Viele Menschen in der heutigen Zeit haben sich dazu entschieden, auf Fleisch oder tierische Produkte vollständig zu verzichten. Entweder aus ethischen Gründen oder aber, weil sie stärker auf ihre Gesundheit achten wollen. Doch der menschliche Körper ist nicht unbedingt vollständig auf ein Leben ohne tierische Nährstoffe ausgelegt, weshalb Vegetarier und Veganer besonders darauf achten müssen, wie sie ihrem Organismus die richtigen Energiequellen bei der Nahrungsmittelaufnahme zukommen lassen können.
Hier kommt einmal wieder der vielseitig einsetzbare Hanf ins Spiel, wie eine neue Studie unterstreicht. In einer kürzlich veröffentlichten Studie im Magazin „Nutrients“ wird darüber berichtet, dass Forscher die veröffentlichte Literatur über Hanfsamen analysiert haben, um deren ernährungsphysiologischen Eigenschaften ein wenig besser zu verstehen. Hanfsamen sind eine hervorragende Proteinquelle und besitzen insbesondere äußert gesunde Omega-3-Fettsäuren. Sie werden beispielsweise auch von Menschen geschätzt, die eine Allergie gegen übliche Nüsse haben.
Auch wurde in der Vergangenheit schon darüber berichtet, wie wertvoll Hanfproteine wie Hanfeiweiß sind, mit denen sich ein Mensch theoretisch über Monate ernähren könnte, ohne an Mangelerscheinungen zu leiden. Die jetzt vom Universitätsklinikum Freiburg, der Universität von Messina und mitunter von Maximilian Andreas Storz durchgeführte Analyse konzentrierte sich primär auf die Rolle von Hanfsamen bei der vegetarischen Ernährung. Wobei die Quellen von Proteinen, essenziellen Fettsäuren, Ballaststoffen und Mineralien im Vordergrund standen.
Die ernährungsphysiologischen Eigenschaften von Hanfsamen überprüft
Im Vorfeld des Folgenden ist vielleicht darauf hinzuweisen, dass sich in den letzten zehn Jahren der Verbrauch von Hanfsamen zu Ernährungszwecken in Deutschland und den Niederlanden fast verdoppelt hat. Daher ist es äußerst interessant, welche Eigenschaften Hanfsamen bei der Ernährung tatsächlich besitzen. In der Vergangenheit galten Hanfsamen oft noch als Abfall, doch heute werden weltweit rund 50 verschiedene Hanfsorten mit einer unterschiedlichen Makronährstoffzusammensetzung angebaut, die wegen ihres hohen Nährwerts geschätzt werden. Die nun durchgeführte Studie kommt nach ihrer Analyse zu der Erkenntnis, dass Hanfsamen einen bemerkenswerten Proteingehalt von hoher biologischer Wertigkeit aufweisen.
Dieser kann bis zu 30 Prozent betragen. Außerdem enthalten sie wertvolle Ballaststoffe und Lipide im Bereich von 30 bis 40 Prozent oder aber mindestens 25 bis 30 Prozent. Diese Vielseitigkeit ermöglicht die Verwendung von Hanfsamen in den verschiedensten Formen: wie vollständig, geschält, als Öl, Mehl oder auch als isoliertes Protein. Da Hanf Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe enthält, könnte er sich zudem als vielversprechende Ergänzung für Hersteller funktioneller Lebensmittel erweisen. Diese Eigenschaft hat dazu auch die Entwicklung mehrerer aus Hanf gewonnener Lebensmittel, Speiseöle, Snacks und Mehl auf kommerzieller Ebene erleichtert.
Bioaktive Peptide mit antioxidativer Wirkung
Laut Literatur sind aus Cannabis Sativa gewonnene Polypeptide auch eine reichhaltige Quelle für bioaktive Peptide mit antioxidativer Wirkung. Einige aus Hanf gewonnene Polypeptide hemmten bei Untersuchungen das Enzym Renin und Acetylcholinesterase (AChE), also ähnlich wie einige Medikamente, die gegen die Alzheimer-Krankheit wirksam sein sollen. Hanf hat ebenfalls einen hohen Gehalt an ungesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die ungefähr 90 Prozent oder 80 Prozent der gesamten Lipidfraktion ausmachen.
Ferner hat Hanfsamenöl einen hohen Ölsäuregehalt (20 Prozent), ähnlich wie natives Olivenöl extra, das in der mediterranen Ernährung weitverbreitet ist und bereits anerkannte gesundheitliche Vorteile besitzt. Weiterhin enthielt Hanfsamenöl Linolsäure (LA) und Alpha-Linolensäure (ALA). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Vegetariern eine tägliche Zufuhr von 1 bis 2 % ALA mit Omega-3-mehrfach-ungesättigten-Fettsäuren.
Superfood für Vegetarier und Veganer
Eigentlich ist eine geplante vegetarische Ernährung in der Regel ausreichend ballaststoffhaltig. Doch sollten geschälte oder ganze Hanfsamen je nach den individuellen Ernährungsbedürfnissen verwendet werden. Bei einer vegetarischen Ernährung können geschälte Samen schließlich auch dazu beitragen, die Verdaulichkeit insgesamt zu verbessern und gleichzeitig die erforderlichen Mengen an Ballaststoffen zu ergänzen. Wenn sie aber nicht richtig eingeplant werden, können die Mengen von Mikronährstoffe, wie Eisen, Zink und Kalzium, kritisch sein. Für Vegetarier ist der Verzehr verschiedener Calciumquellen daher ein Muss, um eine ausreichende Zufuhr gewährleisten zu können.
Die Calciumkonzentration in Hanfsamen variiert zwar nach Sorte, doch einige Varietäten weisen 90 Milligramm pro 100 Gramm (niedrige) und andere 955 Milligramm pro 100 Gramm (hohe) Kalziumkonzentrationen auf. Hanf ist dazu nicht nur eine wertvolle pflanzliche Nahrungsquelle, sondern auch eine sehr nachhaltige Kulturpflanze mit geringeren Umweltauswirkungen. Hanf besitzt dazu die Fähigkeit, Kohlenstoffe zu binden, was gut für die Umwelt ist. Da er sich schnell entfaltet, wird auch der Boden nicht übermäßig ausgebeutet. Außerdem benötigt er weniger Pestizide und benötigt weniger Bewässerung, was alles im Interesse von umweltbewusst lebenden Personen sein dürfte.
Schlussfolgerungen der Studie
Die Autoren haben mehrere Beweise dafür gefunden und anschließend veröffentlicht, dass Hanfsamen eine wertvolle Quelle für Mehl in der Bäckerindustrie, für die Gewinnung von Ölen, die reich an essenziellen Fettsäuren und Proteinen mit hohem biologischem Wert sind. Insgesamt stellen sie insbesondere für Vegetarier und Veganer eine hervorragende Nahrungsergänzung dar.
Zukünftig könnten die potenziellen gesundheitlichen Vorteile von Hanfsamen mit dem Aufkommen neuer Techniken noch weiter verbessert werden, prognostizieren die Wissenschaftler. Doch als Quelle bioaktiver Peptide könnte Hanf selbst zur Behandlung von Stoffwechselkrankheiten, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. Es wären jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Konzentration der bioaktiven Verbindungen zu optimieren und die Sicherheit von konzentrierten Hanfextrakten vollständig zu überprüfen.
Für Vegetarier und Veganer scheint der Verzehr von Hanf und seinen Samen jedoch jetzt schon in jeder Weise nur von Vorteil zu sein – aber wohl auch für alle anderen Menschen und Tiere.