Eine neue Studie zum Thema Alkohol untersucht, welchen Einfluss eine Legalisierung von Cannabis auf den jugendlichen Umgang mit Schnaps und Bier haben kann. Das Ergebnis ist nicht sonderlich berauschend und konstatiert leichteren Zugang wie häufigeren Konsum von Alkoholika unter Minderjährigen.
Wie kommt es dazu und was müssen Behörden beim Planen von Vorschriften beachten, die weder den legalen Einzelhandel abschnüren noch den örtlichen Jugendschutz gefährden? Bestehen auch für Deutschland und die kommenden Cannabis Social Clubs vergleichbare Risiken, auch wenn der Tausch von Hanf im Verein grundsätzlich nur an möglichst abseitig gelegenen Ecken stattfinden darf und keineswegs vor Schule und Kindergarten?
Highschool und Cannabis Fachgeschäft in unmittelbarer Nachbarschaft
Insgesamt 554 Highschools schauten sich die Forscher der „University of California Berkeley“ für die neue Studie an und glichen deren geografische Lage mit örtlicher Drogenpolitik und Konsumgewohnheiten unter jungen Leuten ab. Man stellte Daten aus der Zeit vor, den Daten nach der in Kalifornien vor Jahren durchgeführten Cannabisfreigabe gegenüber.
Erfasst wurden Schüler von der neunten bis elften Klasse in 38 Städten des Bundesstaats. Die Wissenschaftler fragten die pubertierenden Teenies, wann im letzten Monat Alkohol und Hanfprodukte auf dem Wunschzettel der verbotenen Früchte standen. Und siehe da – je näher und öfter sich ein Grasladen in der Nähe befand, desto häufiger griffen die jungen Leute zur Flasche! Versinkt also bald ganz Bayern im Suff, und zwar nicht erst ab 18 wie vorgesehen, sondern wegen der geplanten Legalisierung von THC bereits im Kindesalter?
Achtung Mischkonsum: Wie bedingen sich Hanf-Einzelhandel und Alkoholika konkret?
Höchstwahrscheinlich lassen sich ganz ähnliche Ergebnisse auch beim Vergleich von Cannabis Geschäft und Glücksspiel feststellen, zwischen Hanf legal für Erwachsene und Konsum von Pornografie, was die Studie nicht unbedingt zu einer echten Referenz macht. Leider steigt der Gebrauch von Alkohol unter Minderjährigen seit Jahren an und dafür verantwortlich dürften vorwiegend hemmungslose Reklame und ein allzu unkritischer Umgang mit diesem Genussmittel im Allgemeinen.
Das gilt für Kalifornien mit seinem Pseudo-Schutz durch braunes Packpapier um der Pulle genauso wie für Deutschland. Es ist aber zu fragen, wie die Kids eigentlich an den Alkohol kommen, der bekanntlich in keinem erlaubten Cannabisladen verkauft werden darf, sondern der Studie folgend offenbar viel öfter unerlaubt über die Theke vom angeblich so verantwortungsbewussten Spirituosengeschäft wandert als gedacht?
Ein feiner Grat trennt beim Thema Cannabinoide die tatsächliche Realität von Fake News, die sich wahlweise durch Aufblasen oder Ausklammern problemlos konstruieren lassen. Trotzdem ist Mischkonsum unter Jugendlichen immer ein Problem und Behörden sollten neben der Anzahl von Läden mit THC im Sortiment gesamtgesellschaftliche Entwicklungen für künftige Maßnahmen mindestens mit dem gleichen Eifer berücksichtigen wie die Beurteilung von Alkohol als keineswegs harmloses Genussmittel.
Verkaufsflächen oder: Wie viel Quadratmeter braucht ein Cannabis Social Club?
Ähnlich wie bei den bereits erwähnten Spielhallen und anderen, nicht jugendfreien Geschäfte wie Sex-Shops lässt sich für Haprodukte entweder bei der Zahl von erteilten Lizenzen etwas ändern oder beim Umfang der räumlichen Nutzung. Es bringt herzlich wenig, für ein Stadtgebiet extra wenige Konzessionen auszugeben, nur weil dort zufällig viele teure Privatschulen im Revier von Hipstern und Künstlern liegen. Am Ende entscheidet sich jeder Inhaber für genau jenen Standort, der nach den Regeln des freien Marktes am besten funktionieren sollte.
