Das Cannabinoid Cannabidiol – kurz CBD – ist ein großer Bestandteil der Cannabisforschung auch bezüglich schwerwiegender Krankheitsbilder. Spätestens mit den Erkenntnissen in den USA und Südamerika über die positiven Auswirkungen bei Kindern mit Dravet-Syndrom, einer zu starken und häufigen Anfällen führenden Epilepsie, hat man das große Potenzial von Cannabis in der Behandlung von Heranwachsenden erkannt.
So wurde auch ein Medikament auf Basis von CBD als erstes Arzneimittel gegen das Lennox-Gastaut-Syndrom und das Dravet-Syndrom für diese junge Patientengruppe in der EU gemeinschaftlich im Jahr 2019 als geeignetes Medikament erlaubt. Doch auch bei anderen Krankheiten scheinen Extrakte mit einem hohen Anteil von CBD wünschenswerte Ergebnisse zutage zu bringen, wie man anhand von Forschung über Jugendliche mit Autismus schon seit einiger Zeit beobachten kann.
So sprachen sich Wissenschaftler bereits vor gut zwei Jahren dafür aus, dass man CBD als Therapieoption bei Autismus unbedingt in Betracht ziehen sollte, weil bei dem Einsatz noch zuvor auftretende Verhaltenssymptome mit Wutausbrüchen und körperlicher Aggression bei einem neunjährigen Jungen sichtlich nachließen. Jetzt hat eine neue Untersuchung in Brasilien derartige Beobachtungen untermauert, nachdem man bei einer Kohorte von 30 Kindern in einem Durchschnittsalter von elf Jahren ähnliche Ergebnisse erzielen konnte.
Viel CBD und wenig THC
Die in dem medizinischen Journal Pharmaceuticals veröffentlichten Resultate der brasilianischen Beobachtungsstudie unter der Leitung von Jeanne Alves de Souza Mazza, sagen aus, dass die Verabreichung von CBD-reichen Cannabisextrakten bei Kindern mit Autismusspektrumstörung (ASD) sicher und wirksam ist. Dabei untersuchten die Forscher die Verwendung von CBD-dominanten Extrakten, die ein CBD zu THC-Verhältnis von 33 zu 1 besaßen. Die teilnehmenden Kinder wiesen dabei die auftretenden Symptome einer mittelschwerer bis schwerer ASD auf und wurden über einen Zeitraum von sechs Monaten mit dem CBD-Extrakt behandelt.
Die Probanden wurden dabei während dieser Zeit von den von ihnen beauftragten Ärzten klinisch beurteilt und am Ende des Behandlungszeitraums wurden semi-strukturelle Interviews mit den Eltern und Betreuern der Teilnehmer durchgeführt. Wie auch schon bei früheren Studien herausgefunden wurde, zeigten die meisten Probanden (70 Prozent) nach der CBD-Therapie eindeutige klinische Verbesserungen. Insbesondere was Aufmerksamkeit und Kommunikationsfähigkeit betraf, wurden positive Veränderungen wahrgenommen. Auch was die Nutzung von regulären Medikamenten betraf, konnte festgestellt werden, dass 74 Prozent der Probanden die Einnahme von mindestens einem verschriebenen Medikament während der Studie reduzierten oder gleich ganz beendeten.
Eltern und Forscher zeigen sich überzeugt
Zwei Drittel (67 Prozent) der Eltern und Betreuer berichteten über Verbesserungen im Verhalten ihres Kindes in sechs von zwölf bewerteten Kategorien. Keine Eltern oder Betreuer berichteten hingegen, dass sich die Symptome ihres Kindes im Laufe der Studie in jeglicher Weise verschlechtert hätten. In der vorliegenden Studie wurde laut Schlussfolgerung der Forschenden aufgezeigt, dass die Vorteile einer Behandlung mit CBD-Vollspektrum-Öl für nicht syndromale Personen mit ASD nicht nur für das klinische Auge erkennbar sind.
Auch würden die vorteilhaften Veränderungen der Therapie mit dem CBD-Extrakt von den Familien und Betreuern wahrgenommen und miterlebt. Kurz gesagt würden die Ergebnisse bestätigen, dass eine derartige Behandlung in Kombination mit einer schrittweisen und individuellen Dosierung sicher und effizient für eine breitere Therapie der zentralen und komorbiden Symptome ist, die im Zusammenhang mit ASD entstehen. Wichtige Aspekte des täglichen Lebens, wie soziale Interaktion, Kommunikation und Lebensqualität könnten auf diese Weise verbessert werden.
Wie das über die Studie berichtende Portal norml.org noch hinzufügt, stimmen die gewonnenen Erkenntnisse aus dieser Forschungsarbeit mit den Daten placebokontrollierter Studien überein. Auch in der Vergangenheit konnten bereits Verbesserungen der Beschwerdebilder von ASD-Patienten nach der Verwendung von Cannabinoidprodukten aufgezeigt werden. Andere Beobachtungsstudien haben dazu auch schon aufgezeigt, dass eine Verwendung von Cannabis bei Erwachsenen mit Autismus sichtbare Vorteile mit sich bringen kann.