Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland soll laut Ampelregierung auch eine umfassende Überprüfung der wissenschaftlich nicht mehr haltbaren THC-Grenzwerte im Straßenverkehr einschließen. Bundesjustizminister Buschmann (FDP) wird sich wie üblich erst mal Zeit lassen, viel von geplanten Studien reden und ansonsten vor allem zuschauen, wie täglich weiterhin das Unrecht beim Hanf am Steuer zur Anwendung kommt.
In den USA steckt die Regierung Steuergeld in Analysen zum fairen, wirklich aussagekräftigen Drogentest und in den einschlägigen Fachmagazinen finden sich eine Menge Artikel zum Thema Cannabinoide beim Autofahren. Die neuste Studie beschäftigt sich mit dem Verdampfen von Cannabis, das einen hohen Anteil CBD hat – wie beeinflussen Konsummethode, Hanfprodukt und zeitlicher Abstand zum Gebrauch die Fahrtüchtigkeit von Verkehrsteilnehmern?
CBD Hanf ist legal, vielseitig und sehr beliebt
In Hanfpflanzen stecken unzählige Inhaltsstoffe namens „Cannabinoide“, die jeweils etwas andere Eigenschaften haben und entsprechend therapeutisch oder zur Entspannung in der Freizeit geeignet sind. Bekannt ist natürlich das berauschende Tetrahydrocannabinol (THC), dessen Gebrauch häufig verboten wird und in Deutschland bei einem positiven Test mindestens zum Entzug vom Führerschein führt. Seit einigen Jahren zirkuliert aber auch Cannabidiol im Handel und dieses nicht psychoaktive Cannabidiol darf frei verkauft werden. Weil der Gesetzgeber den rechtlichen Rahmen ganz bewusst ein wenig unscharf lässt, haben furchtbare Juristen freie Hand.
Das macht selbstverständlich niemand und statt willkürlicher Annahmen fordern Experten zum Cannabis endlich faire, wissenschaftlich belastbare Daten für ein Gutachten vor Gericht. Von selbst löst sich der verkrustete Dünkel in der bundesdeutschen Justiz leider nicht auf und es braucht Studien, die wegen der Verbotspolitik in Deutschland jedoch kaum vorhanden sind. Am Steuer können berauschende Cannabinoide für Unsicherheit sorgen, genauso wie Medikamente, Krankheiten oder Alkohol. Die internationale Forschung interessiert sich in puncto Straßenverkehrssicherheit jedoch nicht für das nachweislich unbedenkliche CBD, sondern vor allem für die Ratio der Wirkstoffe und für ihr spezifisches Wechselspiel beim Konsumieren.
Cannabis verdampfen: Schonend, innovativ – und am Steuer sicherer als Rauchen?
Meistens wird Hanf in Form von Haschisch und Marihuana geraucht, doch aus der Medizintechnik haben User wie Branche seit einiger Zeit auch das Verdampfen der Inhalte mit einem Vaporizer übernommen. Biomasse und Konzentrate werden nicht einfach nur verbrannt wie beim Rauchen von Joints, sondern zu passgenauen Temperaturen verdampft. Dadurch lösen sich einzelne Cannabinoide exakt aus und davon profitieren gerade Patienten, denen es um eine bestimmte therapeutische Wirkung geht. Für den Freizeitgebrauch sind die praktischen, wahlweise als feststehende oder kleine, stylish gemachte Geräte zum Mitnehmen ebenfalls beliebt und dürften ganz folgerichtig auch beim Autofahren mitunter zum Einsatz kommen.
Frühere Untersuchungen geben zur Ratio der Inhalte bereits einige Hinweise und es wird vermutet, dass Cannabidiol den psychoaktiven Verwandten in dessen Effekt abmildern kann! Gesichert ist das aktuell bisher nicht und User sollten nach dem Konsum von Hanf das Fahrzeug am besten stehen lassen. Trotzdem lohnt sich die eingängige Analyse und im Zuge der Legalisierung ergäben sich bei Klärung entsprechende Optionen für die Einnahme, damit die Sicherheit im Straßenverkehr durch Cannabinoide garantiert ist. Wie man etwa auf einer Party verantwortungsvoll nur ein Bier trinkt und dann nach Hause fährt, könnte in Zukunft mehr Marihuana in den Vaporizer wandern, das den THC-Anteil durch möglichst viel gleichzeitig vorhandenes CBD weniger berauschend macht.
