Die Wirksubstanzen in der Cannabispflanze beeinflussen den Menschen in unvorstellbar vielfältiger Weise. Schon die vielen verschiedenen positiven Effekte für den Körper sind kaum zu zählen, und auch die menschliche Psyche profitiert von den Hunderten von Cannabinoiden, Terpenen und Flavonoiden.
Auch wenn Cannabidiol (CBD) eigentlich als das nicht-psychoaktive Cannabinoid bekannt ist, ist es dennoch von Interesse für die Forschung im Bereich der Behandlung psychischer Störungen. In der Schweiz wurden 2020 gleich zwei Studien durchgeführt, die sich mit der Wirkung der in der Schweiz im Handel erhältlichen «Heimat»-Hanf-Zigaretten im psychiatrischen Umfeld auseinandersetzten.
Frei verkäufliche CBD-Zigaretten als Begleittherapie
Entsprechend einer Mitteilung wurde in den unabhängigen wissenschaftlichen Untersuchungen die Anwendung der CBD-Zigaretten als Begleittherapie bei Menschen mit Psychosen beobachtet. Bei diesen Hanf-Zigaretten handelt es sich nicht um Medizinprodukte, sondern um ein Tabakerzeugnis, das in Kiosks oder dem Supermarkt gekauft werden kann.
Der Hersteller der «Heimat»-Zigaretten, die Koch & Gsell AG, war in die Studie nicht involviert und hatte auch keinen Einfluss auf sie. Jeweils im Juli und im November des vergangenen Jahres wurden die Studien im internationalen Wissenschaftsmagazin Frontiers in Psychiatry veröffentlicht. Die Ergebnisse sind beeindruckt und die Option, die CBD-Zigaretten, die weniger als ein Prozent des berauschenden Cannabinoids THC enthalten, erfolgreich in eine Therapie zu integrieren, scheint tatsächlich vielversprechend.
Verbesserte psychische Verfassung durch CBD?
Bei der einen Studie handelte es sich um eine klinische Untersuchung, bei der zweiten um eine Fallstudie. Die Resultate beider deuten stark darauf hin, dass das Rauchen von CBD-Zigaretten bei den Patienten zu einer Reduktion des Einsatzes von Antipsychotika, aber auch des Gebrauchs von illegalem Cannabis führen kann. Bei den 31 Patienten, die an den Studien teilgenommen hatten, lagen eine große Bandbreite unterschiedlicher, schwerer psychischer Störungen vor, darunter Schizophrenie, Angstzustände, Wahnvorstellungen und dergleichen mehr.
In der Personengruppe war auch der häufige Konsum von THC-reichem Cannabis stark verbreitet. In zwei Gruppen aufgeteilt bekam die eine über einen Zeitraum von 25 Wochen die besagten «Heimat»-Hanf-Zigaretten, die andere normale Tabakzigaretten als Placebo.
Hanf-Zigarette sorgt für reduzierten Medikamentenkonsum
Im Verlauf der klinischen Untersuchungen zeigte sich, dass die Gruppe, die die CBD-Zigaretten rauchten, signifikant weniger antipsychotische Medikamente verschrieben bekam als die Placebogruppe. Außerdem hatten einige der Patienten, die die Hanf-Zigarette erhielten, von einem verbesserten allgemeinen Wohlbefinden berichtet. Insgesamt sind also das subjektive, bessere Wohlbefinden und der reduzierte Gebrauch von Antipsychotika die beiden deutlichen Hinweise, die für den Einsatz solcher CBD-Zigaretten bei psychischen Erkrankungen sprechen.
In den Fallstudien konnte auch der verringerte Konsum illegaler Substanzen wie THC-reiches Cannabis und sogar Kokain beobachtet werden, während sich zeitgleich der psychische Gesamtzustand stabilisierte. Die positiven Ergebnisse der Studien könnten den Hanf-Zigaretten im Falle von rauchenden Patienten einen Platz als begleitende Ergänzung der Behandlung von Psychosen einräumen. Dazu müssen allerdings zunächst weitere wissenschaftliche Untersuchungen veranlasst werden. Der Mitteilung zufolge sind bereits Folgestudien in Planung.