Cannabis macht manche Menschen ruhiger und andere wiederum aufgedrehter. Es kommt wohl darauf an, wie sehr man an das grüne Kraut gewöhnt ist oder auch auf andere Faktoren des menschlichen Metabolismus. Um herauszufinden, welche Wirkung der Konsum auf den Ruhepuls tatsächlich hat, untersuchte ein Forscherteam aus der Schweiz und den Vereinigten Staaten die nachweisbaren Auswirkungen des Gebrauches von Marihuana. Dabei fand man heraus, dass nur kurz zurückliegender Cannabiskonusm zu einer niedrigeren Ruheherzfrequenz führt. Liegt der Konsum schon länger zurück, war diese Beobachtung nicht mehr zu machen.
Übereinstimmung mit vergangenen Ergebnissen
Bereits in der Vergangenheit konnten Ergebnisse aus der sogenannten CARDIA-Stichprobe keinen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum – auch nicht über einen längeren Zeitraum – und einem erhöhten Risiko für Arteriosklerose, Bluthochdruck, EKG-Anomalien oder anderen schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen bei Menschen im mittleren Lebensalter aufzeigen. Die Forscher der über 5000 Personen beobachtenden Untersuchung berichten nun darüber, dass Probanden, die gelegentlich Cannabis konsumierten – eingestuft bei fünfmal oder öfter pro Monat – eine niedrigere Ruheherzfrequenz aufweisen würden als Nichtkonsumenten, einschließlich derjenigen, die in ihrer Vergangenheit Marihuana konsumiert haben.
Dabei nutzte man Daten der Personen, die über einen Zeitraum von 30 Jahren gesammelt wurden. Die Wissenschaftler untersuchten dabei den Zusammenhang zwischen der Cannabisexposition und Herzfrequenz. Man ließ zusätzlich aber auch die demografischen Faktoren, kardiovaskuläre Risikofaktoren, Alkohol- und anderen illegalen Drogenkonsum, körperliche Aktivitäten und Nutzung von Betablockern einfließen, die alle Teilnehmer mit kardiovaskulären Erkrankungen ausschlossen.
Aussagen der Forscher
„Kurz zurückliegender Cannabiskonsum wurde mit einer niedrigeren Ruheherzfrequenz in Verbindung gebracht, kumulative Cannabisexposition jedoch nicht“, berichteten die Autoren der Studie. Die Ergebnisse würden somit mit epidemiologischen Untersuchungen an Tausenden von Teilnehmern aus Europa und den USA übereinstimmen. Man habe in der Untersuchung der Daten keinen Zusammenhang zwischen Cannabis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Sterblichkeit oder Surrogatwerten feststellen können.
Nur kürzlich zurückliegender Cannabiskonsum war mit einer niedrigeren Ruheherzfrequenz verbunden, was die Ergebnisse experimenteller Studien unterstütze. Eine länger zurückliegende häufigere Cannabisexposition konnte dagegen gar nicht mit der Herzfrequenz in Verbindung gebracht werden, was darauf hindeuten würde, dass die Auswirkungen des Cannabiskonsums auf die Herzfrequenz nur vorübergehend sind. Die Ergebnisse ergänzten daher die wachsende Anzahl von Belegen, die darauf hindeuten würden, dass Cannabiskonsum in einem für die Allgemeinbevölkerung typischen Ausmaß keine schädlichen Auswirkungen auf Surrogatwerte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen habe.
Die Ergebnisse der Studie wurden Anfang März im The American Journal of Medicine veröffentlicht.