Eine Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken hat im Gegensatz zum Verbot des natürlichen Rauschmittels viele Vorteile. In den verschiedensten Bereichen lässt sich wahrnehmen, dass ein gesetzlich gestatteter Zugang zu einem geregelten Cannabismarkt mit positiven Veränderungen einhergeht, die sich nicht mehr von der Hand weisen lassen.
So werden beispielsweise viele Arbeitsplätze geschaffen, wenn man das Geschäft nicht länger einzig dem Schwarzmarkt überlässt. In Gebieten, in denen der vereinfachte Griff zu schwer abhängig machenden Schmerzmitteln seitens der Bevölkerung gar zu einer Opioid-Epidemie geführt hat, lässt sich deren Gebrauch durch legales Cannabis wieder verringern. Ebenfalls weiß man darüber zu berichten, dass andere Rauschmittel nicht mehr so häufig zum Einsatz kommen, ist der Weg zum legalen Cannabishändler unproblematisch gestaltet.
Neben der gewonnenen Freiheit für nicht länger eine Strafverfolgung fürchten müssender Konsumenten sind die positiven Auswirkungen sogar bei einem verbesserten Verhältnis zwischen Jugendlichen und der Polizei wahrzunehmen. Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse jedoch beim Fehlen eines legalen Zugangs zu reguliertem Cannabis eingeholt werden können, darüber berichtet nun eine neue Studie aus den USA. Gibt es kein legales Gras für die erwachsenen Bewohner zu kaufen, steigt die Verwendung von nicht regulierten Substanzen, die aus Hanf gewonnen werden. Darunter auch Stoffverbindungen wie das berauschend wirkende Cannabinoid Delta-8 THC.
Verbot lenkt Konsumenten auf alternativen Markt
2018 wurden in den Vereinigten Staaten durch das überarbeitete Landwirtschaftsgesetz Hanf und aus Hanf gewonnene Produkte legalisiert. Seitdem ist der Markt der aus Hanf gewonnenen Cannabinoide sprunghaft angestiegen. Insbesondere haben aus Hanf gewonnene THC-Produkte – darunter auch das weniger starke, aber immer noch psychotrop wirkende Delta-8-THC – einen enormen Popularitätsschub erfahren. Sie stellen in US-Bundesstaaten, in denen die Prohibition von Genusscannabis noch gilt, schließlich eine Alternative dar, die die Konsumenten immer berauschen können. Daher ist dieser sich schnell entwickelnde Wirtschaftszweig des Cannabusiness vorteilhaft für Menschen, die sonst nicht in der Lage sind, legales Cannabis in ihrem Heimatort zu erwerben.
Angesichts dieser veränderten Lage wurde in einer neuen Studie jetzt versucht, die Trends im Zusammenhang mit diesen weniger bekannten Cannabinoiden ein wenig tiefergehend zu untersuchen. Dabei konnte bewiesen werden, dass das Verbot von Cannabis die Verbraucher tatsächlich auf den Markt der aus Hanf gewonnenen Cannabinoide gelenkt hat. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der Forschung von der American Medical Association (AMA), sodass an der Glaubwürdigkeit keine Zweifel bestehen sollten. Die Studie deutet insgesamt darauf hin, dass das Abhandensein eines legalen Cannabismarkts somit den noch immer nicht regulierten Markt für aus Hanf gewonnene Cannabinoide fördere.
Staatlich finanzierte Forschung
Diese staatlich finanzierte Studie stellt nach eigenen Angaben die allererste Zusammenstellung wissenschaftlicher Daten dar, die Trends bei neu aufkommenden Cannabinoiden wie Delta-8 THC, CBG und CBN sowie aktuelle Trends beim CBD-Konsum untersucht haben will. Veröffentlicht wurden die in Zusammenarbeit von der Universität von Michigan, Universität von Buffalo und dem Legacy-Research Institute gewonnenen Daten in der Fachzeitschrift JAMA Network Open. Zur Untersuchung der Trends des speziellen Marktes wurden Umfragedaten von 1.169 Erwachsenen analysiert, die zwischen dem 22. und 26. Juni 2023 eingeholt worden sein sollen.
Dabei wurden der Cannabis-, CBD-, Delta-8-THC, CBG- und CBN-Konsum der Teilnehmer im vergangenen Jahr untersucht und ob die Befragten im vergangenen Jahr von neuen Cannabinoiden gehört hätten. Von diesen befragen Personen gaben 26,3 Prozent an, im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert zu haben. 71,7 Prozent hatten dagegen schon einmal von CBD gehört, verglichen mit 41,2 Prozent, denen Delta-8-THC ein Begriff war. Nur 18,4 Prozent kannten CBG und nur 16,8 Prozent gaben an, CBN zu kennen.
