Gegner einer Cannabisfreigabe stützen sich gerne auf die verschiedensten Argumente, die davon ausgehen lassen könnten, dass der Konsum mit schweren Folgen für die geistige und körperliche Gesundheit verbunden ist. Schizophrenie, Psychosen, unvorhersehbares Verhalten, kognitive Defizite und einfach ein verursachter Schaden, der viel Teilhabe am allgemeinen Leben eigentlich verhindern müsste.
Auch was die Fahrtüchtigkeit betrifft, wird Konsumenten von Cannabis mit einem Grenzwert das Leben bisweilen schwer gemacht, der nicht auf wissenschaftlichen Fakten, sondern einzig nur aufgrund der geringsten möglichen Nachweisbarkeit gewählt wurde.
Dass die oft ausgesprochenen Thesen bezüglich des Einflusses von Marihuana auf den Nutzer nicht wirklich haltbar sind, hat nun eine Untersuchung in Australien mit Medizinalhanfpatienten erneut demonstriert. Der Konsum von medizinischem Cannabis konnte dort nicht mit signifikanten Veränderungen der kognitiven Leistung oder der Fahrfähigkeiten der Patienten in Verbindung gebracht werden.
Gewohnheitskonsumenten kommen klar
Die in der Zeitschrift CNS Drugs veröffentlichten Daten der australischen Forscher zeugen davon, dass Menschen, die Cannabis schon länger zu medizinischen Zwecken einsetzen, keine Veränderungen ihrer kognitiven Leistung oder bezüglich ihrer Fahrtüchtigkeit aufzeigen. Es wurden in der Untersuchung die neurokognitiven Leistungen einer Kohorte von 40 Patienten studiert, die bereits eine Genehmigung zur Verwendung medizinischer Cannabisprodukte besaßen und schon seit über zehn Monaten auf diese Produkte zurückgriffen.
Ähnlich wie in Deutschland können Ärzte nach australischem Recht gewisse Cannabisprodukte für ihre Patienten genehmigen, bei denen herkömmliche verschreibungspflichtige Behandlungen nicht die gewünschte Wirkung zeigen. Die Leistung der Studienteilnehmer wurde zur Ermittlung einer möglichen Veränderung zu Beginn der Studie und erneut drei Stunden später bewertet. Dabei verdampften die Patienten entweder Cannabisknospen oder konsumierten Extrakte über den oralen Weg.
Festgestellt wurde dabei, dass die Patienten keine Veränderungen in der „simulierten psychomotorischen Leistung, den exekutiven Funktionen, dem Gedächtnis oder der Reaktionszeit nach der Verabreichung einer Standarddosis“ des ihnen verschriebenen medizinischen Cannabis zeigten. Wie norml.org berichtet, waren die Ergebnisse laut den beteiligten Forschern unabhängig von der Art des konsumierten Cannabisprodukts einheitlich gleich.
Bewertung der Wissenschaft
Die Forscher berichteten, dass sie keine Anzeichen für eine Beeinträchtigung der kognitiven Funktion fanden, als sie die Ergebnisse einer umfassenden neuropsychologischen Testgruppe mit den Ergebnissen nach der Behandlung verglichen. Man hätte auch keine Veränderung der Leistung in der DRUID-Testgruppe beobachteten können – dem empfindlichsten Test für auftretende Cannabisbeeinträchtigungen.
Diese Ergebnisse stimmten somit mit zwei im vergangenen Jahr veröffentlichten systematischen Übersichten überein, die schon darauf hindeuteten, dass medizinisches Cannabis bei regelmäßiger und konsequenter Anwendung zur Behandlung einer chronischen Erkrankung nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen haben könne. Die Autoren der Studie kamen daher zu dem Schluss: „Medizinisches Cannabis hat wahrscheinlich nur minimale akute Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen, wenn es verschrieben und wie vorgeschrieben verwendet wird.“
Bestätigende Ergebnisse der Vergangenheit
Andere Studien hatten ebenfalls bereits festgestellt, dass gewohnheitsmäßige Cannabiskonsumenten eine Toleranz gegenüber durch Cannabis induzierten Veränderungen der kognitiven oder psychomotorischen Leistung entwickeln. Personen mit regelmäßigem Cannabiskonsum zeigen im Vergleich zu nicht regelmäßig Konsumierenden weniger ausgeprägte Auswirkungen nach einer akuten Verabreichung von Marihuana oder THC.
Nach einer Meta-Analyse von 36 Studien mit über 1.000 Teilnehmern im Jahr 2018 wurde davon gesprochen, dass die kognitive Funktion der Bereich zu sein scheint, der bei wiederholter Exposition am ehesten eine Toleranz aufweisen würde. Wobei auch einige Anzeichen für eine vollständige Toleranz und ein völliges Fehlen einer akuten Wirkung vorhanden gewesen sein sollen. Die Nachricht, dass Patienten, die Cannabinoide über einen längeren Zeitraum in konstanter Dosierung einnehmen, oft eine Toleranz gegenüber der Beeinträchtigung der psychomotorischen Leistungsfähigkeit entwickeln, sodass sie sicher Auto fahren können, wurde aber auch schon 2012 im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht.
Quellen und weiterführende Links