Cannabis ist eines der beliebtesten Rauschmittel und zeitgleich auch eine wichtige Medizin für Menschen mit den unterschiedlichsten Krankheiten. Doch natürlich gestaltet es sich so wie mit allen anderen Substanzen, dass das Konsumverhalten ausschlaggebend für die Wirkung ist. Die ist oft recht individuell und gestaltet sich von Person zu Person anders. So kommt es, dass manchem mit der natürlichen Arznei die Schmerzen genommen werden können, während jemand anderes nicht wirklich vom Einsatz profitiert.
Auch gibt es Situationen, in denen die Gefahren möglicherweise höher sind als der zu erwartenden Nutzen. Beispielsweise bei der Angina Pectoris sollte ein Arzt überprüfen, ob Cannabis helfen könnte oder die Symptome verschlimmert. Dagegen heißt es laut Forschung, dass Cannabiskonsum die Überlebenschancen nach einem Herzinfarkt erhöht. Auch soll CBD unter anderem bei Herzmuskelentzündungen von Vorteil sein. Es kann also mitunter eine zweischneidige Sache sein, die mit dem medizinischen Einsatz einhergeht. Jetzt hat nämlich auch eine neue Untersuchung gezeigt, dass gerade beim täglichen Gebrauch von Cannabis offensichtlich das Risiko für koronare Herzkrankheiten größer wird, als wenn man nur wenige Male im Jahr konsumiert.
Stanford Universität überprüfte Daten
Laut den Untersuchungen des Arztes Dr. Ishan Paranjpe wird das Risiko, eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln, durch den täglichen Cannabiskonsum um circa ein Drittel erhöht. Immer mehr Beweise würden laut ihm darauf hindeuten, dass Cannabis nicht völlig unschädlich ist und sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen könne. Aus diesem Grund müsse seiner Meinung nach die Entscheidung, Cannabis zu konsumieren, sorgfältig gegen das Potenzial für schwere Herzerkrankungen abgewogen werden. Die koronare Herzkrankheit wird durch Ablagerungen an den Innenwänden der Arterien verursacht, die das Herz mit Blut versorgen.
Die auch als Atherosklerose bezeichnete KHK stellt laut dem „US-Center für Disease Control and Prevention“ (CDC) die häufigste Herzerkrankung dar. Auf ihrer Webseite beschreibt das CDC die Merkmale einer derartigen Krankheitsentwicklung wie folgend: Zu den Anzeichen der Erkrankung gehören Angina Pectoris oder Schmerzen in der Brust, Schwächegefühl, Schwindel oder Übelkeit sowie Kurzatmigkeit. Für manche Menschen wäre das erste Anzeichen von KHK jedoch ein Herzinfarkt. Um bezüglich der Frage nach einem erhöhten Risiko verwertbare Ergebnisse zu erzielen, griffen die Forscher auf Daten von weit über 50.000 Personen zurück, die unterschiedliche Konsummuster besaßen. Knapp vierzigtausend Personen zählten zu dem Kreis, die niemals auf Cannabis zurückgriffen.
34 Prozent höheres Risiko
Vor der Teilnahme an der Forschungsstudie füllten die Teilnehmer eine Umfrage zu ihrem Cannabiskonsum aus. Das Forschungsteam nutzte diese Informationen dann dazu, um die Befragten in fünf Kategorien einzuteilen. Dazu zählten tägliche Konsumenten mit 4.736 Personen, wöchentliche Konsumenten mit 2.720 Personen, monatliche Konsumenten mit 2.075 Personen und 8.749 Personen, die ein- oder zweimal in drei Monaten konsumierten. Zum Vergleich nahm man dann noch 39.678 Personen, die in ihrem Leben noch nie konsumiert haben. Die Forscher verglichen dann alle diese Personenkreise einige Jahre später mit den von dem „All of us Research Programm“ zur Verfügung gestellten Krankenakten der Teilnehmer.
Heraus kam nach der Überprüfung der Akten, dass bei täglichen Cannabiskonsumenten die Wahrscheinlichkeit, an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken, um 34 % höher lag als bei Personen, die die Droge bisher nie konsumiert hatten. Erfreulicherweise wurde aber ebenso kein signifikant erhöhtes Risiko bei den Menschen festgestellt, die nur einmal oder weniger pro Monat auf Cannabis zurückgriffen. Diese Ergebnisse hatten auch noch Bestand, nachdem das Team andere potenzielle Ursachen für koronare Herzkrankheiten beachtet hatte. Sie rechneten hierfür die Aspekte des Alters, des Geschlechts sowie die wichtigsten kardiovaskulären Risikofaktoren wie Bluthochdruck, ein zu hoher Cholesterinspiegel, Typ-2-Diabetes, Fettleibigkeit, Rauchen und Alkoholkonsum heraus.
Mendelsche Randomisierung
Ebenfalls wurde seitens der Forschenden laut CNN die Mendelsche Randomisierung eingesetzt, um eine Bestimmung des Einflusses veränderlicher Risikofaktoren möglich zu machen. Hierbei wurden
Genvariationen gemessen, von denen bekannt ist, dass sie mit einem modifizierbaren Risikofaktor zusammenhängen. So sollte der kausale Einfluss des Risikofaktors bestimmt werden. Dr. Ishan Paranjpe weist darauf hin, dass andere Arbeiten bereits auch schon einen Zusammenhang zwischen Cannabis und KHK festgestellt haben, es dort aber stets mehrere potenzielle Störfaktoren gab, die diesen Zusammenhang erklärt haben könnten. In der nun durchgeführten Studie sei es aber aufgrund der MR-Analyse jedoch erstmals näherliegend erklärt, dass die Möglichkeit bestünde, dass dieser Zusammenhang doch direkt kausal wäre.
Die „American Heart Association“ hat schon in der Vergangenheit darüber informiert, dass mitunter Herzrhythmusstörungen wie Tachykardie und Vorhofflimmern bis zu einer Stunde nach dem Rauchen von Cannabis auftreten können und ein höheres Risiko für Schlaganfälle und Herzinsuffizienz bei Menschen mit einer Herzerkrankung vorhanden sei. Wichtig zu erwähnen ist es aber auch, dass die neue Studie nicht in der Lage war, herauszufinden, ob die verschiedenen Arten des Cannabiskonsums einen Unterschied bezüglich des Risikos einer Person an KHK zu erkranken, etwas ausmachen. Es muss also in Zukunft noch herausgefunden werden, inwieweit sich die Risiken unterscheiden, wenn Cannabis nicht täglich geraucht oder gedampft, sondern beispielsweise verzehrt wird.