Der Konsum von CBD soll nach Ergebnissen der Umfrage dabei in den vergangenen vier Jahren um 50 Prozent zugenommen haben, wobei 21,1 Prozent ihren CBD-Konsum im letzten Jahr zugaben. Letztere Entwicklung im Konsumverhalten würde daher darauf hindeuten, dass CBD nach der Unterzeichnung des Landwirtschaftsgesetzes 2018 leichter zugänglich gemacht wurde.
Was den Konsum anderer Cannabinoide im vergangenen Jahr beträfe, so gaben 11,9 Prozent an, auch Delta-8-THC konsumiert zu haben. 5,2 Prozent nutzen wohl auch CBG und 4,4 Prozent CBN. Insgesamt sollen 25,2 Prozent der Teilnehmer angegeben haben, im vergangenen Jahr ein neuartiges Cannabinoid konsumiert zu haben.
Vergleiche zum legalen Zugang
Herausgefunden wurden von den Forschern dabei auch, dass der Gebrauch von Delta-8-THC gesunken wäre, wenn der Wohnsitz der Nutzer in Staaten mit medizinischen oder Freizeit-Cannabisgesetzen verbunden war. Höchstwahrscheinlich wäre das der Fall, weil die Verbraucher dort bereits die Möglichkeit besitzen, THC-Produkte aus Cannabis legal zu erwerben. Die Autoren weisen auch darauf hin, dass diese Studie die erste Schätzung der Verbreitung des CBN-, Delta-8-THC und CBG-Konsums im vergangenen Jahr in den USA darstelle. In der Studie wurde wohl auch festgestellt, dass die Verbreitung des allgemeinen Cannabiskonsums im vergangenen Jahr „etwas höher“ ausgefallen wäre als in anderen Studien.
Auch fanden die Forscher heraus, dass dieser Trend wohl mit jüngeren Altersgruppen verbunden gewesen sei. Der gestiegene Cannabiskonsum im vergangenen Jahr könne aber auch mit dem Konsum neuer Cannabinoidprodukte in Verbindung gebracht werden. Geschlussfolgert wird von den Autoren der Studie, dass ein höherer Delta-8-THC-Konsum in Staaten, in denen es keine Gesetze zum medizinischen Gebrauch oder zur Verwendung von Cannabis für Erwachsene gibt, darauf hindeute, dass das Cannabisverbot den Delta-8-THC-Konsum unbeabsichtigt fördern könne.
Schließlich würden diejenigen, die die im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert hätten und in Staaten ohne Freizeit-Cannabisgesetze lebten, mehr als doppelt so häufig auf Delta-8-THC zurückgreifen. Doch ganz auf den Freizeitgebrauch scheine der Einsatz doch nicht beschränkt, denn selbst wenn es nur wenige Untersuchungen bezüglich neu aufkommender Cannabinoide gäbe, deuteten die Ergebnisse dahin, dass die Produkte in der Regel auch zur Behandlung von Schlaf- oder Schmerzzuständen anstelle von anderen Medikamenten eingesetzt würden.
Die Zukunft im Blick
Die Forscher unterstützten aufgrund ihrer Erkenntnisse die laufenden Bemühungen zur Überwachung der öffentlichen Gesundheit betreffend neuartiger Cannabinoide, da es keine Industriestandards zum Schutz der Verbraucher gäbe. Die Pharmakologie oder Wirkungen von Delta-9 THC und seinen aus Hanf gewonnenen Analoga (beispielsweise Delta-8 THC), könnten schließlich für Jugendliche und junge Erwachsene besonders besorgniserregend sein, so die Wissenschaftler. Aus Hanf gewonnene Cannabinoide waren in den letzten Jahren ein heißes Thema, da die als „unbeabsichtigte Folge“ bezeichnete Entwicklung des Landwirtschaftsgesetzes aus dem Jahr 2018 bislang nicht reguliert worden ist.
Nur einige Staaten haben sich bislang dafür entschieden, derartige Cannabinoide zu verbieten oder berauschende Cannabinoide regulieren zu wollen – unabhängig von CBD. Und auch die Drug Enforcement Administration (DEA) gab bereits im Mai 2023 an, dass synthetische Cannabinoide eigentlich verboten wären und die Behörde dabei sei, eine Regelung zu entwickeln, die diese Politik formell klarstelle. Im Laufe des Jahres wurde dann diesbezüglich eine Bestätigung abgegeben, dass aus legalem CBD synthetisiertes Delta-8-THC von der DEA als eine verbotene kontrollierte Substanz betrachtet würde. Es wird erwartet, dass einige dieser Fragen in der nächsten Version des Landwirtschaftsgesetzes behandelt werden, das von diesem Jahr bis nach 2024 verschoben worden ist.
Eine Legalisierung von Cannabis in den gesamten USA könnte aber auch eine gewisse Lösung für die Problematik sein, wenn man sich die Ergebnisse der unterschiedlichsten Forschungsarbeiten noch einmal ins Gedächtnis ruft …