Australische Studie testet die Wirkung von Cannabis bei Menschen mit chronischer Schlaflosigkeit.
Schlaflosigkeit, im medizinischen Fachjargon auch „Insomnie“ genannt, ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, deren Anzahl an Betroffenen in den letzten Jahrzehnten ständig ansteigt. Laut dem „DAK Gesundheitsreport“ der Bundesrepublik Deutschland leidet jeder zehnte Bürger an chronischen Einschlaf- oder Durchschlafstörungen. In den USA liegt die geschätzte Anzahl der an Insomnie leidenden Personen bei etwa 30 % der Gesamtbevölkerung. Wird Insomnie nicht behandelt, kann dies zu ernsten, psychischen Folgeerkrankungen, wie Depressionen und Paranoia, führen.
Bisweilen setzten die Ärzte bei der Behandlung der Krankheit auf schlaffördernde Beruhigungsmittel oder Psychotherapie. Neueste Erkenntnisse einer australischen Studie beweisen nun, dass der Einsatz von Cannabis bei der Behandlung wesentlich bessere Ergebnisse erzielt.
Die Studie wurde im Jahre 2018 von „Zelira Therapeutic“, einem australischen Produzenten von Medizinalcannabis, in die Wege geleitet und von Forschern der „University of Western Australia“ betreut. Als Probanden dienten 23 Personen mit schweren und chronischen Schlafstörungen. Für einen Zeitraum von zwei Wochen wurde einem Teil der Testpersonen eine Cannabinoid-Tinktur, die aus THC und CBD bestand, verabreicht, während der andere Teil ein Placebo erhielt. Die Schlafqualität wurde anhand von verschiedenen Kriterien gemessen. Digitale Schlaftracker zeigten die Tiefe des Schlafes auf Monitoren auf. Die Probanden wurden dann nach jeder Nacht ausführlich über ihr Schlaferlebnis befragt. Durch den „Insomnia Severety Index“(ISI), einer medizinischen Skala, die den Ärzten bei der Bestimmung der Schwere der Symptome als Hilfsmittel dient, konnte eine mögliche Verbesserung oder Verschlechterung des Schlafes festgestellt werden.
Nach zwei Wochen kam man zum Ergebnis, dass jene Probanden, die eine aktive Cannabinoid-Dosis erhielten, schneller einschliefen und ihre Schlafqualität konstante Verbesserungen aufzeigte. Der ISI-Index fiel laut Forschern um über 26 %. Nach eigenen Aussagen der Testpersonen steigerte sich durch den verbesserten Schlaf die Lebensqualität erheblich.
Jene Teilnehmer, die ein Placebo erhielten, zeigten im Vergleich zu den anderen keine Verbesserungen der Schlafqualität. Peter Eastwood, der Leiter des Experiments, kam durch die Ergebnisse zu dem Entschluss, dass diese Studie, mehr als alle anderen Forschungen auf dem Gebiet der Insomnie, den therapeutisch hochwirksamen Wert von Medizinal-Cannabis untermauert.
Die Cannabinoid-Tinktur, die vom Unternehmen ZLT-101 genannt wurde, und deren Zusammensetzung unter das Betriebsgeheimnis fällt, wurde in weiteren Studien erfolgreich bei Schmerzpatienten getestet. Diese konnten trotz körperlicher Beschwerden schneller einschlafen und länger durchschlafen. Die Studie zeigte aber auch, dass die tägliche Einnahme der Tinktur zu einer raschen Toleranzbildung gegenüber des Cannabinoids führen kann. Mögliche Folgen wären erneute Schlafstörungen. Jedenfalls gilt die Studie als definitiver Beweis, dass Medizinalcannabis eine natürliche Alternative zu chemischen Medikationen bei Insomnie darstellt. In Zukunft wird diese Behandlungsform daher einen besonderen Stellenwert in der modernen Medizin einnehmen.
Quellen
1 APA Psyc
2 news.uwa.edu.au
3 Zelira Therapeutics
4 bmj.com
5 DAK Gesundheitsbericht 2017