Immer noch gibt es Bedenken in der Viehzucht, dass die Fütterung mit Hanf anschließend unerwünschte Wirkung beim Verzehr mit sich bringen könnte. Erst im Juni konnte jedoch davon berichtet werden, dass Hühner in Thailand nach dem Verspeisen von Cannabis vollständig auf den Einsatz von Antibiotika verzichten konnten, der gegen eine Vogelbronchitis wirken sollte.
Dank des Verzichtes der Medikamente gaben die Hühner besseres Fleisch und wurden widerstandsfähiger gegen Witterungsbedingungen sowie verschiedene Krankheiten. Nun wurde in den USA eine Studie der Universität der Veterinärmedizin des Bundesstaates Kansas im Scientific Reports veröffentlicht, die vom Bund finanziert worden ist. In dieser wurde herausgefunden, dass Kühe, die zu ihrem Futter zusätzlich Industriehanf erhielten, einen gesenkten Stressmarker vorweisen konnten, der über die Menge von Cortisol und Prostaglandin im Körper bestimmt wird.
16 Holstein-Rinder in zwei Gruppen
Um die Wirkung von Hanf im Futter von Rindern bestimmen zu können, wurden in einer seit 2020 stattfindenden Untersuchung bezüglich des Einsatzes von Hanf als Viehfutter zwei Gruppen von Tieren gebildet. Acht Rinder erhielten 14 Tage lang ihr reguläres Futter, acht Rinder bekamen zusätzlich zur Tiernahrung verschiedenste Teile von Industriehanfpflanzen, die in der Regel nicht genutzt werden. Stängel, Stiele und andere Abfallprodukte, sodass durch eine sehr effiziente Nutzung von Teilen der Hanfpflanze, die normalerweise nicht verwendet werden, ein hocheffizientes Endprodukt entstand. Den Tieren, die den Hanf fraßen, wurde eine Menge der Pflanzenprodukte ins Futter gemischt, bis jedes der Rinder eine tägliche Dosis von 5,5 mg Cannabidiolsäure pro Kilo Körpergewicht zu sich nahm.
Neben der Erkenntnis, dass die Wiederkäuer jeglichen Teil der Pflanzen unproblematisch verdauen konnten, ergaben die Nachuntersuchungen, dass sich die Tiere weniger gestresst zeigten. Auch, dass sich der Konsum der Pflanzenteile positiv auf die allgemeine Gesundheit auswirkte, zeigten die Ergebnisse anschließend. Da es auch in den USA aufgrund von strengen Regeln des Landwirtschaftsministeriums der Vereinigten Staaten (USDA) bislang noch immer verboten ist, Hanf an Tiere zu verfüttern, dürfte die Erkenntnis, dass keinerlei Rückstände von Cannabinoiden nachzuweisen waren, jedoch am wichtigsten erscheinen.
Entspannter und gesünder
Gemessen wird der Stresspegel bei Rindern durch die Stressmarker Cortisol und Prostaglandin. Durch regelmäßige Blutuntersuchungen wurde während der Studie herausgefunden, dass die Hanf verspeisenden Rinder hier geringer Werte aufzeigten und sich im Gegensatz zu der Kontrollgruppe auch häufiger hinlegten, was für eine Form von Entspannung spräche. Genau wie Menschen sind auch Rinder anfälliger für Krankheiten und Atemwegsinfektionen, wenn sie unter Stress stehen. Könnten Züchter nun aufgrund der gemachten Erfahrungen die Fütterungsmethoden umstellen, wäre damit den Tieren geholfen.
Gerade das Entwöhnen von den Müttern oder das Einpferchen auf engem Raum während des Transports sorge bei Rindern für den größten Stress, dem man mit dem Einsatz von Hanf als Futter etwas entgegenwirken könnte. Bei den Rindern in der Gruppe der Hanf gegeben wurde, konnte ein Rückgang der Prostaglandin-E2-Konzentration um 8,8 Prozent gegenüber dem Ausgangswert festgestellt werden. In der Kontrollgruppe wurde hingegen ein Anstieg um 10,2 Prozent gegenüber dem Ausgangswert beobachtet. Es wurden jedoch keinerlei Unterschiede bei Haptoglobin oder dem Serum-Amyloid A festgestellt. Die bestehenden Befürchtungen, dass Hanf als Viehfutter negative Auswirkungen beim menschlichen Konsum der gewonnenen Produkte birgt, scheint jedenfalls entkräftet.