Seitdem die Regeln hinsichtlich der Erforschung von Cannabis und dessen Effekt auf die Psyche oder den Körper nach jahrzehntelangen Hürden endlich etwas gelockert wurden, häufen sich die Untersuchungen und damit verbunden auch die Berichte über die in Erfahrung gebrachten Wirkungen. Oft wird in den unterschiedlichsten Studien herausgefunden, dass medizinisches Cannabis bei vielen Symptomen den Patienten hilft und ihre Lebensqualität verbessern kann.
So auch bei chronischen Schmerzen, Epilepsie, Schlafstörungen und vielen weiteren Krankheiten. Nun will ein Team von schwedischen Forschern vom Department of Clinical Neuroscience des Karolinska Institutes jedoch herausgefunden haben, dass nicht unbedingt das medizinische Marihuana für die positiven Effekte bei Schmerzpatienten verantwortlich ist, sondern dass eine zumeist positive Berichterstattung über die potenziellen Effekte von Cannabis einen Placeboeffekt bei den Nutzern hervorrufen könnte. Erhielten Menschen mit Schmerzen unwissentlich ein Scheinpräparat, wäre die beschriebene Linderung der Symptome vergleichbar groß wie beim medizinischen Cannabis.
Positive Berichte erhöhen Erwartung
Dr. Filip Gedin vom genannten Department des Karolinska Institutes hat bereits veröffentlichte Untersuchungen analysiert, die sich mit dem möglichen Placeboeffekt während der Nutzung von Cannabis beschäftigten. In der mittlerweile im Fachmagazin JAMA Network Open veröffentlichten Studie kommt er zu der Erkenntnis, dass unabhängig von den tatsächlichen Ergebnissen in den von ihm analysierten Untersuchungen eine eher positive Beschreibung der Wirksamkeit von Cannabis vorherrschen würde. Dies sei seiner Ansicht nach problematisch, da es die Erwartungen der Personen beeinflussen könnte, die aufgrund ihrer Schmerzen auf Cannabis zurückgreifen würden.
Würde ein großer Nutzen aufseiten der Patienten vermutet werden, wären die Toleranz bezüglich der potenziellen Schäden des natürlichen Medikamentes dementsprechend höher gelegen. In den analysierten Datensätzen der zu Hand genommenen Studien betreffend der Schmerzintensität, wurden die Aussagen der Nutzer vor und nach den Behandlungen auf Veränderungen untersucht. Dabei soll zutage gefördert worden sein, dass Schmerzen nach der Nutzung von Placebos merklich geringer beschrieben wurden, da die Teilnehmer der verschiedenen Untersuchungen von einer Reduktion in mittlerem bis großem Maße berichteten.
1.500 Patienten von 2003 bis 2022
Die Grundlagen für die nun in Erfahrung gebrachten Ergebnisse wurden durch die Analyse verschiedener Studien eingeholt, die sich auf eine Teilnehmerzahl von 1.500 Patienten beschränkten. Diese Untersuchungen fanden zwischen den Jahren 2003 bis 2022 statt, sodass von einer Personenzahl von ungefähr 166 Menschen pro Jahr ausgegangen werden kann. Bei dieser Menge will das nun berichtende Forschungsteam festgestellt haben, dass kein Unterschied zwischen Cannabis und Placebo bezüglich des tatsächlichen Potenzials zur Schmerzlinderung bestehe.
Herausgefunden haben die Forscher dazu anhand einer Medienpräsenzanalyse, dass Untersuchungen über die Wirkung von Cannabis wesentlich mehr Aufmerksamkeit zuteil komme, als andere wissenschaftliche Forschungsergebnisse erhielten. Unabhängig von der wirklichen therapeutischen Wirkung und nicht in Bezug auf das Ausmaß des Placeboeffektes gemessen. Dies könne nach der auf Gesundheitsstadt-Berlin.de wiedergegebenen Meinung der schwedischen Forscher dazu führen, dass sich Patienten besonders viel von Cannabis in der Medizin erhofften und somit den Placeboeffekt besonders hoch ausfallen ließen.
In anderen Teilen der Welt, in denen Cannabis schon seit einigen Dekaden für die Linderung verschiedenster Leiden eingesetzt wird und man über die Wirksamkeit des natürlichen Arzneimittels aufgrund der weitverbreiteten Nutzung relativ gut Bescheid weiß, könnte diese etwas stark eingegrenzt scheinende Untersuchung dagegen möglicherweise für etwas Kopfschmerzen sorgen. Vielleicht ist das ja aber auch nur ein Placeboeffekt!