Cannabis auf Rezept hat laut einer neuen Studie viele positive Effekte für die Lebensqualität von Patienten mit chronischen Erkrankungen. Therapeutische Hanfprodukte können immer öfter Ergänzungen bei medizinischen Behandlungen sein, sorgen für Alternativen zur chemischen Keule und werden bei Ausschluss von möglichen Wechselwirkungen meistens gut vertragen.
Weniger Schmerzen und Übelkeit, besserer Schlaf und rascher ausheilende Entzündungen werden über die Wirkstoffe im Marihuana berichtet, das auch in Deutschland beim Arzt durch eine Verschreibung zu haben ist. Weil der Antrag auf Kostenübernahme durch Krankenkassen jedoch dauern kann, dürften Patienten künftig nach der allgemeinen Legalisierung seit Anfang April häufiger auch auf eigenes Risiko den Selbstversuch wagen.
Was ist wichtig und zu berücksichtigen, damit Cannabinoide als hochwirksame Substanzen aus der Natur das Leben bei Krankheit erträglicher, aber auf keinen Fall riskanter machen können?
Medizinische Hanfforschung zwischen Mythos und Wahrheit
In der neuen Studie zu Cannabis und Lebensqualität gehen die Wissenschaftler sozusagen direkt ran an die Betroffenen und deren Wohlbefinden. Methodisch wird sich dieses Mal nicht mit einzelnen Substanzen wie THC und CBD beschäftigt und es findet auch kein singulärer Vergleich zwischen therapeutischer Wirkung durch Hanfpflanzen mit dem Effekt anderer Präparate statt. Cannabinoide und Terpene, von denen einige berauschend wirken, andere wiederum den Organismus stimulieren sowie deren Interaktion mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System des Menschen sind gleichermaßen Allgemeinwissen in der internationalen Hanfforschung und die bestätigt häufig, was ohnehin lange bekannt und bewährt ist.
Haschisch und Marihuana sind seit Jahrtausenden therapeutische Evergreens und viele Länder erkennen das durch die Freigabe von Verschreibungen endlich wieder an. Die aktuelle Untersuchung stammt aus Großbritannien, wo mehr geforscht wird als in Deutschland, ein Rezept allerdings schwieriger zu bekommen ist. Fast überall auf der Welt gibt es auch bei legaler Verschreibung von Cannabis noch bürokratische wie ideologische Blockaden für Bürger und Wissenschaft. Die Debatte zur Cannabismedizin ist geprägt von Falschmeldungen, dem Aufblasen seltener Risiken zum Normalfall.
Trotz aller medizinischen Besonderheiten gibt es in puncto Hanf für bestimmte Personengruppen ein nicht zu unterschätzendes Risikoprofil. So können die pflanzlichen Wirkstoffe zwar in bestimmten Fällen sogar Kindern etwa bei Epilepsie helfen, doch gibt es zu Recht genauso keine Legalisierung von Cannabis für Minderjährige. Erwachsene sollten von Grasblüten keine Wunder erwarten und als Patienten ohnehin ausführlich über Nebenwirkungen aufgeklärt werden, egal ob diese wohltuend sein können oder potenziell gefährlich. Auch die Forscher in Großbritannien mussten also genau aufpassen und ein mehr an Lebensqualität durch Cannabis Heilmittel entsprechend überzeugend verifizieren.
Empirische Daten zeigen: Besonders Grasblüten helfen effektiv und vielseitig
Keine Kleinigkeit, wenn man die Blüten und das Öl nur einer Hanfpflanze als natürlichen Allrounder den zahllosen chemischen Pillen und Tinkturen gegenüberstellt, die meistens nur an eine Form von Beschwerden adressiert wirken.
Insgesamt 1.378 Patienten nahmen an der britischen Studie teil, über ein ganzes Jahr und die wurden in regelmäßigen Abständen untersucht. Demografische Aspekte und körperliche Beschaffenheit wurden genauso berücksichtigt wie eine bereits vorliegende Medikation. Oder auch Cannabiskonsum, der aufgrund einer limitierten Verfügbarkeit von Rezepten für Cannabinoide leider oft völlig im Verborgenen abläuft, ohne Beratung durch Ärzte, auf eigene Kosten und mit allen Risiken auf dem Schwarzmarkt.
Medizinische Hanfprodukte erhöhten die Lebensqualität besonders durch weniger Angststörungen und besseren Schlaf, wobei Marihuana als getrocknete Blüten vom Cannabis noch mehr für Patienten tun konnte als Konzentrate wie THC-Öl oder sublingual eingenommene Präparate. Durch häufige und typische Cannabis Nebenwirkungen von trockener Mundschleimhaut bis mehr Appetit fühlten sich die Probanden nicht beeinträchtigt. Erwartungsgemäß schnitt dabei jene Kohorte besser ab, die vor Beginn der Studie schon Erfahrung hatte.
Nach Sicht der Forscher könnte eine entsprechend versierte Aufklärung durch Mediziner im Vorfeld die meisten zunächst als unangenehm empfundenen Effekte von Cannabis deutlich abmildern. Schließlich ist manchmal auch der THC-Rausch ohne Vorwarnung beim Konsum von Cannabis als Genussmittel für unbedarfte Personen kein entspanntes Vergnügen. Passt es jedoch mit allen Informationen, ist mehr Lebensqualität bei Krankheit möglich – ob allerdings Cannabinoide alleine dafür verantwortlich sind oder bestimmte Details von deren Wechselspiel mit dem Organismus, soll nun in weiteren Studien untersucht werden.