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Rauschfreies CBD ist genauso wie psychoaktives THC Bestandteil der Hanfpflanze. Das Zusammenwirken aller Inhalte wird als sogenannter „Entourage-Effekt“ bezeichnet. Während Daten aus der Forschung bei Cannabidiol bisher häufig auf eine Rolle als Antagonist gegenüber berauschenden Anteilen hinweisen, vermutet eine neue Studie vielmehr das Gegenteil.
CBD könnte demnach einen Rausch beim Kiffen nicht wie angenommen lindern, sondern unter Umständen potenzieren. Welche Konsequenzen ergeben sich für auch für bundesdeutsche Gras-User?
CBD gilt bisher als Antagonist
Gut zwei Jahrzehnte sind die Untersuchungen zum Zusammenspiel der Cannabinoide von Hanfpflanzen schon im Gange und trotzdem noch lange kein alter Hut. Im Jahr 2006 ging es erstmalig konkreter um den Entourage-Effekt. Damals konstatierten Wissenschaftler dem CBD abschwächende Wirkungen auf psychoaktives THC und auf dieser Basis, begleitet durch stetig weitere Analysen, entwickelte sich schließlich die heute gerne mit Nachdruck vertretene Annahme, man könne den typischen Cannabisrausch durch mehr Konsum von Cannabidiol kontrollieren.
Das ist sowohl für den Freizeitgebrauch der Hanfprodukte wichtig als auch für therapeutische Anwendungen, bei denen möglichst wenig Rausch auftreten soll. Wer beispielsweise zu Panikattacken beim Kiffen neigt oder als Patient durch Cannabis lediglich Schmerzen lindern will, baut oft auf CBD als eine Art zuverlässiger Antagonist. So ähnlich also wie bei Naxolon, das nachweislich gegen Effekte von Opiaten wirkt und Bestandteil jeder Notfallspritze bei einer Überdosis ist? Dieser Frage widmet sich die aktuelle Studie im Fachmagazin Clinical Pharmacology & Therapeutics und bringt scheinbar recht überraschende Ergebnisse.
Hanfmedizin gegen Schmerzen auch ohne Rausch?
Gerade bei psychischen Beschwerden wie Angststörungen oder Depressionen zeigt sich CBD bis dato als wohltuend lindernde Substanz. Einige Studien halten den Wirkstoff aus Hanf hingegen für ziemlich wirkungslos und schreiben entsprechend wohlmeinende Berichte einem Placebo-Effekt zu. Die jüngste Untersuchung wollte genauer wissen, wie es um weniger Schmerzen und THC-Rausch durch Cannabidiol bestellt ist und um eine mögliche Eignung von Cannabis als alltagstaugliches Therapeutikum für jedermann.
Ist unter anderem die regelmäßige Einnahme gegen so weitverbreitete Symptome wie Rückenschmerzen angedacht, freuen sich längst nicht alle Patienten auch über eine berauschende Wirkung. Auch gelten für spezielle Personengruppen wie vor allem empfindliche Senioren besondere Voraussetzungen rund um Aspekte wie Wachsamkeit, Koordinierung und ein maximal stabiles Erinnerungsvermögen. Ärzte können mit einem hohen CBD-Anteil präparierte Hanfprodukte nur dann empfehlen, wenn das tatsächlich die gewünschten Effekte hat und keine extremen Nebenwirkungen in Aussicht stehen.
Cannabis-Tabletten mit besonders viel CBD
Um mehr Klarheit zu schaffen, wurden 37 erwachsene Probanden zwischen 18 und 45 Jahren analysiert. Deren Hanfkonsum lag im halben Jahr vor Beginn der Messungen wahlweise bei null oder erfolgte nur sehr selten, etwa einmal pro Monat. In mehreren Abschnitten bekamen die Probanden Cannabinoide in Form von Tabletten. Diese enthielten jeweils 9 mg THC und CBD in Konzentrationen von 10 mg bis immerhin 450 mg. Auch Placebos ganz ohne Cannabidiol waren selbstverständlich mit von der Partie.
Man führte Tests zur Erfassung von psychoaktiven Wirkungen und zur Schmerzlinderung durch. Folgende Fragen dienten als Prämissen: Wie schmerzfrei, wach, ängstlich oder schlicht berauscht waren die Leute und welchen Anteil daran hat das CBD im Detail? Was lässt sich über kognitive Fähigkeiten und die Motorik der Leute feststellen? Und eignet sich entsprechend dosiertes Cannabis dann auch tatsächlich für weitestgehend unbedenkliche Anwendungen?
Während beim CBD-Anteil niedrig dosierte Hanftabletten keinen Effekt hatten, schienen Präparate mit 450 mg Wirkstoff für mehr Rausch im Kopf zu sorgen und für eine klar erhöhte Messbarkeit von THC im Blut. Kräftigere psychoaktive Effekte haben laut Studie vielleicht mit dem Einfluss von CBD auf den Stoffwechsel zu tun und mit der Hemmung von Enzymen, die eine Umwandlung von Hanf direkt beeinflussen.
Weniger aussagekräftig fiel hingegen die Schmerzlinderung aus. Allerdings, so die Wissenschaftler, handelte es sich bei den Probanden um gesunde Leute ohne besonderes Schmerzprofil und dazu gilt es künftig genauso mehr zu forschen wie zur Verallgemeinerung der Daten.