr ohne jedes Maß und fast jede Polizeikontrolle zieht die Kanüle im Arm nach sich. Cannabis in spe wird durch die Straßenverkehrsordnung betrachtet, als hätte man es gegebenenfalls nicht mit mündigen Verkehrsteilnehmern zu tun.
Wer zu viel gesoffen hat, wird am Steuer außer vielleicht bei extremer Gewöhnung wie beim süchtigen Spiegeltrinker zu einer realen Gefahr. Statistiken aus den Legal States der USA zeigen nach der Freigabe von THC weder mehr allgemeine Unfälle noch einen Anstieg von besonders schweren Crashs mit Todesfolge. Eine „Fahne“ haben Cannabiskonsumenten auch nicht und der Geruch von Haschisch und Marihuana im Auto muss keineswegs vom eben gerauchten Joint stammen, sondern klebt bekanntlich gerne an Kleidung, Sitzen und selbst in den Haaren. Bis jetzt waren solche Fakten den bundesdeutschen Behörden vollkommen gleichgültig.
Cannabisstudie erforscht den Test auf Nüchternheit an Ort und Stelle
Wie so oft kommen wissenschaftliche Erkenntnisse von jenseits des Atlantiks, wo sich Experten an der Universität San Diego mit Cannabis beim Autofahren in einer randomisierten, klinischen Analyse beschäftigt haben. Geht es im Straßenverkehr um Alkohol, dann kann die Polizei mithilfe einfacher Checks sehr zuverlässig eine beeinträchtigte Fahrtüchtigkeit feststellen. Nur wer betrunken riecht und etwa durch Taumeln statt geradeaus zu laufen auffällt, wird mit Promille-Test und weiteren Sanktionen belästigt. Zum Hanf hingegen zeigen nicht nur die einschlägigen Testgeräte nachweislich keine exakten Werte zum THC, sondern Cops wie Staatsanwälte dürfen gerne auch noch alle möglichen Tricks einsetzen.
Bei Verdacht gibt es kein faires Verfahren und Verdächtige müssen den Anwalt anrufen, zur Blutabnahme und stundenlange Gängelei ertragen. Niemand checkt, wie lange in etwa der Marihuanakonsum her sein könnte. Geht es nur um ein paar Stunden, was bedenklich ist oder eher um ein paar Tage, Wochen, Monate und somit um keine Gefährdung für den Straßenverkehr? Die frische Studie aus Kalifornien macht deutlich, dass entsprechende Checks durch Beamte bei einer Polizeikontrolle für die Glaubwürdigkeit von staatlichen Sanktionen eigentlich unverzichtbar sind. Teilnehmende Cops konnten nämlich sehr wohl erkennen, ob jemand breit am Steuer sitzt oder ob das nachgewiesene THC schon viel länger im Organismus vorhanden war!
Die Polizei muss lernen, dass da keine biologische Waffe auf zwei Beinen am Steuer sitzt, sondern Bürger mit dem Recht auf maximal korrekte Behandlung. Darauf verweisen die Macher der neuen Studie explizit. Cops bleiben in puncto Hanf häufig extrem voreingenommen und belästigen Personen nicht selten völlig überzogen, was aus der Sicht der Wissenschaft beendet gehört. Gesetze zum Cannabis im Straßenverkehr müssen im demokratischen Rechtsstaat effizient, legitim und glaubwürdig sein, was zumindest in den USA solchen Studien auch später Beachtung durch neue Regeln findet – schafft Deutschland das ebenfalls?
Wie lässt sich die Fahrtüchtigkeit bei Cannabis feststellen?
Für die Untersuchung wurden 184 erwachsene Hanf-User im Alter zwischen 21 und 55 Jahren herangezogen. Zwei Dritteln der Probanden gaben die Forscher Marihuana mit ordentlich THC drin, ein Drittel bekam zu Vergleichszwecken nur ein Placebo. Gefragt wurde, wie stark berauscht sich die Leute auf einer Skala von 0 bis 100 selbst bewerten und dabei ergab sich im Durchschnitt ein Wert von 64. Die Probanden wussten also um die psychoaktive Wirkung von THC und konnten einschätzen, ob sie sich ins Auto setzen würden – oder eben nicht. Anschließend führten Polizisten Feld-Nüchternheitstests durch. Man prüfte Aspekte wie Gleichgewicht, Aufmerksamkeitslevel und Koordinierung durch eigentlich sehr simple, dem Prüfen bei Alkohol eng verwandte Verfahren.
Eine Stunde nach dem Konsum erkannten die Cops bei mehr als 80 % der Leute mit Cannabis im System Beeinträchtigungen und ließen gleichzeitig immerhin rund 70 % der Placebo-Probanden in Ruhe. Wer freilich Fehler machte beim Test, galt generell als verdächtig und bei 99 % solcher Fälle aus beiden Gruppen würde die Polizei weitere Drogentests befürworten. Zusätzlich ging es noch in den Fahrsimulator und weder Gesetzeshüter noch Probanden bekamen im Vorfeld Informationen zum Ablauf der Studie. Die bewertet man in San Diego als ziemlich aussagekräftig und hält die Ergebnisse für eine gute Ausgangsbasis, um künftig mehr auf solche Nüchternheitstest zu setzen als auf das Abzapfen von Blut.
Beamten sollten bei einem Verdachtsfall im Straßenverkehr mehr kommunizieren. Bei Cannabis braucht es keine fiesen Suggestivfragen, sondern Aufmerksamkeit und die individuelle Beurteilung lässt sich anschließend mit den Tests effektiv verknüpfen. In der Summe könnte das für die meisten Fälle und sicheres Autofahren ausreichen, so die Wissenschaftler, die bereits an der nächsten Untersuchung zum THC am Steuer arbeiten.
Zusammen mit dem Verkehrsministerium, der „Highway Patrol“ als kalifornischer Autobahnpolizei und 300 Probanden möchte man den Einfluss von einzelnen Konsumformen klären, die Dosierung der Cannabinoide verstehen und alsbald eine umfassende Vorlage liefern, damit beim Cannabis in Zukunft auch auf dem Highway endlich faire Gesetze gelten.