Cannabis und Cannabisextrakte werden schon längere Zeit als unterstützend während der Behandlung von Krebsbefall betrachtet. Leiden Patienten unter Übelkeit oder Appetitlosigkeit, kann der Einsatz des natürlichen Arzneimittels unter den richtigen Umständen Abhilfe schaffen und bei den Betroffenen für ein etwas besseres Leben in dieser schwierigen Situation sorgen.
Auch hörte man in der Vergangenheit von fortschrittlicher Forschung, deren Ergebnisse davon berichten ließen, dass das Wachstum von Krebszellen durch Cannabis gestoppt werden könne und befallene Zellen absterben würden. Doch nicht immer zeigen sich Ärzte und ärztliche Vereinigungen von dieser Tatsache überzeugt, die nun bei einem Auftreten von schwarzem Hautkrebs erneut bestätigt worden ist.
Wissenschaftler der im australischen Northern Territory angesiedelten Charles Darwin Universität (CDU) und des Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT) konnten in einer neuen In-Vitro-Studie nachweisen, dass mittels der Verabreichung eines Cannabisextraktes eine Verlangsamung des Melanomzellwachstums und eine Erhöhung der Zelltodrate bei mit Krebs befallenen Zellen erreicht werden konnte.
Cannabinoid PHEC-66 – ein spezifisches Cannabisextrakt
Wie schon in der Vergangenheit von beschäftigten Wissenschaftlern in der Krebsforschung bezüglich des Themas Cannabis erklärt worden ist, ist nicht einzig die Art der Krebszellen entscheidend, ob Cannabis den Zelltod herbeiführen kann. Die Wahl der Cannabissorte spiele für den Behandlungserfolg ebenfalls eine erhebliche Rolle, laut dem israelischem Forscher Dr. David Meiri. Daher würde auch eine pauschale Verordnung von x-beliebigen Cannabisprodukten keine Behandlungsoption bei Krebserkrankungen darstellen, hieß es bereits im Jahr 2020.
Jetzt haben die Forscher um die RMIT-Mitarbeiterin Dr. Ava Bachari herausgefunden, dass das Cannabinoid PHEC-66 sich an Rezeptorstellen bestimmter Melanomzellen binden kann und deren Wachstumsprozess in zwei entscheidenden Phasen zu steuern vermag. Unter anderem werde dabei auch das Ausmaß der Schädigung der befallenen Zellen erhöht. Der an der CDU beschäftigte Pharma-Dozent und Mitautor Dr. Nazim Nassar sagte, dass dieser Schaden die Zellen so manipuliere, dass sie sich nach der entsprechenden Behandlung selbst töten würden. Auf der Webseite der Universität wird er dahin gehend zitiert, dass die Schädigung der Melanomzelle verhindere, dass sie sich in neue Zellen teile. Stattdessen würde ein programmierter Zelltod ausgelöst, den man auch als Apoptose bezeichnen würde.
Bedeutsamer Bereich wichtiger Forschung
Dr. Nassar sagte, dass diese Untersuchungen einen wichtigen und wachsenden Forschungsbereich darstellen würden, da man Cannabisextrakte so gut wie möglich verstehen müsse, insbesondere ihr Potenzial, als Krebsmittel zu wirken. Würde man wissen, wie Cannabisextrakte tatsächlich auf Krebszellen reagieren – speziell was die Ursache des Zelltods anginge – könne man die Behandlungstechniken verfeinern, damit sie spezifischer, ansprechender und wirksamer werden könnten. Nach den erfolgreichen In-Vitro-Versuchen wäre die nächste Herausforderung, die Entwicklung eines zielgerichteten Systems der Verabreichung für die Melanomzellen, um es für präklinische Versuche leicht anwendbar machen zu können.
„Fortgeschrittene Verabreichungssysteme müssen noch vollständig entwickelt werden, was unterstreicht, wie wichtig es ist, den ordnungsgemäßen und wirksamen Einsatz dieser Wirkstoffe an den Zielorten zu gewährleisten“, sagte Nassar mit Hinblick auf die praktischen Anwendungen. Dr. Nassar ist spezialisiert auf Krebszellbiologie, Pharmakologie, Systeme zur Verabreichung sowie die Bereitstellung und Entwicklung von Arzneimitteln. Als praktizierender Apotheker und Pharmakologe hat er bereits mehrere Artikel über die Anwendung von Cannabinoiden betreffend der Melanombehandlung, des therapeutischen Potenzials von Cannabinoiden bei Prostatakrebs und einen Überblick über die aktuelle Melanombehandlung mitverfasst.
Cannabisextrakte werden weiterhin stigmatisiert
Laut Dr. Nassar ist die Verwendung von Cannabisextrakten zur Behandlung verschiedener Gesundheitszustände zwar immer noch stigmatisiert, doch die künftige Erforschung ihrer Anwendungsmöglichkeiten könnte die Krebsbehandlung revolutionieren. Die intensive Erforschung des Potenzials von Cannabis zur Abtötung von Melanomzellen wäre erst der Anfang, denn das Team würde untersuchen, wie dieses Wissen auf die Behandlung verschiedener Krebsarten angewendet werden könne. Bislang konzentriere man sich bei klinischen Anwendungen von Cannabisextrakten in erster Linie nur auf die Behandlung von Angstzuständen, krebsbedingten Symptomen, Epilepsie und chronische Schmerzen, was zukünftig jedoch einmal anders sein könnte.
Um aber auf Nummer sicher zu gehen, betont daher auch der RMIT-Biotechnologe Professor Nitin Mantri und Hauptautor der Studie, wäre die Notwendigkeit einer langfristigen Nachbeobachtung. Nur so könne eine anhaltende Wirksamkeit und die Sicherheit des PHEC-66-Extrakts bezüglich der Krebsbehandlung über längere Zeiträume gewährleistet werden. Es sei wichtig, das Sicherheitsprofil des Extrakts zu testen, bevor er auf breiter Front eingesetzt werde. Die nächste Phase umfasse daher auch Tierstudien oder vorklinische Versuche zur Validierung sowie weitere Erforschung bezüglich der Wirksamkeit des Cannabinoids PHEC-66 bei der Behandlung von Melanomen und anderen Krebsarten.
Bedarf an Unterstützung
Professor Nitin Mantri hob auch die wichtige Zusammenarbeit mit Dr. Nassar hervor und betonte dabei die Notwendigkeit der Unterstützung und des Sponsorings durch pharmazeutische Unternehmen, um PHEC-66 einmal als zugelassenes Medikament qualifizieren zu können. Diese Unterstützung wäre primär daher wichtig, um die Entwicklung und Anwendung von Cannabisextrakten in der Krebsbehandlung voranzutreiben.
Dr. Nassars Fachwissen als Mediziner, Pharmakologe und pharmazeutischer Wissenschaftler könne dabei in jedem Fall gut genutzt werden, so die Charles Darwin Universität in ihrer Berichterstattung. Erschienen sind die Forschungsergebnisse und die Hintergründe der Studie im Cells Journal. Hoffnungen darauf, dass im Laufe der Zeit die richtigen Zusammensetzungen verschiedener Cannabinoide und Hanfextrakte für Erfolg versprechende Behandlungen der leider noch viel zu häufig auftretenden Krebsarten gefunden werden können, darf man nach derartigen Nachrichten aber sicherlich weiterhin hegen.