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Gegner einer Entkriminalisierung argumentieren bis heute, dass Cannabiskonsum mit erheblichen gesundheitlichen Folgen einhergeht. Insbesondere die negativen Auswirkungen auf die mentale Gesundheit werden immer wieder thematisiert. Nun gibt es jedoch neue Studiendaten, die diese Befürchtungen entkräften. Bei einer repräsentativen Personengruppe konnten keine körperlichen und geistigen Dauerschäden durch langfristigen Cannabiskonsum festgestellt werden.
Umfangreiche Studie in Spanien
In Spanien wurde zu Beginn dieses Jahres eine der größten Untersuchungen, die es bislang für diese Thematik gibt, veröffentlicht. Spanien gehört zu den Ländern mit dem höchsten Cannabiskonsum in ganz Europa. Es gibt dort auch Cannabis Social Clubs, sowie eine weitgehende Entkriminalisierung. In dieser Studie wurden die Daten von 600.000 Personen ausgewertet, die angegeben haben, regelmäßig Cannabis zu konsumieren. Aus diesen Personen wurden 419 Probanden ausgewählt, die statistisch die gesamte Bevölkerungsgruppe, die Cannabis konsumiert, repräsentierten.
Alle diese ausgewählten Personen hatten mindestens 1x in den vergangenen 30 Tagen Cannabis konsumiert. Ein interessantes Detail ist hierbei auch noch, dass diese Personengruppe auch generell einen erheblich höheren Drogenkonsum als der Bevölkerungsdurchschnitt aufwies. Etwa die Hälfte dieser Personen hatte auch bereits Erfahrungen mit anderen Drogen wie Kokain oder Psychedelika. Die Gesundheitsdaten dieser Stichprobe wurden dann auf unterschiedlichste Faktoren untersucht. Dabei wurde Erstaunliches festgestellt.
Keine relevanten negativen Auswirkungen
Entgegen der noch immer vorherrschenden Meinung konnten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung keine langfristigen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit festgestellt werden. 88 % der Personen aus der Stichprobe hatten eine positive Wahrnehmung ihrer Gesundheit und würden sich selbst als fit bezeichnen. 67 % dieser Personen haben einen normalen BMI. Daraus lässt sich auch ableiten, dass kein erhöhtes Risiko für typische Volkskrankheiten, wie hoher Cholesterinspiegel und Herz-Kreislauf-Problemen, besteht. Erstaunlich war auch, dass Cannabiskonsumenten, entgegen dem gängigen Vorurteil der Lethargie, tatsächlich körperlich etwas aktiver sind als der Bevölkerungsdurchschnitt.
76 % der Konsumenten gaben an, mindestens 10 Minuten am Tag körperlich aktiv zu sein, während es bei der nicht konsumierenden Gesellschaft lediglich 70 % waren. Auch die psychoaktive Wirkung von Cannabis wurde von der Mehrheit der Personen als positiv erlebt. Über 90 % gaben an, während der Wirkung glücklich und voller Ideen zu sein. In Summe konnte mit keinem der verwendeten Indikatoren ein schlechterer Gesundheitszustand als bei der nicht konsumierenden Bevölkerung festgestellt werden. Lediglich scheinen Schlafprobleme bei Cannabiskonsumenten häufiger aufzutreten.
Jedoch kann aufgrund dieser Daten nicht verifiziert werden, ob die Schlafprobleme durch den Cannabiskonsum entstanden sind, oder ob viel mehr Cannabis als Medikament gegen Schlafprobleme eingesetzt wird. 30 % der Befragten würden gerne mit dem Konsum aufhören, was auf ein gewisses Suchtpotenzial schließen lässt.
Weniger verschreibungspflichtige Medikamente
30 % der Konsumenten gaben an, dass sie durch Cannabis bereits mit der Einnahme von verschreibungspflichtigen Medikamenten aufhören konnten. Dies ist ein Bild, welches sich schon seit Jahren durch alle Studien zieht. Egal, welche Form von chronischen Erkrankungen man betrachtet und egal, wie man die Daten interpretiert, kommt man immer wieder zur Erkenntnis, dass ein erheblicher Teil der Patienten schulmedizinische Medikamente zur Symptomlinderung nicht mehr benötigt, sobald diese Cannabis bekommen.
Es scheint kaum ein anderes Mittel zu geben, welches ein ähnlich breites Wirkungsspektrum aufweist, wie Cannabinoide. Man kann sich aufgrund dieser Tatsache vorstellen, warum auch die Pharmaindustrie immer wieder gegen eine Legalisierung von Cannabis ist. Insgesamt kann aus dieser Studie abgeleitet werden, dass eine Entkriminalisierung von Cannabis kein Problem für die öffentliche Gesundheit darstellt. Im Gegenteil. Die meisten Menschen profitieren in einer überaus positiven Weise von der Wirkung und weisen sogar verbesserte Gesundheitsparameter auf.
US-Studie mit ähnlichem Ergebnis
In einer der größten Zwillingsstudien, die bislang durchgeführt wurden, konnte kein Zusammenhang zwischen langfristigem Cannabiskonsum und psychischen Erkrankungen festgestellt werden. Zwillingsstudien sind zu diesem Zweck besonders aussagekräftig, da beide identische genetische Voraussetzungen mitbringen und somit die Auswirkungen von Umwelteinflüssen deutlich besser festgestellt werden können.
4000 Zwillinge, von denen einer regelmäßig Cannabis konsumierte und der andere nicht, wurden im Zeitraum von 1994 bis 2021 beobachtet. Dabei wurde in regelmäßigen Zeitabständen deren seelischer Gesundheitszustand untersucht. Cannabiskonsumenten wiesen dabei kein gehäuftes Auftreten von psychischen Erkrankungen im Vergleich zu ihren abstinenten Zwillingen auf. Es konnte durch diese Langzeitstudie kein kausaler Zusammenhang zwischen dem langfristigen Konsum von Cannabis und psychischen Erkrankungen hergestellt werden.