Oft wird von Gegnern der Legalisierung das Argument eingebracht, dass mit dem Konsum von Cannabis gesundheitliche Gefahren für die Nutzer einhergehen. Sucht und Psychosen werden als Beispiele genannt. Auch wenn es regulär in der Allgemeinheit eher selten zu derartigen Problemen kommt, so gibt es prädestinierte Personengruppen, denen der Gebrauch des natürlichen Rauschmittels nur bedingt guttut.
So fanden Forscher bereits in der Vergangenheit heraus, dass bei bestimmten Risikogruppen der dauerhafte Konsum unter Umständen den Ausbruch von Psychosen begünstigt oder verfrüht auslösen kann. Auch spricht der diesjährige World Drug Report der Vereinten Nationen davon, dass 30 Prozent aller Drogentherapien auf Cannabiskonsum zurückzuführen seien, obwohl dort nicht differenziert wird, wie viele synthetische Cannabinoide oder Zwangstherapien für das Ergebnis verantwortlich waren. Jetzt haben sich britische Forscher diesbezüglich mit 20 Studien beschäftigt, die insgesamt eine Gruppe von knapp 120.000 Menschen untersuchten.
Je stärker, desto risikoreicher
Forscher der Addiction and Mental Health Group der University of Bath haben in der Analyse „Zusammenhang zwischen der Stärke von Cannabis und psychischen Erkrankungen und Sucht: eine systematische Überprüfung“ ihren Ergebnissen entsprechend herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen hohen THC-Werten in Cannabis und dem Auftreten von Sucht und psychischen Problemen gäbe. Menschen, die Cannabis mit einem hohen THC-Gehalt konsumieren, könnten eher an einer Sucht oder einer psychotischen Störung wie Schizophrenie leiden als Menschen, die auf Produkte mit niedrigem THC-Gehalt zurückgreifen würden.
Sie fanden dazu aber auch heraus, dass die Zusammenhänge zwischen der Stärke von Cannabis und anderen psychischen Problemen wie Angstzuständen und Depressionen noch nicht eindeutig zu klären seien. Ihres Wissens nach stelle diese Untersuchung die erste systematische Überprüfung des Zusammenhangs zwischen der Potenz von Cannabis und psychischer Gesundheit und Sucht dar.
Anstieg auf 76 Prozent der Suchttherapien erklärt
Die Forscher, die erst vor Kurzem Studienergebnisse über steigende THC-Werte bezüglich im Umlauf befindlichen Cannabis lieferten, sehen damit einen Zusammenhang zwischen den ebenfalls angestiegenen Bedürfnissen nach Suchttherapien. Laut der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht wären diese Angebote schließlich in der vergangenen Dekade mit einer Steigerung von 76 Prozent seitens Cannabisnutzern wahrgenommen worden.
Daher plädieren die Wissenschaftler jetzt dafür, dass die Ergebnisse dazu genutzt werden sollten, gesundheitspolitische Leitlinien und Maßnahmen zu entwickeln, die dazu beitragen können, den Cannabiskonsum sicherer zu machen. Eine Standardisierung der Expositionsmaßnahmen und Längsschnittstudien wären jedoch noch erforderlich, um den Nachweis des hier gefundenen Zusammenhangs zu verbessern.
Sicherheit für Konsumenten gewährleisten
Die Hauptautorin Kat Petrilli geht davon aus, dass die Ergebnisse im Zusammenhang mit der Schadensminimierung von Bedeutung seien. Es wäre wichtig anzuerkennen, dass eine beachtliche Anzahl von Konsumenten regelmäßig auf das natürliche Genussmittel zurückgreifen würde. Daher müsse sichergestellt werden, dass diese Menschen dank genügender Informationen ihre Entscheidungen treffen können.
Nur so könnten mögliche Gefahren im Kontext mit Cannabis minimiert werden. Strategien, die den Cannabiskonsum sicherer machen, könnten Aufschluss darüber geben, wie das Rauschmittel weltweit reguliert werden sollte. Der federführende Autor der Studie, Dr. Tom Freeman, fügte hinzu: „An Orten, an denen Cannabis legal verkauft wird, könnte die Bereitstellung genauer Informationen über den Produktinhalt und der Zugang zu Produkten mit geringerer Potenz allen Konsumenten helfen, Cannabis insgesamt sicherer zu konsumieren.“
Die Schlussfolgerung der Untersuchung spricht also in erster Linie für eine Legalisierung von Cannabis unter den richtigen Umständen sowie für eine Beendigung von Therapiezwang als Strafmaßnahme, da so schließlich nur die Zahlen der tatsächlich auftretenden Problemfälle in nicht zu verachtendem Maße verzerrt werden.