Ein starkes Immunsystem fürs Wohlbefinden bis ins hohe Alter hängt bekanntlich auch an einem funktionstüchtigen Endocannabinoid-System. Es gibt eine Reihe vielversprechender Studien zur vorteilhaften Wirkung von Hanf auf wichtige Prozesse im Organismus. Nun beschäftigt sich eine Untersuchung mit lebenslangem Cannabiskonsum und DNA-Methylierung.
Statt der üblichen Chancen durch Cannabinoide interessiert sich die Forschung dieses Mal für Risiken rund ums Erbgut und schaut genauer hin, ob Wechselwirkungen zwischen den Wirkstoffen aus dem Marihuana und psychischen Störungen auftreten können. Cannabis konsumieren wird gerne vorschnell mit Psychosen, Ängsten oder Depressionen in Verbindung gebracht – was sagt die neue Studie zum Thema und worauf sollten THC-User achten?
Zusammenhänge von Hanfkonsum und DNA-Methylierung
Konkret geht es um den Einfluss von Umweltfaktoren, der sich am Erbgut nachweisen lässt. Kommt es beim genetischen Code rund um die Regionen mit Cytosin- und Guanin-Aminosäuren zum „Anhängen“ einer Methylgruppe, kann das Schäden bedeuten – was bereits recht umfassend für Zigaretten beziehungsweise Tabak untersucht ist. Solche Muster bilden sich offenbar gelegentlich auch bei der Einnahme von Cannabis, doch wie so oft geht es dabei in erster Linie um junge Leute, für die Haschisch und Marihuana bekanntlich tabu sein sollten.
Berechnungen zum Prozentsatz der methylierten DNA im Vergleich mit linearen Modellen beziehungsweise Schätzungen sollten mehr Klarheit bringen über potenzielle Schäden durch THC.
Schon im Vorfeld hatte das Team der Forscher eine große Analyse zu Epigenom, peripheren Blutproben und Abstammung durchgeführt und diese Zusammenhänge nun zunächst auf Cannabis übertragen. Der Einfluss von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Größe der Blutkörper und eventuellen Abhängigkeiten wurde abgeglichen. Insgesamt beschäftigte man sich mit 4.190 Leuten, die Hanfprodukte einnehmen und 5.246 Leuten, die abstinent leben, wobei auch Berichte von Eltern bei Minderjährigen einbezogen wurden. Der Gebrauch von THC galt als Dauerkonsum, was empirisch gesehen sicher nicht optimal ist.
Durch Cannabis geschädigte Gene im Gehirn?
Abstammungsgenetik in der Tiefe oder Termini zum kohortenspezifischen Ergebnis können wir uns hier als Laien sparen, sondern schauen zusammenfassend lieber auf Korrelationen einer DNA-Auffälligkeit im Kopf. Gesondert analysiert wurden nämlich in der Studie der präfrontale Kortex, das Kleinhirn und oberen Temporalgyrus. Wenn Hanfprodukte in diesen Regionen Probleme verursachen, kann das sehr wohl psychische Störungen begünstigen. Und tatsächlich – bei starkem Dauerkonsum vorwiegend in der Jugend wirkt Cannabis mitunter in den Genen ähnlich riskant wie das Rauchen von Zigaretten!
Zwar behauptet niemand, dass Tabak dumm macht oder faul oder beides, wie das häufig über Cannabis zirkuliert, aber laut Forschung können Zigaretten sehr wohl solche Effekte nach sich ziehen und sind vielleicht noch gefährlicher als allgemein bekannt.
Haschisch und Marihuana beeinflussen allerdings noch mehr Bereiche wie das Apolipoprotein-B-Rezeptor-Gen, was in der Summe zum Beispiel auf Erkrankungen wie Eierstockkrebs oder Lebertumore hinweisen könnte. Immerhin wird betont, dass Cannabis auch häufig positive Einflüsse zeigt, primär rund um die Leber, doch grundsätzlich sei die Codierung von Zytoskelettproteinen mit einer Bindung von Aktin-Fasern an Zellmembrane mindestens ein Warnhinweis, so die Studie in der Zusammenfassung. Trotzdem ist Panik nicht angebracht, da der Einfluss per se auch günstig ausfallen kann und mehr Forschung nötig macht. Konkrete Konsumtipps verkneift sich die Untersuchung jedoch.
Man betont stattdessen die Bedeutung der neuen, am Cannabis und seinem Gebrauch vorzüglich anzuwendenden Verfahren wie der DNA-Methylierung rund um die relevanten CpG-Abschnitte. Cannabinoide von THC bis CBD und ihr Einfluss auf das Erbgut des Menschen helfen uns zu verstehen, welchen Einfluss Umweltfaktoren wirklich haben und wie sich das möglichst vorteilhaft für eine kommende, personalisierte Medizin nutzen lässt.
Es scheint denkbar, dass Cannabis künftig zum Teil empfohlen, zum Teil strikt untersagt wird, je nach genetischem Profil, und das wäre schon ein Riesenfortschritt gegenüber der generellen Ächtung von Wirkstoffen aus der Hanfpflanze.