Es gibt viele Gerüchte über den Gebrauch von Cannabis. Menschen kichern mehr, essen mehr Süßigkeiten und sind dafür prädestiniert, im Laufe ihres Lebens auf stärkere Drogen umzusteigen. So wie diese Aussagen nicht wissenschaftlichen Standards standhalten, verhält es sich auch mit der Behauptung, dass Kiffer ganz besonders faule Wesen wären.
Nach den Untersuchungen von Forschern, die mit der Oregon State University verbunden sind, gibt es kein Zeichen dafür, dass Erwachsene aufgrund des regelmäßigen Gebrauchs von Cannabis weniger Motivation aufzeigten, als Menschen, die nicht auf das natürliche Rauschmittel zurückgreifen würden.
Amotivationales Syndrom – kurz AMS
Mit der Bezeichnung AMS wird derzeit das psychologische Phänomen von Leistungsminderung und Antriebsstörungen bei Menschen beschrieben, das über Gleichgültigkeit bis hin zu Apathie aufgrund geringer bis fehlender Motivation reicht. Er wird gern im Zusammenhang mit chronischem Cannabiskonsum genannt und deutet darauf hin, dass Nutzer der potenten Pflanzenprodukte weniger Antrieb in ihrem Leben besitzen würden.
Die Forscher der Oregon State University untersuchten jetzt das amotivationale Syndrom anhand von Personen, die im vergangenen Jahr mindestens dreimal in der Woche nicht auf Cannabis verzichteten. Ihnen gegenüberstanden Menschen, die seit einem Jahr nicht häufiger als einmal Cannabis pro Monat konsumierten oder gar nicht in Kontakt mit dem Rauschmittel standen. Die Forscher stellten daraufhin keine signifikanten Gruppenunterschiede bezüglich der selbstberichteten Apathie fest, nachdem sie die Ergebnisse betreffend Kovariaten (Drittvariablen) kontrolliert hatten. Hier wurden aktueller Alkoholkonsum und depressive Symptome einbezogen.
Überraschende Unterschiede vorhanden
Die Autoren berichteten nach der Auswertung, dass Cannabiskonsumenten sogar eher als die Nichtkonsumenten „mehr (Anstrengungen) für die Belohnung unternehmen, was auf eine höhere Motivation im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen hindeutet“. Insbesondere wählten die Cannabiskonsumenten bei zunehmenden Belohnungswerten mit größeren Wahrscheinlichkeiten die schwierigeren Versuche aus als die Kontrollpersonen. Deswegen schließen die Forscher darauf, dass die aktuellen Ergebnisse die Theorie des amotivationalen Syndrom bei Cannabiskonsumenten nicht untermauern können.
Cannabiskonsumenten zeigten vielmehr im Vergleich zu den Kontrollpersonen eine höhere Anstrengung bezüglich der Entscheidungsfindung ihrer Aufgaben. Dennoch sagen sie: „In Anbetracht der begrenzten Anzahl von Studien in diesem Bereich sollte die künftige Forschung weiterhin sowohl Selbstberichte als auch aufgabenbasierte Methoden verwenden, um die Motivation von Cannabiskonsumenten zu bewerten und gleichzeitig potenzielle Kovariaten wie Depression, Substanzkonsum und Persönlichkeitsfaktoren zu kontrollieren.“
Studien aus dem Jahr 2021 und vorangegangene Fakten konnten jedoch bereits zuvor von ähnlichen Beobachtungen sprechen oder zumindest widerlegen, dass Cannabiskonsum die Motivation eindämmt.