Bestimmte Häuser ausschließen geht kaum und so bleibt die hunderte Meter umfassende Bannmeile um Schulen und Co als grobes Raster wie in Deutschland verkündet oder eben eine Reduzierung der erlaubten Verkaufsfläche für den Cannabishandel wie wohl bald in Kalifornien Pflicht. Bestehende Läden müssen aber keinen Glasschrank herausreißen und sich aufwendig verkleinern. Die Studie empfiehlt Beschränkungen zur Grundfläche nur für künftige Lizenzvergaben – ob das freilich vor einem amerikanischen Richter mit Blick auf die Gleichbehandlung von Unternehmen Bestand hat, bleibt erst mal abzuwarten.
In der Bundesrepublik stellt sich die Frage aktuell noch nicht. Da zum einen der offizielle Verkauf mit Zulassung und Qualitätsprüfung erst in einigen Jahren legal sein soll und zum anderen, die zunächst anvisierten Cannabis Social Anbau-Clubs für Erwachsene ohnehin nur ganz weit weg von allem gesellschaftlichen Leben betrieben werden dürfen.
Ein paar Schritte in die Spielsucht sind bei uns bekanntlich in Ordnung und der Griff zur Flasche darf keinesfalls durch lange Anlaufwege endlos verzögert sein. Beim Tausch von Marihuana gilt in puncto Stadtzentrum ein ähnliches Credo wie beim Schuhgeschäft ohne Zutritt für Hunde. Wie groß das Vereinsheim sein darf, ist in der Gesetzesvorlage zur Cannabis-Legalisierung nicht ausgewiesen. Unsere Politiker rechnen wahrscheinlich irgendwie drei erlaubte Hanfpflanzen auf eine Gesamtfläche im Clubhaus hoch, packen gönnerhaft noch einen Quadratmeter als Bonus obendrauf und verknappen den Anbau lieber durch viele weitere Regeln etwa zu Umweltschutz, Lärmbelästigung oder einer limitierten Mitgliederzahl.
Bitte weiter forschen: Woran die Studie zu Alkohol und Cannabis krankt
Sicher klingen mehr als 500 Schulen und beinahe 40 Städte viel und die erhobenen Daten sind weder zahlenmäßig zu gering, noch setzt die Auswertung auf wissenschaftlich nicht hilfreiche Willkür. Allerdings erscheint es mehr als fraglich, dass Tenor und Interpretation der Untersuchung ausschließlich auf eine nötige Verringerung von Cannabisläden eingehen! Zum Alkoholkonsum unter Jugendlichen und den Gründen kein Wort und kein Wort auch zu Gegenmaßnahmen.
Hanf und Alkohol zusammen sind eine explosive Mischung selbst für Erwachsene, doch ob weniger Cannabinoide statt endlich auch weniger Promille die Lösung sein sollen, bleibt das Geheimnis der Studienmacher. Natürlich eröffnen im Zuge einer echten Cannabis-Legalisierung auch Geschäfte, doch warum Teenies deshalb leichter trinken würden, lässt die Untersuchung komischerweise offen und schlägt stattdessen mehr oder weniger vor, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.
Viele größere Studien zum Thema konnten bisher keinen expliziten, „kausalen“ Zusammenhang von Suff und THC Gebrauch herstellen, egal ob es dabei nun um Teenager oder volljährige Leute gehen mag.
Sicher gibt es Leute, die der Kombination Bier und Hanf nicht nur als ineinander verschmolzenes Produkt kräftig zusprechen und mixen, was für wachsende Gehirne große Risiken bedeuten kann. Vom genussvollen Umgang bei Erwachsenen jedoch auf Kids zu schließen, die sich erst in den Cannabisladen schleichen, um zu stehlen und im Anschluss das Ganze sofort an der nächsten Trinkerbude wiederholen, scheint absurd und statt garantiert nur vorläufig geltender Ratschläge wünschen wir uns bitte weitere Studien sowie klare, faire Maßnahmen einer Drogenpolitik.