Cannabis auf dem Schwarzmarkt wird ungeprüft an Konsumenten des grünen Krautes verkauft. Dabei kann es unter Umständen vorkommen, dass schädliche Beimischungen ihren Weg in die Ware finden, um entweder das Gewicht zu erhöhen oder die Wirkung zu verstärken – Stichwort synthetische Cannabinoide.
Wie erst kürzlich eine Untersuchung zwischen legalem Cannabis und Marihuana vom Schwarzmarkt in Kanada bewies, kommt es vielfach vor, dass die illegal gehandelten Produkte aufgrund fehlender Qualitätsbestimmungen mit Pestiziden belastet sind. Dies steht nicht im Interesse aller aus gesundheitlichen Gründen auf das natürliche Genussmittel zurückgreifenden Konsumenten. Während nur bei sechs Prozent der überprüften legalen Cannabisproben aus Kanada ein geringer Pestizidgehalt festgestellt werden konnte, waren es bei den aus illegalem Handel stammenden Proben ganze 92 Prozent. Auch wurde erst vor wenigen Tagen hier darüber berichtet, welche Gefahren mit einer nicht kontrollierten Trocknung und Lagerung einhergehen können, da sich Pilze der Gruppe Aspergillus bilden können, die besonders für Medizinalhanfpatienten gefährlich werden können – im schlimmsten Fall sogar bis zum Tod führen.
Es ist zu befürworten, dass ein geregelter und streng kontrollierter Handel unter legalen Bedingungen geschaffen wird, der derartige Gefahren aufspürt und das Inverkehrbringen von unerwünschten Stoffen verhindern kann. Hierfür werden einheitliche Regeln und Qualitätsmerkmale benötigt, wie eine neue wissenschaftliche Untersuchung der Columbia University in New York City dank ihrer Ergebnisse untermauert. Auch in den USA, wo der legale Handel mit Marihuana mittlerweile in 21 Bundesstaaten für den Freizeitgebrauch legalisiert wurde, scheinen Nutzer von Cannabis im Körper vermehrt giftige Schwermetalle anzureichern, die offensichtlich während des Konsums in den eigenen Organismus gelangen. Somit könnte Marihuana eine bedeutende und bislang zu wenig beachtete Quelle der Blei- und Kadmium Exposition sein.
Cannabis – ein Fänger von Metallen
Was in der Landwirtschaft bei der Nutzung von Hanf auf schlechten Böden ein Vorteil ist, stellt sich als Gefahr für die Gesundheit dar, wird Gras zum Genuss oder aufgrund medizinischer Zwecke eingesetzt.
Pflanzen Landwirte die seit Jahrtausenden im Einsatz befindlichen Gewächse auf ihren Feldern, entzieht der Hanf vorhandene Schwermetalle und andere Schadstoffe aus dem Boden. Diese Stoffe werden dann unter anderem in den Wurzeln der Pflanze gespeichert, ohne dass das Wachstum beeinträchtigt wird. Nach den neusten Untersuchungen der Columbia Universität, die vorangegangenen Forschungen der Pennsylvania State Universität entsprechen, können von solchen Pflanzen unter anderem Blei, Quecksilber und Kadmium, die als krebserregende Schwermetalle einzustufen sind, an Konsumenten nach dem Einsatz als Rauschmittel übermittelt werden. Daher warnten die Forscher bereits nach diesen Erkenntnissen, dass das Cannabis dieser Pflanzen eine Gefahr für Krebserkrankungen oder neurologische Schäden darstellen könnte.
Besonders für Medizinalhanfpatienten wäre es gefährlich, derartig kontaminierte Hanfprodukte gegen ihre Leiden einzusetzen. Die New Yorker Universität hat nun festgestellt, dass Marihuanakonsumenten signifikante Werte von Metallen im Blut und Urin aufweisen, weshalb man zu dem Schluss kam, dass Marihuana eine bedeutende und aktuell noch unterschätzte Quelle für Blei- und Kadmiumbelastungen im Körper sein kann. Die im Journal „Environmental Health Perspectives“ veröffentlichte Studie, wäre eine der ersten Studien, die Biomarker-Metallwerte bei Marihuana-Konsumenten aufzeige.
Mit 7254 teilnehmenden Personen, die über Konsumgewohnheiten Auskunft gaben, wäre es wahrscheinlich dazu die bisher größte Studie, die den selbstberichteten Marihuanakonsum mit internen Messungen der Metallexposition verknüpfte. Zuvor konzentrierte man sich in der Regel nur auf die vorhandenen Schwermetalle, die in den jeweiligen Pflanzenproben nachgewiesen werden konnten.
