Eine aktuelle Untersuchung aus den USA zeigt, dass der ausgeprägte Mischkonsum von Cannabis und Tabak besonders für junge Leute enorme gesundheitliche Gefahren mit sich bringen kann. In puncto Zigaretten sind die Risiken bereits bestens erforscht und jene Schockbilder auf Verpackungen vom Glimmstängel zu Recht ein wichtiger Bestandteil von Suchtprävention.
Während am Nikotin jedes Jahr nachweislich Millionen Menschen sterben, ist Hanf als Todesursache praktisch unbekannt. Den psychoaktiven Wirkstoff THC gibt es auf Basis einer ähnlich umfassenden Datenlage sogar per Rezept vom Arzt. Effektiver Jugendschutz und gesamtgesellschaftliche Prävention sollte beide Substanzen sauber trennen. Laut der neuen Studie braucht es weniger sinnlose Vergleiche, sondern mehr Aufklärung zum Mixen von Tabak und Gras, deren potenziell riskantes Zusammenspiel bisher viel zu selten untersucht wird.
Zigaretten und Hanfprodukte in einem Topf
Effekte und Nebenwirkungen haben beide als legale Genussmittel sehr unterschiedliche, doch zumindest unter Heranwachsenden in Amerika sind die jeweiligen Konsumraten recht eng beieinander. Mehr als 7 % der Jugendlichen in den Vereinigten Staaten raucht. Kiffen liegt bei etwas mehr als 6 %. Noch häufiger ist allerdings die Verbreitung von Mischkonsum, so die Studie, deren Macher ausschließlich klassische Formen beim Gebrauch dokumentieren.
Joint und Kippe statt Vaporizer beziehungsweise E-Zigarette standen auf dem Fragebogen und es ging um die Einnahme innerhalb der letzten 30 Tage. Landesweit, repräsentativ und longitudinal strukturiert – empirisch belastbare, recht aussagekräftige Daten über Cannabis und Tabak landeten schließlich im Fachbericht, wobei neben Teenagern ab 12 Jahren auch volljährige Erwachsene als Probanden für Vergleichsanalysen mitmachten.
Über 50.000 Leute nahmen teil, dazu kamen noch einige tausend sogenannte „Schatten-Jugendliche“ zwischen neun und elf Jahren sowie weitere knapp 15.000 Personen, deren Konsumverhalten bei stochastisch relevanten Stichproben verwendet wurde. Speziell für psychische Beschwerden von Aggression bis Depression interessierten sich die Wissenschaftler und unterteilten alle Kohorten nach Konsummustern, Alter, Rasse, Geschlecht und dem Bildungsgrad vom Elternhaus.
Welche Substanzen konsumiere ich und wenn ja: wie viele?
Zwischen 2021 und 2022 konsumierten die Teilnehmer entweder Tabak, Cannabinoide oder beides. Alle Befragten waren zwischen 15 und 17 Jahren alt, zu knapp 75 % von Eltern mit höherer Bildung erzogen, etwa zur Hälfte weiß, gefolgt von Latinos, dann Schwarzen und so in der Summe auf die Gesamtbevölkerung in Amerika übertragbar. Zigaretten landeten vor dem Mischkonsum mit Marihuana freilich nur auf Platz 2 der Verbreitung, weil man passenderweise gleich noch zum Alkohol abfragte und dieser dank deutlicher höherer Raten natürlich die Goldmedaille abräumte.
Psychisch bedingte Schwierigkeiten berichtete etwa ein Drittel der Probanden, und zwar für Kippen wie Kiffen ungefähr gleich. Deutlich öfter, fast zur Hälfte nämlich, traf es jugendliche User beider Genussmittel. Die Forschung zieht von solchen Daten noch Kovarianten ab, rechnet Wahrscheinlichkeiten ein und analysierte in der neuen Studie Internalisierungs-, wie Externalisierungsprobleme. Beides ist für Pubertierende kein Genuss und kann Biografien zerstören, bevor das Leben überhaupt richtig losgeht.
Nach Abschluss der Befragungen zeigte sich schnell: Wenn beim Kettenrauchen dessen einzelne Glieder häufig zwischen THC und Nikotin wechseln, sind soziale Interaktion wie das Kommunizieren mit Altersgenossen etwa durch Angststörungen stärker belastet als bei singulärem Konsum. Weiße leiden öfter als andere, waren in der Studie aber auch zahlenmäßig mehr vertreten. Staatliche Präventionsmaßnahmen müssen den weitverbreiteten, extra riskanten Mischkonsum gerade bei einer Legalisierung von Cannabis stärker berücksichtigen, so das Fazit der Wissenschaftler.
Cannabis Legalisierung benötigt auch in Deutschland mehr passgenauen Jugendschutz
Realistischere Ansätze wie in den USA sind wahrscheinlich noch viel mehr für Europa und die Bundesrepublik gefragt, wo Gras deutlich seltener pur konsumiert wird. Möglich, dass die Lage in Deutschland eine ganze Ecke dramatischer ist – zumal es trotz THC-Freigabe weitestgehend keine Studien gibt! Falls Gesundheitsminister Karl Lauterbach die aktuelle Untersuchung aus Übersee nicht kennt, steht praktisch keine Kompetenz aus eigenen Laboren zur Verfügung und das können weder Bilder von verfaulten Lungen auf der Zigarettenschachtel ausgleichen noch Panikmache beim „Report aus München“ über Hanfpflanzen auf der Alm.
Selbst die allerneusten Projekte zum Jugendschutz haben hierzulande immer nur isolierten Hanfkonsum im Blick und lassen so den eigentlich dicksten Brocken der Prävention unangetastet. Warum werden Teenies über jedes für Erwachsene legale Genussmittel einzeln aufgeklärt, wenn doch gerade deren Zusammenspiel große Risiken birgt? Cannabis gehört nicht mehr in den Polizeibericht, sondern ins Biologiebuch, auch in Bayern und bei Informationen über mögliche Gefahren bitte schön neben Alkohol und Tabak statt in eine Reihe mit Heroin oder Crystal Meth!