Eine groß angelegte Studie soll die Auswirkungen von Vollspektrum-CBD-Extrakten auf den Menschen untersuchen. Ein besonderes Augenmerk will die Untersuchung auch auf die Effekte der minimalen Spuren von THC legen, die in diesen Vollspektrum-Extrakten zu finden sind. Resultate einer solch großen Studie könnten zur Grundlage für die Regulierung von CBD-Produkten werden.
Anträge für die Verkehrsfähigkeit verschiedener CBD-Produkte wurden eingereicht
Im vergangenen Monat reichte die EIHA stellvertretend für ihre Mitglieder drei Novel Food Anträge sowohl bei der European Food Safety Association (EFSA) als auch bei der britischen Food Standards Agency (FSA) ein. Darunter sind Anträge für Isolat basierte, synthetische, aber auch für Vollspektrums-CBD-Produkte. Die EIHA geht mit der Haltung der Europäischen Kommission konform, dass CBD-haltige Erzeugnisse auf Basis von Isolaten als neuartiges Lebensmittel einzustufen sind. Darüber hinaus argumentiert der Verband allerdings stichhaltig, dass Vollspektrum-CBD-Produkte nicht unter die gleichen Regelungen fallen sollten.
Vollspektrum-Extrakte sind kein Novel Food
Die Geschäftsführerin der EIHA, Lorenza Romanese, betonte jüngst in einem Statement, dass geringe Mengen von Cannabinoiden in Lebensmitteln seit mehr als 25 Jahren auf dem Markt verkauft werden. Dies sind also keine neuartigen Lebensmittel.
„Für unser Verständnis benötigen diese folglich keine Novel Food Antragsverfahren, bevor man sie auf den Markt bringen kann.“
Lorenza Romanese
Da die Situation bei Isolat basierten oder synthetischen CBD-Produkten also viel eindeutiger ist und hier keine Einigkeit herrscht, sind die Bemühungen um eine Regulierung von Vollspektrum-CBD die größte Herausforderung für die Organisation, so Romanese. Auch da diese innerhalb des Wirkstoffspektrums auch Spuren von THC enthalten, also dem psychoaktiven Cannabinoid, das Cannabis durch das Betäubungsmittelgesetz zur verbotenen Substanz macht.
Kann Forschung CBD aus der Grauzone holen?
Um die Bedenken bezüglich der Sicherheit auszuräumen, hat die European Industrial Hemp Association (EIHA) kürzlich die größte Humanstudie zu den toxikologischen Auswirkungen von THC-Spuren in Lebensmitteln veranlasst und gestartet. Etwa 1,6 Millionen Euro hatte die EIHA in die Umsetzung dieser bis dato größten Humanstudie investiert, die die Sicherheit von CBD-Produkten bestätigen soll, die Restbestandteile von THC beinhalten. Die Auswirkungen der Vollspektrum-Produkte sollen in einem Zeitraum von 30 Tagen an 200 Teilnehmern getestet werden.
Mit den Ergebnissen will man auch die europäischen Aufsichtsbehörden dahingehend beeinflussen, die rechtliche Situation von Vollspektrum-CBD-Produkten in vernünftig regulierte Bahnen zu lenken. Seit Jahren schon kämpft die Branche gegen Restriktionen und Schikanen, die die Existenz in einer schlecht geregelten Grauzone mit sich bringt.
Richtlinien für THC in Lebensmitteln sind veraltet
Voraussetzung für eine sichere Verwendung von Vollspektrum-CBD ist natürlich, dass die Hersteller stets die Richtlinien und Grenzwerte berücksichtigen. In einigen Fällen hatten Untersuchungen schon ergeben, dass CBD-Produkte höhere THC-Konzentrationen beinhalten, als nach den aktuellen Richtlinien gestattet sind. Diese Richtlinien jedoch werden von vielen Seiten als veraltet und wissenschaftlich unbegründet kritisiert, nicht zuletzt von der EIHA.
Nur zwei Studien wurden herangezogen, um die europäischen Richtlinien zu gestalten, die erste im Jahr 1993, die mit 31 HIV-Patienten durchgeführt wurde. Die andere Studie ist ebenfalls schon zehn Jahre alt und umfasste sogar nur elf Teilnehmer. Andere, oft aktuellere und repräsentativere wissenschaftliche Erkenntnisse werden von den Regulierungsorganen bis heute ignoriert. Der Verband bemüht sich daher ebenfalls darum, den in Nutzhanferzeugnissen erlaubten THC-Gehalt etwas nach oben zu setzen. Dies würde zum einen den Umgang mit Vollspektrum-CBD-Produkten erleichtern, zum anderen aber einen Wettbewerbsnachteil reduzieren, dem die europäische Hanfbranche im internationalen Vergleich unterliegt.
Wissenschaftliches Fundament für zukünftige Entscheidungen
Mit der großen Studie will die EIHA nun eine Lücke im wissenschaftlichen Kenntnisstand im Bereich der Hanf- und Cannabisforschung schließen. So können Richtlinien und künftige Entscheidungen die Regulierung von Hanfprodukten betreffend auf solider wissenschaftlicher Basis getroffen werden. Mit der Veröffentlichung der Resultate der Studie ist bereits im Verlauf des Sommers zu rechnen. Bei der EIHA hofft man darauf, dass in den auf die Studie folgenden Monaten bereits Debatten über einen progressiveren Umgang mit Nutzhanf und CBD geführt werden, die zu Resultaten in den gesetzlichen Rahmenbedingungen führen. Auch für den sogenannten Grean Deal, das Projekt der Europäischen Kommission, das Europa nachhaltiger machen soll, kann Hanf eine entscheidende Rolle spielen, wenn man ihn lässt.