Die Frage nach den Auswirkungen des Cannabiskonsums betreffend der Fähigkeit, im Straßenverkehr zurechtzukommen, beschäftigt schön länger die Gesellschaft und Politik. Erst vor wenigen Tagen wurde nach dem Deutschen Verkehrsgerichtstag die Empfehlung ausgesprochen, den THC-Grenzwert vom offensichtlich willkürlich gesetzten Wert von einem Milligramm auf einen wissenschaftlich basierten Wert zu erhöhen.
Eine tatsächliche Beeinträchtigung durch das natürliche Rauschmittel muss dabei aber selbstverständlich das Hauptaugenmerk ausmachen und verhindert werden. Inwieweit die Verfügbarkeit von legalem Cannabis zu Genusszwecken spürbare Auswirkungen auf den Straßenverkehr und die Häufigkeit von Unfällen hat, versuchte nun ein Wissenschaftler aus Kalifornien anhand von verfügbaren Daten aus Colorado zu ermitteln. Und die in dem Journal Health Economics veröffentlichten Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Ansiedlung von Cannabisfachgeschäften nicht unabhängig mit einem Anstieg von Verkehrsunfällen in Verbindung gebracht werden könne.
Cannabisgeschäfte und Trends in der Verkehrssicherheit
Der in Verbindung mit der Universität of California in San Diego stehende Forscher nahm sich aus Colorado stammende Daten aus der Bezirksebene vor, um den Zusammenhang zwischen Cannabisfachgeschäften und den Trends in der Verkehrssicherheit zu überprüfen. Dabei wurde offensichtlich, dass es keine statistisch signifikante Veränderung bezüglich des Auftretens von genannten Fachgeschäften und einem Stattfinden von Verkehrsunfällen pro 100.000 Einwohnern gegeben habe. Er schließt daraus, dass der Befund zwischen dem erweiterten Zugang zu Cannabis durch Einzelhändler und dem fehlenden Zusammenhang zu Verkehrsunfällen zunächst paradox erscheinen könnte.
Der Konsum von Marihuana würde schließlich mit einer geringeren neuromotorischen und neurokognitiven Leistung, die für ein sicheres Fahren erforderlich ist, und einem erhöhten Risiko, in Verkehrsunfälle verwickelt zu werden, in Verbindung gebracht. Neuer Studien hätten jedoch Hinweise darauf gegeben, dass es eine Austauschbarkeit zwischen Cannabis und anderen Substanzen geben würde. So könnte auch Alkohol eine Rolle spielen. Daher könnte in diesem Fall der Nettowirkungsgrad der Ausweitung des Marihuanazugangs auf Verkehrsunfälle recht gering ausfallen. Die Ergebnisse seiner Untersuchung der Daten aus Colorado würden mit dieser These übereinstimmen.
Andere Studien – andere Ergebnisse
Vorangegangene Studien hatten ebenfalls untersucht, ob die Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken ein erhöhtes Risiko für Verkehrsunfälle mit sich bringen würde. Doch die Ergebnisse dieser Untersuchungen waren bislang widersprüchlich. Während einige Studien mehrere Jahre nach der Cannabislegalisierung einen geringfügigen Anstieg der Unfallraten in verschiedenen US-Bundesstaaten feststellten, zeigten andere Untersuchungen keine derartigen Veränderungen auf.
Wichtig bei der gesamten Thematik dürfte sein, dass Fahrzeughalter sich insgesamt lieber nicht unter dem Einfluss von Rauschmitteln hinter das Lenkrad setzen sollten. Entsteht aus welchen Gründen auch immer ein Unfall, dürfte für den Rest des Lebens schließlich die Frage im Raum unbeantwortet stehen, ob der Schaden nicht doch abzuwenden gewesen wäre, hätte man nüchtern am Steuer gesessen. Dieses nicht zu erleben, dürfte ein kleiner Verzicht auf einen noch so geringen Rausch in jedem Fall wert sein.