Wer regelmäßig Cannabis raucht, könnte künftig mit einem Drogentest noch mehr gegängelt werden als durch die üblichen Verfahren. Eine Nachweisbarkeit von THC lässt sich aktuell durch Analysen von Blut, Haut, Haaren und Speichel untersuchen. Nun aber gibt es neue Forschung zur Feststellung der Cannabinoide in der Atemluft. Heißt es zu Hanf bei der Verkehrskontrolle also bald „kräftig ausatmen“ wie umgekehrt „kräftig pusten“ bei Alkoholtests?
Die frische Studie müssen wir uns anschauen, können aber für Deutschland zumindest schon mal ein bisschen Entwarnung geben. Offenbar sind nämlich auch diese Testverfahren eher ungenau. Selbst hiesige Behörden auf der Führerscheinstelle dürften in Zeiten der langsamen Entkriminalisierung von Marihuana ihrem ohnehin sehr wackeligen Prüfkatalog wahrscheinlich keine weitere, mangelhafte Methode mehr hinzufügen – hoffentlich!
Standardverfahren für den Cannabis-Drogentest gesucht
Viele Studien konnten zeigen, wie ungenau die Resultate sind und wie willkürlich die bei Nachweis von Cannabis sofortige, gnadenlose Strafverfolgung abläuft. Leider haben wir einen völlig unfähigen Bundesjustizminister namens Marco Buschmann von der FDP, der sich auch nach zwei Jahren im Amt null für faire, wissenschaftlich einwandfreie Untersuchungen rund um die Nachweisbarkeit einzelner Cannabinoide einsetzt. So viel zu den sogenannten Liberalen und ihren Wahlversprechen! Immerhin gibt es jedoch auch moderne Länder mit einer fortschrittlichen Drogenpolitik, mit echter Forschung und Respekt gegenüber dem Bürger.
Die neueste Option für Hanf im Organismus kommt deshalb mal wieder aus Übersee, wo in vielen Bundesstaaten mündige Erwachsene ihre pflanzlichen Genussmittel und Therapeutika frei von staatlicher Schikane wählen dürfen. Weil Cannabis rauchen psychoaktive Wirkungen auslöst, braucht es im Zweifelsfall auch den einwandfreien Test durch zuständige Behörden, das kennen wir vom Alkohol seit vielen Jahren. Zwar sind die Storys über Gefährdungen durch bekiffte Autofahrer wie üblich völlig übertrieben, dafür reicht ein Blick in entsprechende Statistiken, doch einen sicheren Straßenverkehr nach der Freigabe dürfen alle Menschen genauso erwarten wie effektiven Jugendschutz.
Im Zweifel für den Angeklagten gilt bei Hanf leider noch immer nicht – im Gegenteil und so interessiert sich die Justiz für möglicherweise entlastende Drogentests dieser Tage nur in Amerika. Das Problem beim Nachweisen per Luft liegt in der Natur der Cannabinoide, die beim Inhalieren über extrem winzige Aerosole aufgenommen werden. Wir kennen noch die bedrohlichen Grafiken in der Tagesschau zu den „Superspreadern“ und den grotesken Maskenzwang selbst im Freien, der mit allen Mitteln wissenschaftlich legitimiert werden sollte. Bestimmte Anteile in einem Aerosol einwandfrei nachweisen, ging selbst beim Coronavirus nur aufwendig – ob die Wissenschaftler in Colorado dem Cannabis per Atemluft jetzt endlich auf ihren Molekül-Leib rücken?
Messbare Unterschiede beim THC-Anteile vor und nach der akuten Einnahme
Am „National Institute of Standards and Technology“ und einer Universität machten sich die Experten an die Arbeit und suchen nach einem Protokoll zur Nachweisbarkeit von Cannabis, die validiert und feldbasiert einwandfreie Ergebnisse beim Testen gewährleistet. Man sammelte Proben von Usern für den Vergleich in Echtzeit, schließlich ist die Grundlage aller Willkür wie in Deutschland die lange, aber spätestens nach einigen Stunden nicht mehr problematische Auffindbarkeit von THC im Körper. Löst die Atemluft voller Hanf-Wirkstoffe dieses Problem? Nicht unbedingt, sagen die Forscher. So ähnlich wie beim Speicheltest kann man zwar Cannabinoide nachweisen, aber keineswegs klären, ob der Konsum gerade stattfand (kritisch), gestern oder letzte Woche. Da bleibt Platz für alle Arten von gängelnden Behörden, denen durch absurde, unwissenschaftliche Gesetze beim Gras fast jede Mutmaßung erlaubt ist.
Statt mit Schlagstock im Anschlag fuhren die neugierigen Forscher mit einem mobilen Labor durch die Gegend, packten eine exakt analysierte Hanfsorte in ihren weißen Transporter voller Messgeräte und boten den Teilnehmern besonders flexible Optionen für die Entnahme von Proben. Blut und Aerosole in der Atemluft wurden auf Cannabis getestet, dann gingen die Probanden heim zum Konsumieren und kamen nach spätestens einer Stunde für die zweite Testrunde wieder. Eine gleichzeitige Analyse vom Blut ist unverzichtbar, weil sonst vielleicht mancher User nur behauptet mitzumachen – auch beim Hanf gibt es natürlich Studienteilnehmer, die einfach nur ein paar Scheine extra abkassieren möchten, ohne ernsthaft am Projekt mitzuwirken.
Zur Anwendung kam ein „Impaktionsfilter“ als eine Art Mini-Speicher, den Atem und dessen Inhalte. Solche Geräte setzen auf Flüssigkeitschromatografie und eine Tandem-Massenspektrometrie zur Identifikation von chemischen Verbindungen samt Volumen von Atemluft. Die Forscher räumen ein, dass wegen der nur 18 Teilnehmer die neue Studie natürlich kein statistisches Gewicht erreicht. Aber einer muss eben anfangen und in einem Feld rund um Hanfprodukte nach Lösungen suchen, das leider von Politikern allzu oft ganz bewusst ignoriert wird. Bei der Studie zeigt sich jedoch fast kein Unterschied beim THC-Gehalt im Atem von Leuten, die regelmäßig Gras rauchen oder es gerade eben akut getan haben.
Wann kommt die gleiche Technik wie beim Promille-Messgerät für Alkohol?
Ein Staatsanwalt kann auf die Cannabis Nachweisbarkeit per Atemluft vorerst genauso wenig zurückgreifen wie ein neutraler Gutachter. Das ist gut, denn die Bundesrepublik übernahm schon immer gerne, was früher in den USA zur Schikane von Hanfkonsumenten konstruiert wurde. Aber auch schlecht, weil Wähler, Bürger, Steuerzahler beim THC endlich faire Behandlung fordern sowie preiswerte Testverfahren, akkurat und schnell zu verwenden. Vielleicht könnte ein schwäbischer Tüftler die Sache rasch lösen, bekommt aber keine Erlaubnis bei uns oder gar finanzielle Unterstützung wie in Übersee.
Dort hat das Justizministerium die Kosten für die Studie von 1,5 Millionen Dollar übernommen und möchte noch viel mehr tun. Fortsetzung folgt demnächst, mit dann wie angekündigt mindestens 40 Probanden auf Gras. Wir sind weniger gespannt, ob, sondern wann der erste Aerosol-Tester für Cannabinoide auf den Markt kommt. Traurigerweise wird wohl auch diese technologische Innovation nicht mehr im früher so erfindungsreichen Deutschland das Licht der Welt erblicken und für Gerechtigkeit in der hierzulande völlig überholten Drogenpolitik sorgen.