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Selbstverständlich sollten Jugendliche kein Cannabis konsumieren. Während dieser Phase befindet sich das Gehirn in einem kritischen Umbau, auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Drogen können in diesem Prozess oft mehr Schaden als sie nutzen. Jugendliche sollten allerdings auch keine Alkoholexzesse feiern. Der einzige Unterschied ist, dass Alkohol normalisiert und Cannabis bis heute geächtet ist.
Bei Cannabis kommt in vielen Ländern das Problem hinzu, dass dem Jugendlichen durch juristische Probleme, insbesondere Probleme mit dem Führerschein, der Einstieg in das Berufsleben verbaut wird. Ein Jugendschutz könnte durch eine kontrollierte Abgabe in Fachgeschäften gewährleistet werden. Ein kleiner Teil der Jugendlichen wird trotz allem immer an Cannabis herankommen. Das ist bei Alkohol jedoch nicht anders. Gäbe es Cannabis aus Fachgeschäften, wäre zumindest gewährleistet, dass die Ware keine hochgiftigen synthetischen Cannabinoide enthält.
Bei Erwachsenen, die mit dem Konsum erst im Erwachsenenalter starten, ist durch Studien gut belegt, dass keine nachhaltigen kognitiven Defizite auftreten. Bei regelmäßigem Konsum im Jugendalter ist die Datenlage bis heute nicht klar. Es gibt jedoch eine Studie, die zeigen konnte, dass die kognitiven Einbußen von Cannabis im Jugendalter und frühen Erwachsenenalter wahrscheinlich nicht irreversibel sind und nicht so gravierend sind wie häufig angenommen.
Studie an 88 jungen Teilnehmern
Ab wann im Zuge des Erwachsenwerdens die Gehirnentwicklung vollständig abgeschlossen ist, variiert von Person zu Person leicht. Man geht davon aus, dass das Gehirn mit spätestens 25 vollständig entwickelt ist. Davor ist das Gehirn empfindlicher für Einflüsse durch Drogen wie Cannabis und kann mit kognitiven Defiziten reagieren. 2018 konnte eine Studie des Massachusetts General Hospitals jedoch zeigen, dass diese Defizite reversibel und in der Regel nur von kurzer Dauer sind.
An dieser Studie nahmen 88 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 25 Jahren teil, die angaben, mindestens ein mal pro Woche Cannabis zu konsumieren. Ziel der Studie war es herauszufinden, welche Auswirkungen eine Konsumpause auf die kognitiven Effekte hat und ab wann erste messbare Veränderungen feststellbar sind. Zu diesem Zweck wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen geteilt. Die eine Gruppe setzte den Konsum fort, während die andere Gruppe sich bereit erklärte, den Konsum für 30 Tage einzustellen.
Eine Einhaltung der Abstinenz wurde mittels Urintests überprüft. Die abstinente Gruppe erhielt als Motivation zusätzlich Geld für ihre Teilnahme. Während des Untersuchungszeitraums unterzogen sich die Teilnehmer regelmäßig einer Reihe kognitiver Tests, um Veränderungen objektiv feststellen zu können.
Messbare Verbesserungen in der ersten Woche
Es zeigte sich, dass bereits innerhalb von einer Woche Abstinenz wichtige kognitive Funktionen deutlich verbessert werden. Vor allem die Fähigkeit, neue Informationen zu lernen und anzuwenden, besserte sich während dieser kurzen Zeit drastisch. Genau jene Fähigkeiten, die für einen schulischen Erfolg essenziell sind, scheinen sich also nach relativ kurzer Zeit wieder zu verbessern.
Auffällig war jedoch auch, dass es nach der ersten Woche keine weiteren messbaren Verbesserungen mehr gab. Während sich die gesamte Studie über 30 Tage erstreckte, traten in der ersten Woche die relevanten Verbesserungen auf.
Fazit
Die Studie konnte zeigen, dass kognitive Funktionen, die für die Lernfähigkeit in der Schule und Ausbildung erforderlich sind, nach einer vergleichsweise kurzen Abstinenz wieder verbessert werden. Unklar ist aktuell, ob die kognitiven Leistungen auf dem gleichen Level sind, auf welchem sie ohne Cannabiskonsum wären. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die kognitiven Einbußen wahrscheinlich reversibel sind, jedoch sind für aussagekräftige Schlussfolgerungen deutlich umfassendere Studien notwendig.
Derzeit läuft eine weitere Studie am Massachusetts General Hospital, welche Cannabiskonsumenten im Alter von 13 bis 19 Jahren über einen Zeitraum von 6 Monaten in ihrer Abstinenz begleitet. Die Ergebnisse wurden jedoch noch nicht veröffentlicht. Eine weitere Studie des gleichen Forschungsteams konnte zeigen, dass die stärksten kognitiven Beeinträchtigungen bei Konsumenten bis zum Alter von 16 Jahren auftreten.
Diese Gruppe hatte deutliche Schwierigkeiten, neue Informationen zu lernen und zu verarbeiten. Dieses Problem wurde ab einem Alter von 17 Jahren nicht mehr beobachtet. Unabhängig davon lässt sich festhalten, dass Jugendliche kein Cannabis konsumieren sollten und ein Jugendschutz, genau wie bei Alkohol, nur mit einer regulierten Abgabe gewährleistet werden kann.