Einer Studie der Hochschule Merseburg zufolge deuten die Ergebnisse einer aktuellen Online-Befragung darauf hin, dass Cannabis Covid-19-Patienten eine nebenwirkungsarme Linderung ermöglichen und den Krankheitsverlauf abschwächen kann. An der anonymen Online-Umfrage nahmen Personen teil, die ein positives Testergebnis zu Covid-19 erhalten und keinerlei oder mehr oder weniger starke Krankheitssymptome entwickelt hatten und zur Behandlung Cannabis nutzten. Die Befragung startete in der Hochphase der Pandemie-Maßnahmen am 01.04.2020 und wurde am 26.06.2020 beendet.
Anwender profitieren von angstlindernder Wirkung von Cannabis
33 % der Befragten gaben an, durch die Anwendung von Cannabis den Hustenreiz lindern zu können. 35 % berichteten von einer Linderung der Atemnot. Bei der Bewältigung der Diagnose scheint Cannabis laut den Angaben der Teilnehmer eine zentrale Stellung einzunehmen. Eine entscheidende Rolle bei der Behandlung der Krankheit mithilfe von Cannabis spielt demnach die anxiolytische Wirkung.
53 % verspürten durch die Medikation mit Cannabis weniger Beklemmung und Angst und 68 % vermerkten, dadurch besser schlafen zu können. 48 % berichteten über ein abgeschwächtes Krankheitsgefühl nach dem Konsum. Im Abschlussbericht weist die Studienleiterin Frau Prof. Dr. Barsch explizit auf die positive Wirkung von Cannabis hin, da Ängste und Beklemmungen massiv abgeschwächt werden und auch andere Symptome der Coronainfektion spürbar positiv beeinflusst wurden.
Insgesamt haben sich 899 Personen für die Online-Befragung interessiert und 162 Personen die komplette Umfrage beantwortet. Davon konnten 77 Personen nachweisen, tatsächlich an Covid-19 erkrankt zu sein. Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 35 Jahre – die älteste Person 69 Jahre, die jüngste 24 Jahre – alt.
Großteil auf den Schwarzmarkt angewiesen
Nur 14,8 % der Befragten gehörten zur Gruppe der offiziell zugelassenen Cannabis-Patienten. Diese verwendeten die medizinische Cannabissorte Bedrocan. Die Mehrheit gab an, Cannabis für den medizinischen Einsatz selbst anzubauen, oder es vom Schwarzmarkt zu beziehen. Aufgrund des hohen Anteils medizinischer Anwender, die auf Cannabis vom Schwarzmarkt angewiesen war, konnten diese Teilnehmer keine Angaben zu Wirkstoffgehalt oder Genetik der verwendeten Sorte machen. In vielen Fällen wurde die Wirkung mithilfe eines CBD-Präparats ausgeglichen. 18,5 % verwendeten für die Behandlung ausschließlich CBD-Öl.
„Auch in den Angaben zu den Einnahmeintervallen finden sich Hinweise darauf, dass speziell CBD eine wirksame Medikation sein kann, wenn es um die Behandlung von schwerem Hustenreiz, Husten und Verschleimung geht“, erklären die Autoren der Studie. Abschließend notierten die Wissenschaftler, dass die hier vorgelegten Ergebnisse der Studie keinesfalls die Qualität klinischer Studien haben. „Dennoch vermitteln sie ernst zu nehmende Hinweise darauf, dass sich der Einsatz von Cannabis in der Behandlung bewähren kann. Diesen sollte in weiteren Forschungen dringlich nachgegangen werden“, so die Wissenschaftler.
An der Hochschule Merseburg gibt es bereits seit einiger Zeit ein sogenanntes interdisziplinäres Netzwerk Cannabisforschung. Neben der Erforschung der Nutzung von Industriehanf wird dort auch an dem medizinischen Potenzial von Cannabis geforscht.
Hier gibt es die gesamte Studie als PDF-Datei zum Download: Covid-Cannabis-Studie