Auf Cannabis sollten Mütter in den neun Monaten der Schwangerschaft ähnlich konsequent verzichten wie auf Alkohol und Zigaretten. Die Forschung zum Einfluss der Hanfprodukte auf das reifende Baby im Leib bringt gemischte Ergebnisse und Zurückhaltung beim Tetrahydrocannabinol (THC) gilt als empfehlenswert, das zeigen neuste Studien ein weiteres Mal.
Natürlich ist es ein Unterschied, ob Frau in den ersten Wochen nach der Befruchtung gelegentlich am Joint zieht oder sich bis zum Einsetzen der Wehen jeden Abend ins Koma trinkt. Sicherheit für den Fötus kommt aber immer an erster Stelle und Verzicht bleibt eine Tugend, für die sich Neugeborene im späteren Leben bedanken können.
Schwangere Frauen verwenden Hanf bei Übelkeit und Schmerzen
Die frischen Studien zum Thema Schwangerschaft und Cannabinoide stammen aus Oregon und aus Australien. Nur im US-Bundesstaat können volljährige Leute aller Geschlechter ohne Gängelei Cannabis kaufen und Forscher wollten wissen, welche Risiken der Konsum für werdende Mütter samt innewohnendem Baby haben kann. THC ist die wohl wichtigste Substanz aus der Hanfpflanze und der berauschende Stoff kann enorm vielseitige Heileffekte haben, etwa bei Schmerzen, Entzündungen oder Schlafstörungen. Solche Begleitumstände bringt die Schwangerschaft bekannterweise mit sich, gerade in den ersten Monaten, wo zusätzlich die berühmte Übelkeit am Morgen auftritt.
Cannabis wird von einigen angehenden Mamis aber nicht wegen der gesamtgesellschaftlich vorteilhaften Legalisierung und allgemeinen Verfügbarkeit eingenommen, wie die Gegner einer modernen Drogengesetzgebung gerne behaupten, sondern weil es vielseitig lindert und als pflanzliche Medizin seit Jahrtausenden überall auf der Welt verbreitet ist.
In Oregon müssen sich die Damen wenigstens nicht zu Dealern schleppen und rauchen mit Kind im Bauch dann vielleicht Gras voller giftiger Streckmittel wie in Deutschland, wo Mütter in spe neben maximaler Ächtung gleich noch mit einer massiven Strafverfolgung bedroht werden. Werbung für Abtreibungen sind hierzulande ist okay, aber bei Marihuana nimmt dieser Staat schon mal das Baby weg und Behörden faseln selbstverständlich ohne eigene Forschung von großen Gefahren.
Studie 1: Cannabis konsumieren als mögliches Risiko für Fötus und Plazenta
Als Studienobjekte zerrte man wie üblich Schimpansen aus ihrem Laborkäfig. Schwangeren Primaten wurde THC verabreicht und die Wissenschaftler beobachteten diverse Effekte sowohl auf die Plazenta als auch den eigentlichen Fötus. Chemische Modifikationen rund um die DNA wie Regulation und Expression von Genen könnten durch Hanf nachteilig beeinflusst werden. Die Prozesse stehen möglicherweise im Zusammenhang mit neurologischen Krankheiten wie Autismus. Freilich sind die Forscher keine CDU-Politiker und betonen deshalb, dass solcherlei Verbindungen nicht kausal sein müssen und es viele weitere Aspekte braucht beim Check durch Frauenärzte, schließlich stehen wir beim Verständnis der Genetik noch am Anfang.
