Zweifler am Legalisierungsgedanken sprechen oft davon, dass der Konsum von Cannabis mit steigenden gesundheitlichen Gefahren verbunden ist. Der Ausbruch von Psychosen sei durch den Einsatz des natürlichen Rauschmittels erhöht und Statistiken könnten dies untermauern. Erst im Juni wurde im UN-Drogenbericht 2022 erwähnt, dass 30 Prozent aller Suchttherapien auf Cannabiskonsum zurückzuführen wären.
Die Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht spricht ebenfalls davon, dass es in den vergangenen zehn Jahren eine Steigerung der Nachfrage nach derartigen Therapien von 76 Prozent gegeben haben soll. Zurückzuführen sei dies laut den Forschern der Addiction and Mental Health Group der University of Bath unter anderem auf steigende THC-Werte, weshalb man darauf plädierte, gesundheitspolitische Leitlinien und Maßnahmen zu entwickeln, um den Konsum von Cannabis für Konsumenten sicherer zu machen. Neue Studienergebnisse einer kanadischen Untersuchung bezüglich des Einsatzes von medizinischem Cannabis, lassen jetzt aber davon berichten, dass die Nutzer der natürlichen Arznei keinem erhöhten Risiko von Krankenhausaufenthalten aufgrund psychischer Störungen ausgesetzt seien.
23.000 Patienten über 240 Tage beobachtet
Die Ende Juli im Journal Substance Use & Misuse veröffentlichen Ergebnisse der kanadischen Kohortenstudie lassen darauf schließen, dass Medizinalhanfpatienten ein geringes Risiko für psychiatrische Krankenhausaufenthalte aufgrund ihres Marihuanakonsums aufzeigen. Die verfügbaren Daten von über 23.000 zugelassenen Patienten, die über einen Durchschnittszeitrum von 240 Tagen Auskunft gaben, wurden zwecks eindeutiger Wahrheitsfindung dementsprechend überprüft. Im Einzelnen verfolgten die Forscher die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten, die entweder auf eine „Cannabisvergiftung“ oder auf „psychische Störungen oder Verhaltensstörungen aufgrund des Cannabiskonsums“ zurückzuführen waren.
Nach der Überprüfung der Daten wurden laut Forschung insgesamt 14 Patienten wegen Problemen im Zusammenhang mit Cannabistoxizität ins Krankenhaus eingeliefert und 26 Personen wegen psychischer Störungen oder auftretender Verhaltensstörungen. Zu den Einflussfaktoren für cannabisbedingte psychische Störungen und Verhaltensstörungen gehörten frühere Störungen durch Drogenmissbrauch, andere psychische Störungen, Alter, Diabetes und chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen.
Argument gegen Meinungsmache
Die wissenschaftlichen Ergebnisse aus Kanada widerlegen damit recht eindeutig die gerne von Gegnern der Cannabislegalisierung aufgestellte Behauptung, dass ein häufiger Gebrauch von Marihuana Psychosen und andere psychische Störungen auslösen könne. Die Forscher kommen eher zu dem Schluss, dass die Ergebnisse darauf hindeuten würden, dass sehr selten derartige Nebenwirkungen mit dem Konsum einhergehen würden. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Inzidenz von Cannabisvergiftungen oder cannabisbedingten psychischen oder Verhaltensstörungen unter den Patienten, die Cannabis zur medizinischen Versorgung verwenden durften, gering war“, so die Autoren. Die Beobachtungen der geringen Raten von Notaufnahme- und Krankenhausbesuchen aufgrund von „Cannabisvergiftungen“ und „Cannabiskonsumstörungen“ in der beachtlichen Kohorte medizinischer Cannabiskonsumenten würde daher dazu beitragen können, die Bedenken hinsichtlich des steigenden Einsatzes von medizinischem Cannabis zerstreuen zu können.
Was nicht erwähnt, jedoch nicht unter den Teppich gekehrt werden sollte, ist die Tatsache, dass alle Patienten mit legalem medizinischem Cannabis versorgt wurden, daher über den Wirkstoffgehalt informiert waren und gleichbleibende Qualitätsware erhielten. Etwas, auf das Genusskonsumenten hierzulande bislang verzichten müssen, sodass die Umstände auf dem Schwarzmarkt leider für eine veränderte Ausgangslage sorgen können.