Oft schleichend und zunächst ignoriert, nicht zu behandeln und für Betroffene extrem belastend, steht Morbus Parkinson als mögliche Indikation für den Einsatz von medizinischem Hanf schon länger im Fokus der Forschung. Wirkstoffe im Cannabis stimulieren das körpereigene Endocannabinoid-System des Menschen und adressieren an Rezeptoren, die gerade im Gehirn rege verbreitet sind. Eine neue Studie im Fachjournal für klinische Neuropharmakologie berichtet aktuell über positive Effekte durch Cannabinoide auf das Wohlbefinden von Patienten mit Parkinson Diagnose. Auch ein generelles Fortschreiten der Erkrankung könnte durch Cannabis vorteilhaft beeinflusst sein, das außerdem die Verschreibung von sonst üblichen, süchtig machenden Opiaten reduzierte. Ist Cannabis die Chance auf neue, hilfreiche Therapien für eine der großen Geißeln im Alter?
THC und CBD lindern alle Parkinson Symptome
Zumindest in der Studie war das der Fall, als Forscher an der Universität von Buffalo in den USA die insgesamt 69 Probanden und Parkinson Patienten auf deren Cannabis Konsum hin untersuchten. Konkret nahmen die Leute Extrakte als Hanfprodukte ein, bei denen die enthaltenen Cannabinoide THC und CBD in einer Ratio von 1:1 aufbereitet sind. Solcherlei Cannabis auf Rezept gibt es übrigens auch in Deutschland. Interessierte Patienten könnten beim nächsten Arztbesuch auf die frische Analyse verweisen – falls ein misstrauischer Doktor die Verordnung von Gras ablehnt und sich dafür der auch in medizinischen Kreisen immer noch umlaufenden Falschmeldungen meint bedienen zu müssen.
In Nordamerika geht es meistens einfacher mit dem Verschreiben der Hanfwirkstoffe und gerade in der Neurologie laufen unzählige Studien. 87 % der von Morbus Parkinson Betroffenen berichtet in der aktuellen Untersuchung aus Buffalo über Verbesserungen – und zwar für alle Arten von Symptomen. Bekanntlich gehen diese Indikationen mit starken körperlichen Einschränkungen einher, wie Krämpfen, Schmerzen und Spastiken. Die Patienten leiden zugleich an Appetitlosigkeit, unkontrolliertem Zittern der Extremitäten und einer sogenannten Dyskinesie als Störung von Bewegungsabläufen bis in innere Organe hinein.
Cannabis als gut verträgliches Substitut für Opiate
Weil die Beschwerden zurückgingen, brauchten die Studienteilnehmer schon bald nach Beginn der Cannabistherapie deutlich weniger opiumhaltige Medikamente. Diese lindern zwar zuverlässig und können ähnlich wie Cannabinoide an körpereigenen Rezeptoren andocken, machen aber rasch süchtig und sind für das Atmungssystem mitunter sehr gefährlich. Gut die Hälfte der Probanden nahm schnell weniger Opioide ein. Die Forscher stellten beim üblicherweise verordneten Morphin ein Absinken rund um den relevanten Äquivalenzwert fest, von 31 auf immerhin nur noch 22 Milligramm! Medizinalhanf verursachte darüber hinaus keine besonderen Nebenwirkungen und wurde von allen Teilnehmern der Parkinson Studie gut vertragen.
Vielversprechende Aussichten für Hanfprodukte als Heilmittel bei Morbus Parkinson
Möglicherweise beeinflussen die Cannabinoide THC und CBD also direkt motorische wie nicht motorische Abläufe und sorgen für weniger belastende Symptome. Ob diese Verbesserungen langfristig sind und welche Rolle Faktoren wie Dosierung oder Konsumform beim Hanf als potenzieller Anti-Parkinson Therapie spielen, lässt sich aber noch lange nicht mit Sicherheit sagen. Die Mediziner wollen in deutlich umfangreicheren, randomisierten Studien mehr herausfinden und bekommen hoffentlich die dafür nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung. Entsprechende Vergleichsgruppen von Probanden befinden sich schon in Planung und man darf gespannt schauen, wie sich Weed gegen das Placebo dabei wirklich schlägt.
Schon länger gibt es positive Fachberichte zum Cannabis bei Morbus Parkinson. Auch wenn die einzelnen Wirkstoffe isoliert oder als Vollspektrum Präparat offiziell gar nicht erlaubt sind, probiert wohl bis zu ein Viertel der Patienten medizinischen Hanf und erzielt offenbar gute Erfolge. Das ist alles nicht empirisch abschließend erfasst und Cannabis ist weder ein wundersames Allheilmittel noch garantiert bei jedem Menschen gleich wirksam. Als gesichert gilt allerdings schon jetzt, dass Marihuana und qualitativ hochwertige Extrakte aus der Hanfpflanze Symptome nicht verschlechtern.
Selbstversuche werden immer öfter beschrieben – interessierte Patienten sollten mit einem versierten, wie verständigen Facharzt auf jeden Fall eingehend besprechen, was sich mithilfe der Cannabinoide individuell alles ausprobieren lässt.