Es ist mittlerweile hinreichend bekannt, dass Cannabis bei sehr vielen Erkrankungen erfolgreich zur Reduktion der Schmerzsymptome eingesetzt werden kann. Auch wissen viele Menschen heute, dass die beiden populärsten Wirksubstanzen der Pflanze, Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), auf unterschiedliche Art und Weise die Schmerzlinderung unterstützen können. Nun haben kanadische Forscher in einer neuen Studie zwei Flavonoide ausgemacht, deren Schmerzreduktion vielleicht noch über die anderer bekannter Schmerzmittel hinausgeht.
Cannflavin A und Cannflavin B sind 30 Mal so stark wie Aspirin
Über 30 Mal stärkere entzündungshemmende Eigenschaften als Aspirin sollen die zwei Moleküle Cannflavin A und Cannflavin B haben, denen die Wissenschaftler der Univerity of Guelph in Ontario in ihren Untersuchungen begegneten. Entdeckt hat man sie bereits 1985, doch haben die damaligen Gesetze eine weitergehende Erforschung verhindert.
Nun wird das medizinische und wissenschaftliche Interesse an den beiden Substanzen sprunghaft ansteigen. Auch die Tatsache, dass beide keine psychotropen Eigenschaften aufweisen, heißt, dass der therapeutischen Nutzen als Schmerzmittel sehr förderlich ist.
Cannabis enthält nur sehr geringe Mengen der Flavonoide
Einer der Autoren der in der Zeitschrift Phytochemistry veröffentlichten Studie, Prof. Tariq Akhatar von der Abteilung für Molekular- und Zellbiologie der University of Guelph, erklärt, dass die beiden Flavonoide die Entzündungen in ihrem Ursprung reduzieren können. Er sieht in den Molekülen großes Potenzial als Alternative zu Opioiden.
Sein Co-Autor, Prof. Steven Rothstein, betont jedoch, dass Cannflavin A und B in so geringen Konzentrationen in Cannabis enthalten sind, dass die Möglichkeiten für eine Pflanzenzucht, die gezielt auf diesen Wirkstoff ausgerichtet ist, nicht gegeben ist. Stattdessen will man in Zusammenarbeit mit einem in Toronto ansässigen Unternehmen den Wirkstoff durch Biosynthese-Verfahren gewinnen.
Die Wirkstoffe werden in Zukunft auch in Lifestyle Produkten zu finden sein
Die Nutzung der beiden Flavonoide ist sowohl legal als auch für die Gesundheit und die Psyche unbedenklich. Deswegen werden Präparate und Produkte mit den Wirkstoffen frei im Handel verfügbar sein, denn sie sind weder berauschend noch bergen sie ein Suchtrisiko. Es ist also denkbar, dass wir bald Cremes, Pflaster, Sportgetränke und viele andere Produkte in Shops und Online-Portalen finden können, die Cannaflavin A und B enthalten. Wie erwartet macht die Cannabisforschung mit zunehmender Liberalisierung immer größere Fortschritte.
Die zwei wiederentdeckten Flavonoide könnten eines Tages womöglich im Regal neben anderen Cannabis-basierten Produkten mit CBD, CBG und dergleichen stehen und die breite Wirkstoff-Palette, die die Cannabispflanze anzubieten hat, nutzbringend ergänzen und bereichern. Aber noch warten zahlreiche weitere Cannabinoide, Terpene und andere Stoffe darauf, von Wissenschaftlern entdeckt und erforscht zu werden.