Die Affen auf Gras bekamen täglich THC ins Essen gemischt und die Neurologen schauten auf:
- Plazenta, die innerhalb von Mama Nabelschnur und Gebärmutter verbindet,
- Lunge, Herz und Hirn der heranreifenden Föten
Der psychoaktive Wirkstoff in Haschisch und Marihuana wirkte auf das Epigenom, welches wiederum Informationen kodiert und diverse Prozesse vom menschlichen Organismus beeinflusst. Denkbar wäre also eine Fehlentwicklung von Körper und Gehirn der Babys, die laut Studie später eventuell autistische Störungen haben oder durch Hyperaktivität und ein schlechtes Konzentrationsvermögen auffallen. Sicher ist das nicht, so die Macher der Untersuchung und selten, zumal weitere Risikofaktoren beim Check der Schimpansen keine Berücksichtigung fanden. Wichtig sei laut Forschung ein fairer, realistischer Umgang mit Cannabis und im Zuge der Legalisierung sollten Ärzte hin zu den Gynäkologen besser zum Konsum aufklären.
So ähnlich also wie bei Jugendlichen, die auf seriöse Prävention nachweislich besser ansprechen als auf Drohungen. Schwangere Frauen können sich bei Hanf legal beraten lassen ohne Angst und werden dem informierten Doktor eher glauben als Weißkitteln, deren Ausführungen zum THC nur die üblichen Fake News aus der Zeitung wiederkäuen. Ein offener, klarer Dialog ohne Ängste rund um die einzelnen Phasen der Schwangerschaft sind für Mama wie Baby in puncto Gras rauchen unbedingt erforderlich. Passiert das nicht wie in Deutschland, bleiben Betroffene ohne kompetente Beratung und gehen im 21. Jahrhundert wegen Cannabis ähnlich unnötige Risiken ein wie früher im Mittelalter bei einer heimlichen Abtreibung unter Aufsicht von Hexen und Quacksalbern.
Studie 2: Cannabiskonsum hat keinen Einfluss auf die neurologische Entwicklung
Obwohl in Down Under Hanfprodukte noch nicht erlaubt sind, forscht Australien sehr fleißig über Cannabinoide und berichtet zur Schwangerschaft ganz andere Ergebnisse als die Kollegen in Oregon. Verglichen wurden Daten zum Marihuana während der pränatalen Phase und neuropsychologische Aspekte während der späteren Pubertät vom Kind. Fast 3000 klinische Akten standen zur Verfügung. Die Ärzte schauten auf sprachliche Entwicklung, Reaktionsvermögen, Verhalten und konstatieren keine Auswirkungen von THC, das Mama damals während der Schwangerschaft einnahm. Fachtermini von Mehrfachimputation und Zensurgewichtung bis Poisson-Regression und Kovariaten ersparen wir uns hier, halten die vielen aufwendigen Untersuchungsmethoden der Studie aber für ein klares Veto, dass es sich bei den Schlussfolgerungen der Forscher um empirisch belastbare, evidente Aussagen handelt.
Rund 10 % der Mütter rauchten Gras während der neun Monate zwischen Befruchtung und Geburt. Ihrem Nachwuchs hat das faktisch nicht geschadet und es fanden sich in den Daten keinerlei Hinweise auf neurologische Mängel durch Hanfprodukte. Nach dem Abgleich der Daten mit klinischen und soziodemografischen Mustern stellte man nichts Beunruhigendes fest. Die Teenies zwischen 10 und 20 Jahren zeigten keine Beeinträchtigungen im Denken, hatten im Vergleich mit Altersgenossen weder häufiger Autismus noch andere Störungen. Natürlich erlauben selbst die besten, umfangreichsten Statistiken kein abschließendes Urteil, aber von Reaktionen durch THC bei weiblichen Schimpansen direkt auf Menschen zu schließen, scheint ebenso wenig schlüssig.
Garantiert sicher für Mutter und Nachwuchs ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft nur der generelle Verzicht auf Cannabinoide während einer Schwangerschaft. Wenn die Periode ausbleibt und sich der Bauch mit Leben zu füllen beginnt, könnte das Konsumieren von Cannabis Risiken haben, muss es aber nicht unbedingt und weil das noch so unklar ist, sollten Frauen zum Wohle des Kindes in den kritischen Monaten am besten abstinent bleiben.