Seit November 2018 haben Patienten mit den entsprechenden Voraussetzungen in Großbritannien Zugang zu Cannabismedikamenten. Wie auch in Deutschland werden vorrangig THC-prädominante Cannabisblüten verordnet, doch viele Patienten erhalten auch flüssige Extrakte zur oralen Einnahme.
Über ein Register für anspruchsberechtigte Patienten wurden nun Daten erhoben und im Zusammenhang mit der inhalativen Einnahme der Cannabisblüte mit der Bezeichnung Khiron 20/1 analysiert. Khiron 20/1 ist das meist verschriebene Medikament.
Im Fokus der Beobachtungsstudie, die Dr. Guillermo Moreno-Sanz, Global Scientific Director von Khiron Life Sciences, in diesen Tagen bei internationalen Schmerzkongressen und anderen Konferenzveranstaltungen vorgestellt hat, stand die Wirkung von Cannabis bei unterschiedlichen Beschwerden, aber auch der Einfluss auf die Schlafqualität, die Stimmungslage und die gesundheitsbezogene Lebensqualität allgemein.
Studienteilnehmer behandeln Beschwerden mit Cannabis
Bei den Teilnehmern handelte es sich überwiegend um Männer (77,6 Prozent). Das durchschnittliche Alter betrug etwa 38 Jahre. Schmerzpatienten waren mit 50,9 Prozent am häufigsten vertreten, die zweithäufigste Diagnose waren Angststörungen (25,3 Prozent). Außerdem waren auch Patienten mit ADHS dabei, sowie Menschen, bei denen eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert wurde.
Mehr als 95 Prozent der Teilnehmer hatten bereits vor der medizinischen Behandlung anderweitig Erfahrungen mit Cannabis gemacht, trotzdem wurde für die sichere Inhalation der THC-prädominanten Cannabisblüten ein bestimmtes Einnahmekonzept ausgearbeitet, welches einen genauen Überblick und stetige Kontrolle über die Dosierung ermöglicht. Speziell für unerfahrene Patienten kann dies sehr wertvoll sein, um unerwünschte Nebeneffekte auszuschließen.
Therapieerfolge in allen Bereichen
In den Ergebnissen der Studie stellte sich dar, dass die Inhalation von Khiron 20/1 mit einer signifikanten Optimierung der Gemütsverfassung, sowie mit einer verbesserten Schlaf- und allgemeinen Lebensqualität einherging. Ebenfalls zeigten sich positive Entwicklungen hinsichtlich der analgetischen Wirkung, also in der Schmerzbehandlung. Bei der Reduktion und Linderung von Angstzuständen zeigte sich das Cannabismedikament in der Studie am effektivsten, die Wirkstärke und auch die Dauer waren hier besonders hoch.
Auch bei Nachuntersuchungen nach drei und bei sechs Monaten, bei welchen die Patienten jeweils einen validierten Fragebogen ausfüllten, konnten die Auswirkungen der Inhalation von Khiron 20/1 in allen beobachteten Bereichen weiter bestätigt werden, was für eine positive und langfristige Entwicklung spricht. Entsprechend der Studienergebnisse bleiben die stimmungsaufhellende Wirkung und die Verbesserung der Schlafqualität am längsten erhalten.
Straßencannabis ist keine gleichwertige Behandlungsoption
Das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen war im Studienverlauf und bei den Nachuntersuchungen kaum dokumentiert worden. Dies führen die Wissenschaftler aber auch auf die Vorerfahrungen im Umgang mit Cannabis zurück, über welche die Großzahl der Teilnehmer bereits verfügten. Wie die Studie ebenfalls belegen konnte, führt die Verwendung von Cannabisblüten im medizinischen Kontext zu besseren Behandlungsergebnissen als die unkontrollierte Selbstmedikation mit Cannabis aus illegalen Quellen.