Eckdaten der Studie: Probanden, Konsumgewohnheiten und Hanfprodukte
Zum Check der Fahrtüchtigkeit holten sich die Schweizer Forscher von der Universität Basel körperlich gesunde Teilnehmer von 18 bis 65 Jahren ins Labor, wobei alle Probanden Erfahrung mit Cannabis hatten und eine gültige Fahrerlaubnis. Doppelblind, randomisiert, mit Placebos in einer Vergleichsgruppe – alle wichtigen Parameter wurden erfüllt für eine möglichst hohe Aussagekraft. Man unterteilte in gelegentlichen und häufigen Konsum und zusätzlich nach Art der Hanfprodukte, wobei die eigentliche Dosis CBD beim Verdampfen immer konstant blieb.
Fünf Stunden nach Einnahme begannen die Tests zur Fahrsicherheit. Vorher wurde Blut abgenommen, man führte die üblichen Verfahren zur Lichtempfindlichkeit der Pupillen durch und befragte die Probanden umfassend. Wie zu erwarten, ließ sich der etwas höhere THC Wert bei Probe 2 deutlicher nachweisen. In den ersten 30 Minuten sank die Konzentration auf 2.2 µg/L THC und nach anderthalb Stunden auf unter 1.5 µg/L THC, wo in der Schweiz der Grenzwert für Cannabis im Straßenverkehr liegt. Deutschland sanktioniert allerdings schon bei 1.0 µg/L THC.
Festgelegt wurde das vor 25 Jahren und auf der Basis von völlig überholten Verfahren, während die heutige Forschung viel exakter messen und eine wirklich faire, realistische Gesetzgebung zum Hanf beim Autofahren legitimieren kann.
THC Wirkung nach wenigen Stunden unbedenklich
Wie die Schweiz nun zeigt, sinken THC-Anteile im Blut rasch ab und das geht bei häufigem Konsum sogar noch schneller, sodass Strafen bei einer Nachweisbarkeit von Cannabis in den allermeisten Fällen überhaupt keinen realen Bezug haben. Nicht mehr wirksame Cannabinoide bleiben in Mikrospuren jedoch recht lange im Organismus und genau das wird ausgenutzt, um die Verkehrsteilnehmer mit fetten Geldbußen, psychologischen Tests und dem Entzug vom Führerschein möglichst gründlich in die Knie zu zwingen. Nach Analyse der Schweizer Forscher dauert es jedoch nur wenige Stunden, bis das berauschende THC in puncto Fahrtüchtigkeit nicht mehr beeinträchtigend wirkt.
Verdampfen von Cannabis macht kaum einen Unterschied zum Rauchen und zumindest bei dieser Studie hatte CBD keinen messbaren, mildernden Effekt auf seinen psychoaktiven Verwandten. Bei Gebrauch vom Vaporizer stieg die THC Konzentration nur etwas rascher an, während die anschließende Reduktion ungefähr gleich schnell abläuft. Zusätzlich kommt es auch auf Körpergewicht, Geschlecht oder Lebensalter der Cannabiskonsumenten an. Die Wissenschaft empfiehlt für exakte Resultate daher künftige Drogentests, die neben dem Wert der Cannabinoide im System auch den zeitlichen Abstand zur Einnahme von Cannabis berücksichtigen.
Weniger bedeutsam scheint die individuelle Messung der neben THC vorhandenen Inhaltsstoffe, sodass wohl kein Anwalt künftig auf Freispruch wegen viel CBD plädieren dürfte. Reine Nachweisbarkeit sollte juristisch keine Rolle mehr spielen und wir sind gespannt, ob sich die Bundesrepublik zum Verzicht auf diese praktische Allzweckwaffe für jede Form der rechtlichen Schikane entschließen kann.