Vier Gruppen – ein Ergebnis
Unterschieden wurden bei der Studie der Konsum von Rauchern, die Zigaretten oder Tabak nutzen, Menschen, die Tabak und Cannabis konsumieren, Personen, die nur auf Cannabis zurückgreifen und abstinent lebenden Teilnehmern. Dabei konnte festgestellt werden, dass alle Teilnehmer im Blut fünf, und im Urin 16 verschiedene Metalle aufwiesen. Bei den Personen, die Cannabis konsumierten, sollen die Werte deutlich höher als bei den Kontrollgruppen gelegen haben.
Die Forscher sprechen davon, dass die von den Teilnehmern gemeldeten Messwerte für den ausschließlichen Marihuanakonsum im Vergleich zu den Nicht-Marihuana-Tabak-Nutzern eine signifikant höhere Bleikonzentrationen im Blut (1,27 ug/dL) und Urin (1,21 ug/g Kreatinin) besaßen.
„Da die Cannabispflanze als Metallfänger bekannt ist, hatten wir im Vorfeld die Hypothese aufgestellt, dass Personen, die Marihuana konsumieren, höhere Metall-Biomarkerwerte aufweisen würden, als Personen, die kein Marihuana konsumieren“, sagte Katelyn McGraw, die Postdoktorandin und Erstautorin aus der Abteilung für Umweltgesundheitswissenschaften der Columbia Public Health Universität.
Die Ergebnisse würden daher nun darauf hindeuten, dass Marihuana eine nicht zu unterschätzende Quelle der Kadmium- und Bleiexposition wäre. Zurückgegriffen wurde für die Untersuchung auf kombinierte Daten aus dem „National Health and Nutrition Examination Survey“(NHANES) aus den Jahren 2005 – 2018. Die Forscher verwendeten vier NHANES-Variablen, um exklusiven Marihuana- und Tabakkonsum zu definieren. Dabei ging es um aktuelles Zigarettenrauchen, die Serum-Cotinin-Werte, selbstberichteter Marihuanakonsum in der Vergangenheit und Marihuanakonsum in letzter Zeit.
Der Grund des Problems – einheitliche Regeln fehlen noch
Auch wenn in den USA bereits 21 Bundesstaaten, samt Washington DC, Cannabis zu Genusszwecken legalisiert haben und in insgesamt 38 Bundesstaaten, samt Washington DC, der Einsatz von Medizinalhanf gestattet ist, gibt es aufgrund der Cannabis immer noch als illegal betrachtenden Bundesgesetzes keine einheitlichen Regeln die Kontamination von Metallen betreffend. Die Regulierung von Verunreinigungen in allen cannabishaltigen Produkten bleibt somit lückenhaft, und es gibt keine Leitlinien von Bundesregulierungsbehörden wie der FDA oder der EPA diesbezüglich. 28 Bundesstaaten regeln zwar die Konzentrationen von anorganischem Arsen, Kadmium, Blei und Gesamtquecksilber in Marihuana-Produkten, doch die Grenzwerte variieren je nach Metall und Staat.
Tiffany R. Sanchez, eine Assistenzprofessorin für Umweltgesundheitswissenschaften an der Columbia Public Health und Hauptautorin der Studie sagt aus diesem Grund, dass es in Zukunft mehr Forschungsarbeiten zum Cannabiskonsum und zu Cannabis-Kontaminanten geben müsse. Insbesondere im Hinblick auf Metalle sollten diese durchgeführt werden, um den Bedenken der öffentlichen Gesundheit im Zusammenhang mit der wachsenden Zahl von Cannabiskonsumenten entsprechen zu können. Es zeigt sich auch anhand dieses Beispiels, dass eine Menge wichtiger Regulierungen vonnöten sind, um eine Legalisierung von Cannabis fachgerecht gestalten zu können und Gesundheitsrisiken zu minimieren. Dies ist schließlich auch in vielen anderen Bereichen gängig, wenn Produkte in den Handel gelangen oder dort auch schon seit vielen Jahren erhältlich sind.
Lebensmittel werden nach speziellen Kriterien in Laboren auf schädliche Stoffe getestet, Geräte erhalten mit den entsprechenden Plaketten ein Prädikat auf Qualität und Sicherheit. Gerade da viele Gegner einer Cannabislegalisierung die gesundheitlichen Gefahren oft in den Vordergrund zu rücken versuchen, sollte ein besonders Augenmerk auf die wirklich vorhandenen Inhaltsstoffe der Rauschsubstanz gelegt werden. Nicht die entstehenden Probleme aufgrund einer unregulierten Situation können schließlich wirklich einen triftigen Grund für das Festhalten an der gescheiterten Prohibition darstellen. Gute Regeln bringen gute Ergebnisse.